Diese Frage ist das wichtigste Rätsel auf der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole in den Rocky Mountains: Wer wird der nächste Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve? Gelöst, oder besser entschieden, wird dieses Rätsel freilich nicht in den Rocky Mountains, sondern in Washington im Weißen Haus. Der Präsident schlägt seinen Kandidaten vor.
Seit Barack Obama im Juni Ben Bernanke faktisch den Stuhl vor die Tür gesetzt hat (hier), kochen die Spekulationen hoch. Als Spitzenkandidaten gelten die Fed-Vizevorsitzende Janet Yellen und der Harvard-Ökonom und frühere Finanzminister Lawrence Summers. In außergewöhnlicher Weise nimmt die Entscheidung Züge eines Wahlkampfs an. Öffentliche Meinungsumfragen gibt es zwar noch nicht. Aber in offener und ungewohnter Weise legen Ökonomen und Politiker ihre Präferenzen offen. Selbst Zeitungen wie die New York Times haben eine Linie festgelegt, in diesem Fall pro Yellen.
Die Zeitung Wall Street Journal hat in Fleißarbeit zusammengetragen, welche Ökonomen und Politiker sich auf einen der beiden festgelegt haben (hier). Unter den derzeit 51 Ökonomen und Politikern in der Liste führt Yellen. Summers findet in dieser Zusammenstellung nur 17 Fürsprecher.
Zu den “Friends of Janet” gehören unter den bekannteren Namen Alan Blinder, Simon Johnson, Paul Krugman und Joseph Stiglitz. Summers erhält Fürsprache von Tylor Cowen oder Brad DeLong.
Dabei ist völlig unklar, ob es sich tatsächlich um einen Zweikampf der Bewerber handelt. Obama hat als dritten möglichen Kandidaten den früheren Fed-Vorsitzenden Donald Kohn genannt und betont immer wieder, dass er mehrere mögliche Bewerber in die Wahl ziehe. Nicht auszuschließen ist, dass der Präsident in den kommenden Wochen, wenn er dann seinen Kandidaten vorschlägt, jemand ganz anderes aus dem Hut zaubert. Je mehr die Öffentlichkeit im Ringen der Spin-Doktoren zwischen Yellen und Summers polarisiert wird, desto mehr Charme könnte eine solche Überraschungslösung haben.
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