Fazit – das Wirtschaftsblog

Fazit - das Wirtschaftsblog

Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Wie sich noch ein Harvard-Mann blamiert…

Tollhaus Harvard: Erst geraten Reinhart/Rogoff wegen ihrer Staatsschuldenstudie unter Beschuss. Jetzt beleidigt der Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson den toten Keynes.

Der Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson hat auf einer Konferenz vor mehr als 500 Investoren die Behauptung aufgestellt, John Maynard Keynes’ wirtschaftliche Überzeugungen, die eine Geringschätzung langfristiger Betrachtungen beinhaltet hätten, seien durch seine Homosexualität beeinflusst gewesen. Keynes sei zwar mit einer Ballerina verheiratet gewesen, mit der aber wohl eher über Poesie geredet habe als dass er sich mit ihr fortgepflanzt hätte. Nach einem Bericht von der Veranstaltung soll Ferguson Keynes zudem als ein “verweichlichtes” (effete) Mitglied der Gesellschaft bezeichnet haben. Das Auditorium war offenbar peinlich berührt.

Da ich mich ein wenig mit Keynes befasst habe, zwei kurze Anmerkungen:

– Von Keynes stammt ein bekannter Beitrag über die sehr langfristige Entwicklung der Wirtschaft, der gerade in den vergangenen Jahren wieder entdeckt worden ist. (“Economic Possibilities for our Grandchildren”). Er hat auch in anderen Arbeiten langfristige Betrachtungen vorgenommen -zum Beispiel in seinen Entwürfen für ein Weltwährungssystem nach dem Zweiten Weltkrieg.

– Da Keynes’ Frau während ihrer Ehe eine Fehlgeburt erlitt, hat sich das Paar möglicherweise nicht nur mit Poesie befasst.

Nachdem Fergusons Äußerungen über amerikanische Medien verbreitet wurden, hat sich der Harvard-Professor nun entschuldigt. Seine Äußerungen seien “dumm und taktlos” gewesen.