Der einflussreichste ausländische Ökonom Deutschlands heißt Paul Krugman. Das liegt auch an der Griechenland-Krise.
Es war ein heißes Jahr für die internationale Ökonomen-Debatte. Griechenland schrammte um Haaresbreite am dauerhaften Bankrott vorbei, und die Wirtschaftsforscher rund um die Welt diskutierten heftig über die richtige Lösung – so lange, bis sich auf Twitter während der letzten Verhandlungen ein regelrechter Shitstorm über Deutschland entlud.
In dieser Debatte war Paul Krugman ein heftiger Gegner der Sparauflagen für Griechenland und der deutschen Politik. Doch ignoriert wurde Krugman in Deutschland nicht. Im Gegenteil: Seine Diskussionsbeiträge machten ihn zum einflusreichsten ausländischen Ökonomen Deutschlands. Wie schon im Vorjahr fiel Krugmans Name am häufigsten, wenn Politiker und Ministerialbeamte gefragt wurden, auf wen sie hören. In den Medien holte Krugman zusätzlich auf.
Kahneman verliert an Gewicht in den Medien
Im vergangenen Jahr hatte noch der Verhaltensökonom Daniel Kahneman die Liste angeführt, der mit seiner gewaltigen Forschungsleistung punktet. Doch Kahnemans großes Buch “Schnelles Denken, langsames Denken” wird langsam älter und verschwindet so aus der öffentlichen Diskussion.
Denn Forschungsleistung alleine reicht nicht in unserer Ökonomenrangliste: Es geht darum, wer in Medien, Politik und Forschung wirkt. In der Rangliste machen die Maße für den Einfluss der Wirtschaftsforscher in Politik und Medien gemeinsam die Hälfte des Gewichts aus. Der politische Einfluss eines Ökonomen wurde bei Abgeordneten und hohen Ministerialbeamten in Bund und Ländern erfragt. Die Bedeutung in der Öffentlichkeit wurde gemessen, indem die Zitate in überregionalen Medien, im Fernsehen und im Radio ausgezählt wurden – und zwar nur in den zwölf Monaten bis September, denn Medientrends ändern sich schnell. Die Forschung macht die andere Hälfte der Wertung aus. Denn Ökonomen wirken auch indirekt, über ihre Forschung beeinflussen sie die Denkweise anderer Ökonomen und ihrer Studenten.
Die Rangliste errechnen wir zusammen mit der Universität Düsseldorf, der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in Hamburg, dem Medienforschungsinstitut Mediatenor, dem Verein für wissenschaftliche Politikberatung Econwatch und dem Fachverlag Elsevier. In der Schweiz veröffentlicht die „Neue Zürcher Zeitung“ eine eigene Rangliste, in Österreich „Die Presse“.
In unser Hauptranking gehen allerdings nur Ökonomen ein, die im deutschsprachigen Raum arbeiten. Doch auch andere Wirtschaftsforscher haben Einfluss. Das haben wir extra ausgewertet, die Punktzahlen aus dieser Wertung sind mit den Punktzahlen aus der Hauptwertung nicht vergleichbar.
Trotzdem käme auch mancher ausländische Ökonom in der deutschen Rangliste weit nach oben. Krugman beispielsweise würde sich im deutschen Ranking auf Rang 5 platzieren, direkt hinter dem designierten Präsidenten des Ifo-Instituts Clemens Fuest und noch vor allen deutschen Wirtschaftsweisen.
Das Trio der drei einflussreichsten ausländischen Ökonomen komplettiert Thomas Piketty. Der französische Ungleichheits-Forscher hat mit der These Furore gemacht, dass sich im Kapitalismus das Vermögen auf Dauer in der Hand weniger reicher Familien konzentriert. In diesem Jahr bringt ihm das nach wie vor Medieneinfluss, kein ausländischer Ökonom wird in den Medien so häufig zitiert wie er. Doch inzwischen ist sein Rat auch in der Politik angekommen. Unter seinen Forscher-Kollegen allerdings kann Piketty nach wie vor nicht punkten, selbst Googles Chefökonom Hal Varian hat in den vergangenen fünf Jahren mehr wissenschaftliche Zitate für seine Studien gesammelt.
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