Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Wie schön! Eine Professur für Finanzgeschichte in Frankfurt

Traditionsreiche Bankhäuser kennen den Wert der Geschichte: Das Frankfurter Bankhaus Metzler und die Pariser Bank Edmond de Rothschild stiften eine Professur für Finanzgeschichte am House of Finance der Frankfurter Goethe-Universität. Es ist die einzige Professur für Finanzgeschichte an einer WiWi-Fakultät in Deutschland - was für die Stifter spricht, aber nicht für das wissenschaftliche Umfeld.

Wir zitieren eingangs die vom Bankhaus Metzler übersandte Pressemitteilung in Auszügen:

“Zum Jubiläumsjahr 2014 der Goethe-Universität Frankfurt am Main stiften die Edmond de Rothschild Gruppe und das Bankhaus Metzler in Kooperation mit dem Institut für bankhistorische Forschung e.V., Frankfurt am Main, eine Gastprofessur „Financial History“ am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Das Bankhaus Metzler und die Edmond de Rothschild Gruppe – zwei der ältesten und renommiertesten Bankhäuser Europas – wissen aufgrund ihrer eigenen jahrhundertealten Geschichte, wie wichtig und wertvoll bankhistorische Forschung für Studierende ist. Gerade seit Beginn der internationalen Finanz- und Schuldenkrise sind Banken- und Finanzhistoriker gefragte Experten. Sie identifizieren anhand historischer Muster und Erfahrungen die Ursachen mangelnder Finanzsystemstabilität und die geeigneten Instrumente zu ihrer Wiederherstellung und helfen dadurch, Fehler der Vergangenheit zu vermeiden.

An deutschen Hochschulen gibt es bisher noch keinen Lehrstuhl für Financial History an einem wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich. Dieses Defizit beheben die Edmond de Rothschild Gruppe und das Bankhaus Metzler und  mit der Errichtung einer Stiftungsgastprofessur für Financial History am House of Finance. Damit erhält diese interdisziplinäre Forschungsrichtung am wichtigsten deutschen Finanzplatz ein zusätzliches Forum. Ausgewiesene Experten der bank- bzw. finanzhistorischen Forschung aus dem In- und Ausland werden für ein bis zwei Semester eingeladen, Kollegen und Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit Einblick in ihre Forschungsinhalte und -methoden zu geben. Diese Professur ergänzt ideal das Spektrum der Finanzforschung, das in den vergangenen Jahren im House of Finance der Goethe-Universität aufgebaut wurde. Als Kooperationspartner der Stiftungsgastprofessur fungiert das Institut für bankhistorische Forschung e.V. “

Die Einrichtung dieser Professur ist eine sehr schöne Nachricht. Die Finanzgeschichte ist nicht nur ein spannendes Fach, sondern, wie die jüngere Vergangenheit lehrt, vermutlich sogar ein recht relevantes. In Frankfurt existiert bekanntlich seit mehreren Jahren mit dem “House of Finance” und ihm nahestehenden Instituten ein universitärer Schwerpunkt mit zahlreichen Professuren – nicht wenige sind Stiftungsprofessuren.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass bereits in der Vergangenheit die Überlegung an das House of Finance herangetragen wurde, dort zumindest eine Professur für Wirtschaft-/Finanz-/Bankengeschichte einzurichten. Das scheiterte unter anderem an einem – sehr wohl hinterfragbaren – Konzept, nachdem neue Professuren vor allem auf Gebieten geschaffen werden sollen, die ihrem Inhaber die Möglichkeit geben, Beiträge in von der Branche möglichst hochangesehenen Fachzeitschriften zu publizieren – damit sich Frankfurt in den einschlägigen Rankings der Universitäten möglichst hoch plazieren kann.

Auch wenn ein solches Streben grundsätzlich nicht schlecht sein mag, besteht hier doch die Gefahr einer zu großen Schwerpunktbildung auf gerade im Mainstream beliebten Fachgebieten und einer Verarmung auf jenen Fachgebieten, die vielleicht nicht gerade “en vogue” sind, aber dennoch ihren Wert besitzen könnten. So waren nach unserer Erkenntnis die modernen “Finanzer” in den vergangenen Jahren in Frankfurt nicht unbedingt versessen darauf, einen Fachhistoriker in ihren Reihen zu haben – so wie das Fach Wirtschaftsgeschichte schon vor vielen Jahren am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften aufgegeben wurde und heute vom Fachbereich Geschichte angeboten wird *). Man darf auch durchaus die Frage stellen, ob das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens nicht auch für Makro-Professuren gilt – selbst wenn man konzediert, dass Teamarbeit bessere Ergebnisse bringen mag als das Wirken von Einzelkämpfern.

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*) Da ist Frankfurt kein Einzelfall. Mehrere sehr gute deutsche Wirtschaftshistoriker lehren an ausländischen Universitäten, wo sie von ihren Ökonomenkollegen nicht wie heruntergekommene Außerirdische behandelt werden.