Von Patrick Bernau
Chefs sind wichtiger, als viele Leute zugeben wollen – das ist die (vorläufige) Folgerung aus einer neuen Studie von Edward Lazear und zwei Koautoren. Der Grund: Während ein guter Mitarbeiter nur für sich selbst gute Leistung bringt, verbessert ein guter Chef die Leistung des ganzen Teams. Lazear und seine Kollegen haben die Leistung von Mitarbeitern einer ungenannten Dienstleistungsfirma gemessen – und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Chef 60 Prozent mehr zum Firmenerfolg beiträgt als seine direkten Untergebenen – und deshalb 60 Prozent mehr verdienen sollte. So eine Maßnahme wäre in Deutschland aber gar nicht beliebt: Bei 15 Hierarchiestufen würde dann der Firmenchef eines Dax-Konzerns das 1000-fache des ärmsten Mitarbeiters verdienen, und das wäre auch noch völlig angemessen.
Über dieses Ergebnis können die Experten am Sonntag aber trefflich streiten. Denn Lazear und seine Kollegen werden die Studie beim Jahrestreffen der Amerikanischen Ökonomen in Chicago vorstellen, das heute Abend beginnt – dem wichtigsten Ökonomen-Kongress der Welt. Ich werde den einen oder anderen Blogeintrag schreiben und regelmäßig twittern.
Natürlich gibt es viele wichtigere Streitpunkte als das Gehalt von Chefs. Der Euro ist vom Abgrund noch nicht weit weggekommen. Umso spannender wird es, wie sich Inflationsgegner Axel Weber über die Eurokrise mit IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard streitet, der sich eher mehr Inflation wünscht. In der Debatte um Staatsschulden diskutiert Carmen Reinhart, die die Wachstumsschwäche von hochverschuldeten Ländern ausgerechnet hat, mit Martin Feldstein, der kürzlich erst sagte: Italien muss nur sparen, dann kommt es selbst aus seinen Schulden.
Weil es in diesen Diskussionen keinen Chef gibt, werden sich am Ende die Positionen vermutlich ebenso unversöhnlich gegenüberstehen wie zuvor – hoffentlich sind dabei alle schlauer geworden. Das erste greifbare Ergebnis ist ja schon bekannt: 60 Prozent mehr Gehalt für den Chef.
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