Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

“Es gibt keine Blasen”: Ein Interview mit Eugene Fama

| 6 Lesermeinungen

Es gibt keine Spekulationsblasen. Und die amerikanische Geldpolitik ist zwar nicht sehr wirkungsvoll, aber auch nicht gefährlich - weil sie Grunde auf einem Tausch von Staatspapieren mit unterschiedlicher Frist besteht. Patrick Welter hat aktuell für die F.A.Z. mit Eugene Fama (University of Chicago) gesprochen, einem der drei diesjährigen Träger der Nobel-Gedenkpreises für Wirtschaftswissenschaften.

Hier ist der Link zu dem Gespräch von Patrick Welter mit Eugene Fama:

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/nobel-gedenkpreistraeger-eugene-fama-es-gibt-keine-blasen-an-den-maerkten-12620969.html

 

Und hier zur Ergänzung der Link zu unserem Beitrag vom vergangenen Montag über die Bekanntgabe der Preisträger:

https://blogs.faz.net/fazit/2013/10/14/eilmeldung-nobelpreis-fuer-2768/

 


6 Lesermeinungen

  1. faz-gb sagt:

    Die Wirtschaftswissenschaften sind eine Wissenschaft!
    Das schreibt, Ray Chetty, Harvard-Professor und einer der angesehensten Ökonomen der jüngeren Generation, in dem nachfolgenden Beitrag:

    https://www.nytimes.com/2013/10/21/opinion/yes-economics-is-a-science.html?src=twr&_r=2&pagewanted=all&

  2. faz-gb sagt:

    Noch ein Überblick
    Über “Financial Frictions” und die makroökonomischen Konsequenzen:

    https://scholar.princeton.edu/markus/publications/macroeconomics-financial-frictions-survey

  3. faz-gb sagt:

    Liquidität
    Viele dieser kleinen Märkte für sehr komplexe Produkte sind allerdings in den vergangenen Jahren verschwunden (was vermutlich kein Schaden ist.)
    Informationsvorspünge versucht man ja am ehesten in wenig liquiden Märkten zu heben – mit den entsprechenden Risiken, “eingesperrt” zu werden. Vor derKrise haben Hedgefonds oft mit hohem Fremdkapitalhebel “Convertible Arbitrage” betrieben – also die Preise von Aktien und Wandelanleihen eines Unternehmens miteinander verglichen und dann Arbitrage betrieben, weil in der Praxis die Wandelanleihen oft etwas billiger waren als es die Finanzmathematik nahegelegt hätte, (Eine Wandelanleihe ist ja imPrinzip eine Anleihe mit einer Kaufoption auf eine Aktie, insofern kann man den Preis der Wandelanleihe mit dem Preis der Aktie in Verbindung bringen.) Die Wandelanleihen waren oft etwas billiger, weil der Markt weniger liquide war. Als nach dem Lehman-Schock viele Hedgefonds kurzfristig Kredite zurückzahlen mussten, wurden viele Positionen an den Wertpapiermärkten liquidiert und die Wandelanleihen fielen weitaus mehr in den Keller als es fundamental gerechtfertigt gewesen wäre, denn es gab in dem engen Markt keine Käufer mehr. Erst als die Kurse tief im Keller waren und sich die Lage an den Märkten etwas beruhigte, haben ein paar Mutige zugegriffen – und viel Geld gemacht.

  4. vcaspari sagt:

    Drei Anmerkungen:
    Bei asymmetrischer Informationsverteilung ist die Informationseffizienz und die Allokationseffizienz von Märkten stark beeinträchtigt! Stichwort Marktversagen; wird in der VWL heute bereits im Bachelor gelehrt und ist Bestandteil nahezu aller Lehrbücher. Viele Finanzprodukte erfüllen das Kriterium der asymmetrischen Infoverteilung. Manchmal wissen beide Marktseiten gar nichts über die Produkte – glauben aber etwas zu wissen – dann ist die Wissensverteilung zwar symmetrisch, aber es kommt zu Überraschungen ex post. Beide Vertragsseiten werden dann asymmetrisch vom Resultat getroffen, je nach Rechtslage.

    Vielleicht gibt gemäß der Definition von Fama keine Blasen, aber es gibt “asset market inflation” und das reicht schon als “Problem”, weil die disinflation letztlich zum gleichen Ergebnis führt, wie das Platzen von “Blasen”.

    Inwieweit gehen Famas ‘Erkenntnisse’ eigentlich über die von v. Hayek hinaus??? Hayek hat doch vor Jahrzehnten schon auf die Informationsfunktion der Preise im Wettbewerbsprozess mehr als nur hingewiesen, sondern ganze Bücher gefüllt.

    • faz-gb sagt:

      Bubbles
      Lieber Herr Caspari,
      die Effizienzmarkthypothese für Börsen ist deutlich älter als Fama oder Hayek. Justin Fox hat ihrer Geschichte vor ein paar Jahren in einem sehr schönen Buch (“The Myth of the Rational Market”) beschrieben; ich hatte das Werk seinerzeit in der F.A.Z. rezensiert.

      Fama hat den Preis, soweit ich es verstehe, für seine empirischen Arbeiten erhalten. Fama hatte als junger Mann gezeigt, dass der amerikanische Aktienmarkt zumindest bei kurzfristiger Betrachtung ziemlich informationseffizient ist. Der Aufstieg der Indexfonds sowie die im Schnitt ernüchternden Ergebnisse aktiver Fondsmanager belegen, dass offenbar auch andere Finanzmärkte ziemlich informationseffizient sind. Ob die Informationsasymmetrien in den Märkten für deutsche oder amerikanische Standardaktien oder Staatsanleihen oder im Devisenmarkt für Euro/Dollar erheblich sind, kann man mit Blick auf die Empirie bezweifeln.

      Das gilt natürlich nicht für alle Märkte und das heißt nicht, dass eine moderne Forschung sich nicht mit dem Bubble-Phänomen befassen würde. Es gibt ja ganze Handbuch-Artikel darüber:

      https://scholar.princeton.edu/markus/publications/bubbles-financial-crises-and-systemic-risk

      Viele Grüße
      gb

    • vcaspari sagt:

      Zuerst Danke für den Hinweis auf Brunnermeiers Handbook!
      Es beruhigt mich, dass Herr Fama da nicht die Definitionshoheit hat!

      Ich dachte immer, die Tulip Mania und auch der “Südsee Schwindel” seien ein Bubble gewesen. Man sprach und spricht ja auch immer von der “Internet Blase”.

      Für Standard Aktien war mir klar, dass die Märkte kurzfristig weitgehend informationseffizient sind. Aber es sind viele Derivate und die aus den unterschiedlichsten Risikoklassen zusammengeschneiderten Produkte, welche asymmetriesche Verteilungen hervor rufen. Die werden bestenfalls von den eins, zwei Mathematikern oder Physikern verstanden, die sie konstruiert haben.

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