Japanische McDonald’s-Mitarbeiter können sich drei Big Macs pro Stunde leisten. Ihre indischen Kollegen müssen drei Stunden für einen Burger arbeiten.
Von Patrick Bernau
Jährlich veröffentlicht das Wirtschaftsmagazin Economist seinen “Big Mac Index“, mit dem man die Preise auf der ganzen Welt vergleichen kann, und zwar an einer simplen Frage: Was kostet ein Big Mac? (Umgerechnet in Dollar.) Am billigsten ist demnach Indien, am teuersten – wer hätte es gedacht – die Schweiz.
Mit dem Big Mac (Foto: dpa) kann man aber nicht nur Preise vergleichen, sondern auch Löhne. Seine Berechnungen hat der scheidende Präsident der amerikanischen Ökonomen, Orley Ashenfelter, beim Jahrestreffen im Januar gezeigt – jetzt sind endlich die genauen Zahlen veröffentlicht. Er hat nicht nur die Preise für Big Macs auf der ganzen Welt sammeln lassen, sondern er weiß auch, was die McDonald’s-Verkäufer pro Stunde verdienen. Der Rest ist einfach: Ashenfelter musste nur noch ausrechnen, wie viele Big Macs sich jeder McDonald’s-Mitarbeiter pro Arbeitsstunde kaufen kann – schon wird deutlich, wer tatsächlich am besten bezahlt ist.
Die Preise für Big Macs sind deshalb so gut vergleichbar, weil das Produkt auf der ganzen Welt fast das gleiche ist – mit einer Einschränkung: In vielen armen Ländern ist der Burger ein Hochpreis-Produkt, eben weil sein Preis international so vergleichbar ist.
Auch in der Praxis scheint das Maß recht zuverlässig zu sein. Ashenfelter erzählt, er könne in den ganzen Vereinigten Staaten zu McDonald’s gehen, nach dem Preis für einen Big Mac fragen und den Mitarbeitern dann auf den Kopf zusagen, was sie verdienen – immer ungefähr das 2,5-fache des Burgerpreises in der Stunde. In Westeuropa sind die Löhne etwas niedriger, hier nähert man sich dem doppelten Burgerpreis. Die niedrigsten Löhne zahlt McDonald’s in Indien und Lateinamerika, wo sich die Mitarbeiter einen Big Mac erst nach drei Stunden Arbeit leisten können.
Ist McDonald’s darum ein Ausbeuter? Nicht unbedingt. Ashenfelter kann zeigen, dass die Reallöhne eng mit dem Bruttoinlandsprodukt des Landes zusammenhängen – außer in Ländern mit einem hohen Mindestlohn, dort werden die McDonald’s-Löhne offenbar vom Mindestlohn angehoben.
Und: Mit dem Wohlstand haben sich auch die Reallöhne angenähert. Zwischen 2007 und 2011 sind die “Big Macs pro Stunde” in Amerika und Westeuropa um fünf bis zehn Prozent gesunken, in China und Russland dagegen gestiegen. In Indien gab es zwar einen Rückgang, aber der macht die Reallohnsteigerungen der Jahre zuvor nicht zunichte.
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