Na, klingt dieses Angebot nicht verlockend? Sie lassen sich einen kleinen schwarzen Kasten ins Auto einbauen, der Ihr gesamtes Fahrverhalten aufzeichnet: wie schwungvoll oder verzagt Sie in die Kurven gehen, ob Sie ordentlich Gas geben, ob Sie behutsam oder abrupt bremsen – selbst ob Sie tagsüber oder nachts unterwegs sind, bleibt Ihrem ständigen elektronischen Beifahrer nicht verborgen. Aha, diese Vorstellung, dass Ihnen am Lenkrad ständig jemand zuguckt und das alles auch noch speichert und auswertet, finden Sie nicht so prickelnd? Nun, wie wäre es, wenn Ihnen die Autoversicherung im Gegenzug für den Einbau des kleinen Kästchens bei der Prämie etwas entgegenkommt? Ach so, dann sieht das doch schon anders aus, nicht wahr? Ja, hm, da müsste man doch mal verschärft drüber nachdenken.

Im Moment sind diese Überlegungen hierzulande noch hypothetisch, aber in anderen Ländern sind solche „Pay as you drive“-Tarifmodelle schon längst am Markt. Die kleinen schwarzen Beifahrer hinter dem Armaturenbrett funken ihre aufgezeichneten Fahrdaten an die Zentralrechner der Versicherungen, wo sie ausgewertet werden und je nach festgestelltem Fahrstil die Prämie beeinflussen: Wer riskanter fährt, zahlt mehr, wer gemäßigter unterwegs ist, profitiert mit niedrigerem Beitrag. Das Thema bleibt auch deutschen PKW-Piloten dauerhaft wohl nicht erspart. Einem Bericht der „ADAC Motorwelt“ zufolge versucht ein großes Mobilfunk-Unternehmen seit Monaten, den deutschen Autoversicherern die Black Box samt der Zentralrechneranbindung und Datenauswertung zur Tariffindung anzudienen. Kürzlich hatte sich auch der Bundestag für die Einführung von digitalen Fahrtenschreibern in privaten Kraftfahrzeugen ausgesprochen. Bei Unfällen könnten aufgezeichnete Messwerte wie Beschleunigung und Lenkwinkel Aufschluss über den Hergang geben.
Die Versicherer zeigen sich derweil „abwartend interessiert“, wie ein Sprecher des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft gegenüber der „ADAC Motorwelt“ verlauten ließ. Das deutsche Prämiensystem sei so differenziert, dass der Markt ein solches Produkt im Augenblick nicht verlange. Ein Versicherungsunternehmen aus Süddeutschland hat sein Black-Box-Projekt nach zwei Testläufen erst mal auf Eis gelegt. Es gebe da noch „viele Baustellen“, von den Kosten für die Geräte und die Auswertung über die Zuverlässigkeit der Boxen und die Frage, wie ein Versicherungstarif aussehen soll bis hin zum Datenschutz und der Akzeptanz beim Kunden. Glaubt man einer Umfrage der Marktforschungsagentur Puls, hält sich die Ablehnung eines Aufzeichnungsgeräts im Auto in Grenzen: Die Mehrheit der Befragten, nämlich 45 Prozent, befürworten digitale Unfalldatenspeicher im Pkw, ablehnend haben sich lediglich 36 Prozent der Befragten geäußert, und 19 Prozent sind in der Frage noch unentschieden.

Umpf. Das gilt es erst mal sacken zu lassen, auch wenn einem im ersten Moment der Aluhut hochgeht. Gut, die Umfrage kann natürlich erstunken und erlogen sein oder mit so manipulativen Fragen gearbeitet haben, dass gar nichts anderes herauskommen konnte als eine Mehrheit für Big Brother als Beifahrer. Aber wir sollten uns da nichts vormachen: Wenn irgendwo ein kleiner Rabatt-Vorteil winkt als Gegenleistung dafür, dass der Kunde seine Hose noch ein bisschen weiter herunterlässt, dann werden sich immer welche finden, die das für eine super Idee halten. Ich kann mir auch bildhaft vorstellen, was das zum Teil für Leute sind: oberlehrerhafte Opelfahrer (die mit 115 km/h auf der linken Autobahnspur herumkriechen in dem Bewusstsein, also ich bin ja total vernünftig unterwegs und gefährde keinen), Gewinnspielteilnehmer und beflissene Paybackpunktesammler, die wahrscheinlich auch noch ihren Urin in Plastikbeuteln bei der Krankenkasse zur Analyse einschicken würden, wenn es dafür ein paar Euro Nachlass bei der Monatsprämie gäbe.
Heißt das nun, dass wir den Begriff der Privatheit auf den Müllhaufen der Geschichte kippen können, wie es die Post-Privacy-Propheten aus der Wüste rufen? Eine gewisse Diskrepanz zwischen Denken und Handeln ist im Datenschutz-Diskurs jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. „Ganz offensichtlich sind Beteuerungen über die Sorge um die eigenen Daten Lippenbekenntnisse“, schreibt Postprivatier Michael Seemann. Oder, um es mal utilitaristischer zu interpretieren: vielleicht auch der Versuch, den Marktwert des eigenen Datenrohmaterials zu erhöhen. Nach dem Motto, wenn ich mich schon nackig mache, dann muss es sich auch lohnen. Und wenn es nur die paar Euro Payback-Jahresrückzahlung sind oder eine verbilligte Versicherungsprämie als Gegenleistung für Datenpreisgabe.

Der Gedanke, die Mitmenschen mit Hilfe der Versicherungsbeiträge zu vernünftigen Wohlverhalten zu konditionieren, wird sogar in befreundeten und post-privacy-kritischen Bloggerkreisen ventiliert, wo ich dergleichen nicht unbedingt erwartet hätte: So machte Kollege Don Alphonso dieser Tage im Zug die erschütternde Beobachtung, dass im Bordbistro jemand um 11 Uhr vormittags über das Boulevardblatt hinweg „ein Bier und dann noch eines“ bestellte. Sein Fazit: „Ich würde dem ja die Krankenkassenbeiträge raufsetzen, dass er sich nicht mal mehr eine Dose leisten kann.“ So nachvollziehbar ich als Nicht-Biertrinker diesen Impuls auch finde: Als jemand, der mit einem nicht mehr ganz fabrikneuen Cabrio italienischer Provenienz gern Alpenpässe rauf- und runterheizt, würde ich mich mit solchen Äußerungen ein wenig bedeckt halten. Könnte ja sein, dass sonst ein eingefleischter Zugfahrer im ICE-Bordbistro nach dem zweiten Bier auf die Idee kommt: „Boah, dem verwöhnten Söhnchen, das so einen heißen Reifen fährt, würde ich die Kfz-Versicherungsbeiträge derart rauf setzen, dass er seine Karre verkaufen muss und künftig nur noch Rad fährt“. Und wer weiß, wie die Risikobewertung der Krankenkasse die positiven Effekte des Radfahrens für das Herz- und Kreislaufsystem in der Tarifgestaltung mit der erhöhten Verletzungswahrscheinlichkeit verrechnen würde.
Kurzum: Bei solchen datengetriebenen Strip-Pokerspielchen gegen die Versicherungen dürfen wir uns hier und da vielleicht über einen kleinen Zugewinn in Form von Prämienvergünstigung freuen. Aber wahrscheinlich gewinnt am Ende aufs Ganze gesehen halt doch eher die Spielbank als der einzelne Mitspieler. Das sagt jedenfalls meine auf Intuition und Erfahrung gestützte Risikobewertung.
Einzelfallgerechtigkeit war den Deutschen immer besonders wichtig, das erklärt manche Absurditäten
in der Gesetzgebung ebenso, wie die auch international überlangen deutschen Rechtsverfahren. Genauso geht’s den Deutschen offenbar, wenn es um Krankenversicherung oder KFZ-Versicherung geht – das muss dich gerecht zugehen und diejenigen, die weniger Kosten verursachen, sollen auch weniger zahlen, nicht wahr?
Dass ein individuell zweckrationales Verhalten bei massenhafter Ausbreitung für eine Gemeinschaft verheerend sein kann, soweit dürften die Überlegungen der meisten nicht gehen. Das kann man im Bekanntenkreise schön an den Gesprächen sehen, bei denen es nach einem Unfall oder einem Hausratversicherungsfall in aller Unschuld darum geht, die Kosten für die haftende Versicherung möglichst hochzutreiben, notfalls künstlich.
Was den Datenschutz angeht: Der hat die Deutschen ernsthaft nie interessiert, es gibt kaum ein Politikfeld, auf dem Lippenbekenntnisse und praktisches Verhalten weiter auseinanderklaffen. Das ist nicht ganz so unvernünftig, wie es aussieht – bisher ist den Deutschen die Erfahrung negativer Folgen von privater Nacktheit weitgehend erspart geblieben. Und Menschen lernen nur aus Erfahrung. Aus eigener sofort, aus fremder nur bei den stärksten im Verlaufe von Jahrhunderten.
Als Randnotiz – woher soll das massenhafte Schätzen von Privatsphäre auch kommen? 99% der Menschen hatten viele Jahrhunderte lang keine. Die einen konnten sich räumlich wie örtlich keine leisten, den anderen war es als Barone und Fürsten herzlich gleichgültig, was ihre Bediensteten und Untertanen über Sie dachten.
Gruss,
Thorsten Haupts
Naja,
dass Datenschutz in Deutschland noch gar nie interessiert hätte, hält einer näheren Betrachtung nicht so ganz stand. Aber unstrittig ist, dass sich dieses Interesse oft genug auf Nebenschauplätzen wie z.B. Google-Streetview ausgetobt hat, während größere Sauereien wie zum Beispiel die Fortschreibung des Listenprivilegs in der vorigen Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes und ähnliche Klopper keinen großen Widerhall fanden. Was aber auch damit zu tun hat, dass Zeitungen/Pressehäuser diesen Punkt mit Blick auf ihre eigenen Abowerbepraktiken wohlweislich nicht thematisiert haben.
Ach ja, die hierzulande vorhandene Sehnsucht nach (gefühlter) Einzelfallgerechtigkeit, das ist natürlich noch zusätzlich gefördert worden im Zuge diverser Deregulierungen bei der Daseinsvorsorge. Statt dem Solidarprinzip und dem großen Ganzen hat jetzt jeder nur noch “Ich und mein Magnum” im Blickfeld, um es mal mit den Worten eines geschätzten Kommentators zu sagen. Ich meine, was hat mich das denn als Versicherten zu interessieren, ob sich einer mit vormittäglichem Biergenuß oder gar Rauchen vorzeitig aus dem Kreis der Leistungsbezieher und Beitragszahler verabschiedet, kann doch gut sein, dass das für die Kasse trotz der damit einhergehenden Behandlungskosten immer noch günstiger kommt als dass der Betreffende alt wird wie Methusalem und jahrelang pflegebedürftig bleibt. Vielleicht erleben wirs ja noch, dass Prämien gezahlt werden für freiwilliges sozialverträgliches Frühableben.
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das gibt es übrigens teilweise schon. so in etwa bei den fahrzeugen, die professionell ca. 150tkm p.a. (mit einem fahrer, mit zweien mehr) zurücklegen. nennt sich “digitaler tachograph”, “tollcollect” und “fleetboard”. kann alles zusammen viel mehr, als aktuell je genutzt wird. (man google diese). denn so gläsern, wie fahrer und fahrt dann werden kriminalisiert jedes individualverhalten früher oder später so stark, dass vollständig nicht anwendbar. (wie gesellschaftlich wohl bekannt. evtl. nicht dem kleinen mann.)
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dies aber bzgl. oben keine ausrede für ziviles schweigen. im pkw und für privatfahrten sollte man es immer abwählen können.
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evtl. ein bißchen stöbern: https://www.youtube.com/watch?v=JnN0QnVWRl4 https://www.toll-collect.de/home.html https://www.youtube.com/watch?v=iJ1Yini8JOU https://www.youtube.com/watch?v=B7EYkqDy8ro#t=17 https://www.fleetboard.de/ https://www.fleetboard.de/fileadmin/content/germany/Produktdokumentation_Executivereport.pdf https://www.youtube.com/watch?v=NEGha72NRMk https://www.dtco.vdo.de/generator/www/de/de/vdo/dtco/service_support/training/training_de.html
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schon der amtliche digitale tachograph zeichnet mit 5120 messwerten die letzten 60 sekunden auf. also rund 87 messwerte pro sekunde. sogar das schon für jeden verlehrsachverständigen und ing. vollkommen ausreichend für ungefähr jede nachträgliche unfall-analyse. das aber längst quasi vollkommen veraltete technik. “fleetboard” ( von daimler benz – debis) kann viel mehr. und tut das auch. entsprechnd auf-/nachzurüsten hat der gesetzgeber aber bislang kein interesse – jeder praktiker versteht warum … .
Dass die genannte Black Box für PKWs
gewissermaßen nur die Spitze des thematischen Eisbergs darstellt, war mir schon bewusst. Allein in dem ganzen Bereich Flottensteuerung und Fuhrparkmanagement in der Logistikbranche steckt heute schon so viel Kontroll- und Überwachungstechnik drin, dass es dem privaten PKWist grausen mag. Ich würde mich auch nicht drauf verlassen, dass ein heute geliehener Mietwagen ohne so Gelumpe gefahren werden kann…
nein, tut er nicht. jeder doofe mietwagen hat so was. speziell hier von den amerikanischen
anbietern wie hertz oder avis. sogar auch in dubai. oder gerade da? (*g*) – schließlich eine erstklassige möglichkeit für die usa, z.b. hier in deutschland an verkehrs-echtdaten (das alter des fahrers und wie lange er den lappen hat, usw. ist ja auch bekannt) zu gelangen, und ganz legal. denn wie sonst?
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und wissen möchte man schließlich jederzeit immer alles. und warum auch nicht? unser big brother ist schließlich nicht nur wohlwollend – sondern gut!
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und hat prima verkehrserzieherische effekte – bei den einsichtigen, mit denen man reden kann, also mit uns allen: weiß ich, dass ich mit so einem leihwagen unterwegs bin, fahre ich auch entsprechend! na siehste!
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bis auf weiteres zumindest noch wäre daher vermutlich davon auszugehen, dass statistisch normalverteiltes individualverhalten auch im strassenverkehr als unbestraft anzusehen wäre. also hier in deutschland immerhin.
man hatte evtl. verstanden, warum wir auch tollcollect mit verlinkten:
auch da liegen (wie bei fleetboard und tachograph) eben alle daten selbstverständlich digital vor. und daher kann man mit ihnen eben ganz selbstverständlich auch alles das machen, wass sich jeder studierte mathematiker, physiker, ingenieur oder statistiker eben alles ausdenken, reps. vorstellen könnte. alles eben. all das. jede art von (gleitenden) durchschnitten, ableitungen erster und zweiter art, usw., usf. es wird halt – so weit öffentlich bekannt, bislang nur noch nicht gemacht. z. b. eben auch die anzahl der baustellen auf eine mögliche veränderung der durchschnittlichen lkw-transportgschwindigkeit in unterschiedlichen abschnitten und zu div. zeiten etc. ließe sich nicht nur ermitteln, sondern auch veröffentlichen. und das auch noch nach bundesländern getrennt. oder fahrzeugmotorisierungen, ob 380 ps, 440 ps oder 510 ps. alles gar keine frage, da jedes fahrzeug ja zu jeder zeit individuell bekannt.
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wie gesagt: evtl. mal bei den lkw schauen, was es als gesellschaftliche realität bereits alles gibt. dagegen die pkw (und die meisten ihrer nutzer) noch relativ (und zum glück?) “in der steinzeit”.
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fleetboard dagegen ist mit dem ganzen fahrzeug, mit jedem einzelnen sensor tag und nacht immer online in die fleetboard-zentrale jederzeit digital vernetzt. erfasst jeden bremsvorgang, jede lenkwinkelbewegung, jedes bremsen, jede kurvenfahrt usw.. und klassiert sie: langsam/resp. schwach, mittel, oder hoch. also jede kurvenfahrt wird über einen gierwinkelsensor digatal erfasst, bewertet, und in einen speicher abgelegt. ebenso jede bremsung klassiert, jedes frühe oder späte hochschalten erfasst und klaasiert. und für von extern frei wählbare zeiträume tag/woche/monat/jahr in einer bewertungskennziffer zusammengefasst. die gibt auskunft über den fahrertyp, zumal mit ihren unterziffern.
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nachtrag: wahrscheinlich, so war schon immer davon auszugehen, sitzen auch bei fleetboard, ebenso wie bei der deutschen telekom, auch leute vom verfassungschutz imbedded mit – und werten beobachtend ihre republik mitb aus. und wer würde es nicht so machen? wir schon immer ganz sicher, nicht? schließlich wären wir ja als staat aktiv genauso … .
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wahrscheinlich gäbe es nach der einführung im pkw-bereich recht bald deswegen auch to-do’s dafür “wie ich evtl. mitlesenden geheimdienstleuten spielmaterial liefere, anhand von statistisch von mir selbst “absichtsvoll, aber randomisierten”, variierten beispielfahrten … .” (falls das möglich wäre… durch einsatz von anderen fahrern z.b. da wäre dann aber sicher die automatische fingerabdruck oder gesichtserkennung vor. die brauhen wir dann in jedem pkw aber auch.)
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man sollte sich halt öfters mal einen ruck geben, nicht? https://de.wikipedia.org/wiki/Ruck –
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Ich glaubs gerne...
Nicht, dass mich das Ganze wirklich gross interessiert, aber ich glaubs Ihnen gerne. Nur eines fehlt mir in Ihrer Aufzählung. Ich lese da nichts von den GPS Daten. Sind Sie sicher, dass da nichts gespeichert wird? “Unser” Rechtssaat (nicht nur unserer, natürlich) ist doch immer und überall so an den Bewegungsprofilen Einzelner interessiert.
Für deutsche Innenminister sind alle Bürger ja zunächst mal potentielle Gesetzesbrecher….
(Kann sich noch jemand der Älteren daran erinnern, dass es mal einem Mann wie Gerhard Baum möglich war in diesem Staat Innenminister zu sein? Für die Jüngeren: Das ist wahr! Ich hab das nicht erfunden!) ;-)
toll collect,
da sagen Sie was. Als kürzlich der Fahndungserfolg verkündet wurde, dass der sogenannte LKW-Schütze gefasst ist (es war ein LKW-Fahrer der von Führerhaus aus auf andere LKWs schoss), beeilte man sich auch mitzuteilen, dass die umfangreichen Bewegungsprofile, aus denen dann der richtige Kandidat ausgesiebt wurde) eben _nicht_ mit Hilfe der Toll-Collect-Daten erstellt wurden, sondern mit diversen mobilen Kennzeichen-Scantrupps.
Das kann man glauben, muss man aber nicht.
Ansonsten völlig d’accord, wir sehen im gewerblichen Kraftverkehr, was heute alles schon geht. Diese fleetboard-Kiste ist tatsächlich hochinteressant, und wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Vitaldaten des Fahrers “always on” sind.
Versicherungsgesellschafte trumpfen
Ich habe eine solche Blackbox versuchsweise fuer drei Wochen installiert gehabt. Selbst bei defensive Fahrweise faengt das Geraet an zu piepsen, wenn die Ampel auf Gelb springt und man das Auto abbremst, um anzuhalten. Der Piepston ist in Indiz dafuer, dass man aggresiv faehrt. Vielen Dank! Als Schleicher hat man vielleicht eine Chance, den Mindestanspruechen gerecht zu warden. Die anderen Autofahrer und vielleicht auch Polizei warden mich irgendwann als “impeding traffic driver brandmarken”
Ich seh ein ganz anderes Problem.....
„Die Umfrage kann natürlich erstunken und erlogen sein oder mit so manipulativen Fragen gearbeitet haben, dass gar nichts anderes herauskommen konnte als eine Mehrheit für Big Brother als Beifahrer.“
Ich glaube da überschätzen Sie die Bürger, jene Leute mit ihrer Wahlbeteiligung von 70%. Und davon 92% für eine der fünf Einheitsparteien… was erwarten Sie da eigentlich (immer noch)?
Bei dem Thema Überwachung und Datensammlerei fällt immer Wesentliches unter den Tisch.
Es ist mir natürlich selbstverständlich völlig egal, wer mails mitliest. Ich habe keine Ursache, am Vorgang selber irgendwas Schlimmes zu erkennen.
Das ungeheuerliche Problem ist für mich die dahinter stehende Einstellung von Staat und Konzernen, die ganz einfach, mir nichts dir nichts, alles machen was ihnen in den Sinn kommt und was ihnen technisch möglich und ausdrücklich nicht verboten ist. (Letztere Regel soll ja schon immer traditionell genau umgekehrt für deutsche Bürger gelten…)
Da gabs einen Aufschrei vor noch gar nicht so langer Zeit als sich herausstellte, dass das bayrische Landeskriminalamt, Gesetz hin oder her, den Staatstrojaner einfach erst mal einsetzte um sich dann hinterher mit völlig unschuldiger Mine den Diskussionen stellte. Wenn man den Begriff „sich Diskussionen stellte“ mal aus rein obrigkeitsstaatlicher Perspektive betrachtet.
Wer hat wann zum letzten Mal was von dem Thema gehört? Na also…
Auch Ihr Blog, werter Settembrini, begeht denselben Fehler den alle machen. Sie tun so, als gäbs da noch etwas zu entrüsten, als sei der Zug nicht längst abgefahren…. Denn dies alles ist demokratisch von einer Mehrheit, dem Souverän, legitimiert, durch still-halten.
Eine Volksabstimmung würde bei neutraler Formulierung vielleicht ein prinzipiell anderes Ergebnis erreichen, aber mit diesen Bürgern wird es nie zu einer Volksbefragung, wie zB in der Schweiz kommen.
Hier nimmt man lieber die 3 oder 5%. Geiz wird nämlich immer geil bleiben, nur es laut zu sagen ist verpönt. Denn, und da irrt Thorsten Haupts, die meisten Unfälle werden von Leuten verursacht die nicht fahren können, und die bittet meist keiner zur Kasse. Schuld und Ursache sind bei Unfällen allzu oft nicht deckungsgleich.
So ganz ohne Entrüstung
wäre Rufen aus der Wüste auch ein wenig witzlos. Wie die Konzerne und staatlichen Stellen dazu kommen, zu tun, was sie tun, haben Sie ja hinreichend erklärt: weil die Mehrheit es mehr oder weniger klaglos hinnimmt und immer wieder zur Tagesordnung übergeht. Nun ist mit Max Goldt gesprochen die Mehrheit in jeder Gesellschaft die allergrößte Plage, weil sie nicht ansatzweise gewillt ist, ihre normativen Kräfte im Zaum zu halten. Das ist ja nicht neu, das Thema hatten wir hier schon paarmal. Aber was ich weiterhin nicht tun werde, ist den Postprivatisten und nützlichen Idioten der Datenkraken und des Schnüffelstaats die alleinige Lufthoheit zu überlassen, wenn es um diese Themen geht. Man kann das natürlich als Kampf gegen Windmühlen sehen, aber wenn es schon keinen da draußen bekehrt, der es nicht eh schon geschnallt hat, so dürfte meine Arbeit hier mir wenigstens ein Magengeschwür ersparen.
Wünschen Sie sich einen saftigen Geheimdienstskandal, von dem sich jeder persönlich
gemeint fühlt und ihn nicht wegschieben kann mit “Das passiert doch nur Kriminellen”. Dann haben Sie die Aufmerksamkeit für das Thema, vorher nicht.
Man muss die Leute immer wieder mit ihrer Nase darauf stossen, dass Checks und Balances eingeführt wurden, weil Menschen auf Dauer immer machen, womit sie durchkommen. Fast alle. Diese gut bestätigte Realität kollidiert nämlich mit unserem Selbstbild, das da lautet “Edel, hilfreich und gut bin ICH. Und meine Nachbarn auch.”
Gruss,
Thorsten Haupts
Ausgezeichnete Antwort..
Mit Ihrem letzten Satz zeigen Sie mir, dass wir schon zwei in dem Club sind… ;-)
Ich habe nichts gegen solche Einschätzungen der Welt, solange dabei noch durchschimmert, dass man sich der meist etwas unangenehmeren Realität durchaus bewusst ist.
Ja, Max Goldt ist da ein guter Lehrmeister.
Genau das ist doch das Problem....
Ich habe doch schon die Staatstrojaner Mär aufgetischt.
Und? Was ist passiert? Das Schweigen im Walde und wie ebenfalls schon erwähnt, 92% der abgegeben Stimmen für die fürnf staatstragenden Einheitsparteien.
Ich hab das Buch schon mal erwähnt, das die Zukunft dieser Entwicklung recht realistisch und unterhaltsam beschreibt: Gary Shteyngards “Super, sad, true love story”.
Das Buch ist dem Thema ganz angemessen, völlig unpolitisch geschrieben.
Genau das macht es ja letztlich so radikal… Black Boxes in Autos, das ist dann ungefähr so banal wie die Benutzung einer Bank-Card.
big brother...
alles ganz nett…aber die box kostet mit sim karte 120 euro pro jahr
. ab 2015 muss lt eu jeder neuwagen diese box haben.
fuer altwagenbesitzer lohnt sich die box nicht. weil sie. bis 30%
nachlass bekommen können!bei einer jahresprämie von 600
euro…schnell gerechnet..bleiben nur 10%.60euro uebrig. und
im schaden schickt der versicherer ihnen neben dem rettungswagen
gleich den abschleppdienst. fuer die fahrt in die vertragswerkstätte.
und die zukunft???? staatliche organisationen können feststellen. wohin sie
fahren und ob ein demonstrationsrisiko akut ist.. dann werden die fahrzeuge
per funk ausgeschaltet.. analig den handys… brave new world…
Dein Beitrag
Beim Lesen deines Beitrages hat man das Gefühl, du bist total gefrustet, subjektiv und du bist beleidigend. –> Somit content useless.
Mir scheint eher,
der Kommentator Jay schließt von sich auf andere.
Aber gut, dass wir drüber gesprochen haben.
Das sagt jedenfalls meine auf Intuition und Erfahrung gestützte Risikobewertung.
Intuition und Erfahrung täuschen öfters ganz gewaltig.
Aber was wollten Sie eigentlich sagen bezw. was soll man anstreben oder verhindern?
Mir geht es darum,
dass man sich solche Lockvogel-Angebote (so sie denn auch hierzulande offeriert werden, was m.E. nur eine Frage der Zeit ist) sehr genau anschauen muss. Ich werde niemanden, der das für eine gute Idee hält, davon abbringen können, mit seinen Daten zu bezahlen im Glauben, es werde davon wirklich billiger. Aber wenn der Beitrag dazu dient, diejenigen zu bestärken, die nicht scharf darauf sind, sich komplett permanent nackig zu machen, dann wird das neue Tarif-Modell vielleicht nicht so schnell der flächendeckende Standard.
@Marco: Durch den Blogtext wird überhaupt nicht belegt, dass es sich um Lockvögel handelt!
Dass man jedes Angebot gut anschauen muss ist eine Binsenwahrheit und wieweit man sich angesichts der übrigen Überwachungsmassnahmen zusätzlich nackig macht leider nicht deutlicher geworden.
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Viele GPS-Systeme welche für aktuelle Stauwarnungen Daten liefern geben Position und Geschwindigkeit durch. Jedes billigste Handy liefert regelmässige Positionsdaten, das hatten wir in der FAZ alles schon.
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Die Knete für den Blogschreiber wäre m.E. eher gerechtfertigt für Vorschläge konkreter Massnahmen, wie man die öffentliche Meinung und diejenige der Politiker dafür sensibilisieren könnte.
Naja,
das neue ist weniger eine zusätzliche Dimension der Nacktheit als vielmehr deren Tarifrelevanz, die bei dem Einspeisen der eigenen Positions- und Bewegungsdaten in den großen Datenpool für aktuelle Stauwarnungen nicht gegeben ist. Wenn Sie die in Aussicht gestellten Tarifvergünstigungen im Gegenzug für das Spazierenfahren des Aufzeichnungskastens aus dem bisher gesagten nicht als Lockvogel zu erkennen vermochten, sehe ich das Problem eher bei Ihnen, lesen Sie sonst doch auch allerlei heraus aus Beiträgen und Kommentaren, was nicht wörtlich dasteht.
Wenn ich für “Politiker sensiblisieren” eine tolle Idee (sprich: eine bessere, als es zur Abwechslung mal mit einer vorgehaltenen AK 47 zu versuchen) hätte, ich würde sie Ihnen und den anderen Lesern nicht vorenthalten. Ich bin da aber ehrlich auch gesagt ein wenig ratlos, wenn weder Staatstrojaner noch NSA noch Vorratsdatenspeicherung noch strategische Fernmeldeüberwachung noch sonst irgendwas die Leute aufzurütteln vermag. Ich sehe darin auch nicht unbedingt meine vordringlichste Aufgabe, denn das “mission statement” für dieses Blog war seit jeher das Beschreiben von Verdatungsprozessen der conditio humana von verschiedenen Blickwinkeln aus und nicht unbedingt politisches Lobbying. Dafür gibt es diverse Vereine und Organisationen von CCC über Foebud bis hin zu Digitale Gesellschaft und wie sie alle heißen.
@Marco Settembrini di Novetre 23.10.2013, 15:11 Uhr
Eigentlich sollten Bloginhalte für sich allein klare Aussagen machen und nicht auf trickyreiches Herauslesen angewiesen sein?
Lockvogelangebote sind gemäss Rechtsprechung und Wiki dadurch definiert, dass die besonders günstig angebotene Sache nicht in ausreichender Menge verfügbar ist (und der in den Laden gelockte Interessent dann oft andere teurere Artikel kauft). Diesen Sachverhalt haben Sie hier in keiner Weise dargelegt und Ihre Unterstellung an mich fällt auf Sie selber zurück!
Was einen Adligen di Novetre adeln würde, ist imho nicht politisches Lobbying sondern Blogtexte, welche im gegebenen Zusammenhang die Gesellschaft aus dem fatalen Konsumdämmerschlaf aufwecken.
Wenn Sie sich
an dem von mir mehr im volkstümlichen Sinne gebrauchten Begriff partout aufhängen wollen, bis Sie blau anlaufen, will ich Ihnen Ihr sonderbares Vergnügen nicht nehmen. Den Gefallen, die Gesellschaft aus ihrem fatalen Konsumdämmerschlaf zu wecken, würde ich Ihnen gerne tun, aber ich fürchte, da uberschätzen Sie die hier verfügbare Dezibel-Höchstzahl (und die wirksame Reichweite dieses Blogangebots) um ein Vielfaches. Zum großen Teil predigt man hier doch den eh schon Bekehrten, und für einen richtig gellenden Weckruf müsste man schon die “Bild”-Titelseite oder 2 Minuten 30 in der “Tagesschau” haben.
@Marco Settembrini di Novetre 24.10.2013, 15:17 Uhr
Falls sich hier einer aufgehängt hat war nicht ich es!
Aber mit “blau anlaufen” werden Sie es mit etwas Glück bestimmt noch auf die Bild Titelseite schaffen ;)
Doch selbst wenn ich verschiedene volkstümliche Bedeutungen von Lockvogel nehme erschliesst sich mir der Sinn Ihres Kommentars nicht.
Dass ausgerechnet Sie mir einen Gefallen tun würden habe ich weder erwartet noch erbeten. Es kommt imho auch überhaupt nicht auf Dezibel an, da sind Sie und der werte Don schon ungeschlagen…
Auf faz.net sind anhand der Leserkommentare auch in anderen Ressorts noch sehr viele Unbekehrte unterwegs.
da sollten sie vorsichtig sein....
Sich aus den Kommentaren in der FAZ eine Meinung bilden zu wollen, oder daraus irgendwelche Rückschlüsse ziehen zu wollen, ist auf eine etwas lächerliche Art ignorant.
Sie haben anscheinend nicht die geringste Ahnung davon in welch massiven Umfange auch bei der FAZ zensiert wird. Was der politischen Interessenlage des Konzerns und auch der Ideologie der Redaktion widerspricht, wird bei der FAZ permanent zensiert.
Einzig in den Blogs haben die Autoren anscheinend Hausrecht.
Mit sowas manipuliert man nicht nur die öffentliche Meinung, man verhindert auch dabei, dass so mancher, sich besonders schlaue dünkende Forist Gefahr läuft mal selber nachzudenken, anstatt wie stets Vorgegebenes nachzuplappern. Die Meisten Menschen halten etwas für wahr, wenn es ihren eigenen Vorurteilen nicht widerspricht, da ist die FAZ ganz auf BILD Niveau.
Gott sei Dank gibt es trotzdem auch hier völlig konservative Leser und Kommentar Schreiber, die diese Meinungsmache und Manipulationsversuche der gleichgechalteten Presse durchschaut.
Dadurch und NUR dadurch sind die BLogs der FAZ eines der ganz wenigen Medien in denen tatsächliche Diskussionen in diesem Land überhaupt noch stattfinden
Und was ist mit Navigationsgeräten & Co?
Was viele Menschen – auch die, die sich über die Gedankenspiele der Versicherer echauffieren – nicht bedenken: Schon heute werden Daten über die Fahrtwege der Autofahrer massenhaft gesammelt, nämlich via Navigationsgeräten, teilweise auch via Handy. Sehr viele Navigationsgeräte sammeln während der Fahrt Daten (Fahrtweg, Geschwindigkeit) und senden diese in Echtzeit an die Hersteller der Navis. Aus diesen Daten generieren die Herseller bspw. Staumeldungen. Zwar wird von Seiten mancher Hersteller behauptet, diese Daten nur mit Einverständis der Nutzer zu sammeln, bei vielen Navigationsgeräten ist mindestens die Standardeinstellung aber die Verwertung der Daten, teilweise kann das auch nicht abgeschaltet werden.
Zu dem Themenkomplex gehört auch die Verkehrssicherheit: Die neu einzuführenden Tarife exisitieren bereits in einigen Ländern, bspw. der USA. Und es zeigt sich, dass die Unfallhäufigkeit der Personen, die diese Tarife nutzen, durch die Inbetreibnahme der Geräte im Auto deutlich sinkt. Was primär nicht daran liegt, dass die Leute etwas mehr oder weniger zahlen müssen, sondern vor allem dran, dass Autofahrer sich ihrer Fahrweise überhaupt einmal bewust werden. Und dann teilweise die häufig an den Tag gelegte “Wurschtigkeit” (“Wird schon gutgehen”) reduzieren oder anblegen.
Richtig, es werden schon jetzt fleißig Bewegungsdaten gesammelt (hatten wir hier vor über zwei Jahren aber auch schon thematisiert: https://blogs.faz.net/deus/2011/05/01/jeder-schritt-ein-bit-378/). Wobei in dem Fall der Nutzen in der Aggregierung liegt, also im Blick aufs große Ganze, während es bei den Pay-as-you-drive-Tarifen um das Individuum und die Berechnung von konkreten Schadenswahrscheinlichkeiten geht. Ich denke nicht, dass irgendjemand hier in der Runde diese Modelle komplett verteufelt, es ist (wie bei anderen Aspekten des Themenkomplexes Überwachung auch) halt immer eine Abwägung, wieviel Durchleuchtung wir für ein bisschen mehr gefühlte Sicherheit – oder für die Aussicht auf geringfügige Preisnachlässe – in Kauf zu nehmen bereit sind.
Ach ja, wie es aussieht, kommt hierzulande der erste Anbieter aus den Startlöchern:
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/versichern-und-schuetzen/autoversicherung-gute-fahrer-sollen-weniger-praemie-zahlen-12655209.html