Fazit – das Wirtschaftsblog

Fazit - das Wirtschaftsblog

Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Was Stefan Liebig mit dem SOEP vorhat

© Matthias LüdeckePortrait Stefan Liebig in einem Besprechungsraum im DIW/Soep

Das sozio-ökonomische Panel (SOEP) ist seit dem Jahr 1984 eine der wichtigsten Quellen für Daten über die deutsche Gesellschaft – und es hat seit Jahresbeginn einen neuen Chef. Der Soziologe Stefan Liebig, der von der Universität Bielefeld kommt, ist neuer Direktor und gleichzeitig Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, an dem das SOEP angesiedelt ist. „Fazit“ hat er schon mal erzählt, was sich alles ändern soll.

Inhaltliche Schwerpunkte

Das SOEP stellt anderen Forschern Daten zur Verfügung, aber am SOEP forschen auch selbst Wissenschaftler. „Die eigene Forschung war bisher zu sehr ein Gemischtwarenladen“, sagt Liebig und will die Arbeit künftig auf drei Themen konzentrieren:

  • Soziale Ungleichheit. Liebig will stärker untersuchen, was objektive Zahlen mit der Wahrnehmung der Bürger zu tun haben. Das hat er schon in seiner früheren Arbeit oft getan. „Wir wissen: Wenn wir die objektiven Ungleichheitsverteilungen anschauen und dann nach den Folgen fragen, produzieren wir sehr unterschiedliche Ergebnisse“, sagt er. „Nötig ist, auch die subjektive Wahrnehmung zu berücksichtigen.“
  • Gesundheit. Der Gesundheitszustand der Bürger soll mehr ins Zentrum rücken. Dazu will Liebig das SOEP auch enger an Gesundheitsuntersuchungen anbinden, zum Beispiel an die Nationale Kohorte. Am Schluss will er zum Beispiel besser beantworten können, was Ungleichheit mit Gesundheit zu tun hat.
  • Integration. Wie funktioniert gelungene Integration? Traditionell umfasst das SOEP besonders viele Zuwanderer. Erst gerade hat es gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und anderen Institutionen eine Flüchtlings-Stichprobe aufgenommen. Die SOEP-Wissenschaftler sollen sich jetzt Gedanken machen über Fragen wie: Was braucht es, damit Integration gelingt?

Datenerhebung

Heute schon umfasst das SOEP mehrere Tausend Haushalte mit insgesamt mehr als 30.000 Erwachsenen und fragt sie nach allen möglichen Dingen aus ihrem Leben. Es sollen aber mehr Menschen werden, und Liebig will mehr über sie wissen.

  • Reiche. Reiche sind notorisch schwer zu erfassen. In einem Pilotprojekt versucht das SOEP gerade, Unternehmensregister auszuwerten und so an Leute zu kommen, die mutmaßlich Vermögen haben. „Die klassische Ungleichheitsforschung beschäftigt sich mit Leuten, die absteigen oder wenig Geld haben. Aber in unserem Pilotprojekt können wir möglicherweise die Mechanismen studieren, die Aufstiege und die Anhäufung von Kapital ermöglichen“, sagt Liebig.
  • Kooperation mit anderen. Um internationale Vergleiche zu erleichtern, will Liebig das SOEP mit Haushaltspanels in anderen Staaten vernetzen.
  • Big Data. Inzwischen erhebt längst nicht nur das SOEP Daten über die Menschen in Deutschland. Kauf-Verhaltensdaten von Amazon, wenn sie denn zugänglich seien, seien sehr viel umfassender und litten nicht darunter, dass Befragte manchmal Dinge falsch erzählen – gleichzeitig seien solche Daten aber nicht so repräsentativ. Deshalb überlegt Liebig, wie er seine Befragungsdaten mit anderen Daten verknüpfen kann. Dabei interessiert er sich auch beispielsweise für Daten der Sozialversicherung. „Wenn wir das schaffen, dann entsteht ein Schatz für die Forschung, der auch für die Zukunft tragen wird.“

Kommunikation und Nutzung

Schließlich soll das SOEP auch für Nutzer einfacher werden. Unterschiedliche Stichproben und andere Veränderungen haben die Nutzung des SOEP immer komplizierter gemacht. Künftig soll es weniger anspruchsvoll sein, Zahlen aus dem Datenschatz des SOEP herauszubekommen.

All das geschieht aber nicht sofort. Erst müssen die Veränderungen konzipiert werden, dann beschlossen und im Fragebogen verwirklicht. Liebig sagt: „Wenn wir über Veränderungen reden, dann sind das Dinge, die in erst in fünf oder sechs Jahren bei den Nutzern sind.“

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Patrick Bernau