Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

“Eine Hexenjagd” – Kenneth Rogoff über seinen Excel-Fehler

Kenneth Rogoff hat gezeigt, wie schädlich Staatsschulden sind. Dann wurde ihm ein Excel-Fehler vorgeworfen. Jetzt verteidigt er sich: Die Geschichte sei ein orchestrierter Angriff von linken Bloggern gewesen, "wie in den 50ern unter McCarthy".

© Rainer WohlfahrtKenneth Rogoff bei einem F.A.Z.-Interivew

Er hatte die intellektuelle Grundlage für die Sparpolitik in den Krisenstaaten gelegt: Kenneth Rogoff. Gemeinsam mit seiner Kollegin Carmen Reinhart hatte er ausgerechnet, dass Staaten mit hohen öffentlichen Schulden kräftig an Wachstum verlieren. Irgendwo oberhalb von 90 Prozent Staatsverschuldung bricht das Wachstum zusammen, so rechneten die beiden aus. Es war eine einfache Zahl, politisch gut verpackt, von einem ehemaligen Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds – die halbe Welt glaubte ihm, sogar der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. In der Eurokrise einigten sich die Politiker auf Sparmaßnahmen, die viele Länder zu hart fanden.

Doch dann kam ein Student aus Massachusetts und entdeckte einen Excel-Fehler in den Rechnungen von Kenneth Rogoff. Er mischte noch einige eigene Einschätzungen hinein und behauptete, das Ergebnis sei falsch. Reinhart und Rogoff antworteten halbherzig – und verloren das Ansehen ihrer Ergebnisse noch schneller, als sie es gewonnen hatten. (Patrick Welter hat die Vorwürfe im Detail untersucht.)

Derweil triumphierten die Befürworter höherer Staatsschulden. Vor allem der keynesianische Nobelpreisträger und Blogger Paul Krugman, der sich selbst als links bezeichnet, griff Rogoff scharf an.

Jetzt allerdings ist Rogoff in die Offensive gegangen. Er fühlt sich als Opfer einer “Hexenjagd”, sagt er in einem Interview mit dem Magazin “Capital“. „Das war keine Debatte. Das war eine haltlose persönliche Attacke, von Leuten mit einer starken politischen Agenda.” Er sieht einen orchestrierten Angriff von linken Bloggern und Lobbyisten “wie in den 50ern unter McCarthy”, der seine gesamte Arbeit diskreditieren sollte. “Es gab keinen Kampf. Das war ein Massaker.”

“Mein Kernergebnis steht: Sehr hohe Schulden sind verbunden mit niedrigerem Wachstum”

Der Fehler sei peinlich, sagt Rogoff, aber er hätte keine große Bedeutung. Seine Gegner hätten ihn “aufgeblasen und bewusst falsch interpretiert und polemisiert”.

Rogoff hält noch an seinem Ergebnis fest. “Der wichtigste Punkt ist, nach der ganzen polemischen Hitze, dass mein Kernergebnis steht: Sehr hohe Schulden sind verbunden mit niedrigerem Wachstum”, sagt er. Und: “Wenn irgendjemand denkt, dass Rekordschulden in Ordnung sind, dann liegt er falsch. Die Geschichte lehrt das Gegenteil”, so Rogoff. Den europäischen Schuldenstaaten rät Rogoff immer noch zu einer schnellen Umschuldung.

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