Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Die große Geldschwemme. Oder: Wo wächst die nächste Blase?

| 28 Lesermeinungen

Die Notenbanken sollen den Euro mit viel Geld aus der Krise holen. Dabei hat ihn das viele Geld vermutlich erst hineingebracht. Von Patrick Bernau.

Geld ist Trumpf – so scheint es zumindest. Was war das für ein Fest gestern an der Börse! Die Banken auf der Welt bekommen Milliarden Dollar zu niedrigeren Zinsen geliehen – prompt rauschten die Aktien nach oben. Und wenn es nach den Eurorettern im Rest der Welt geht, dann war die Flutung der Märkte mit Geld gestern nur ein kleiner Vorgeschmack zur großen Sintflut. Die Europäische Zentralbank muss Geld drucken und Staatsanleihen kaufen, sagen sie. Das sei die letzte Chance auf eine Euro-Rettung. Und wenn sich die EZB querstellt, dann müssen eben die amerikanischen Kollegen von der Fed ran. (Auch so kann man es betrachten, dass die Fed jetzt auf dem Umweg über die EZB Dollar zur Verfügung stellt.)

Inflationsbekämpfung, Sparanreize, Unabhängigkeit der EZB – all das ist den Verfechtern der EZB-Löschkanone nicht mehr so wichtig. Schließlich stehe der Euro vor dem Abgrund. Da müsse man Anleihen kaufen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Bild zu: Die große Geldschwemme. Oder: Wo wächst die nächste Blase? Doch was, wenn das Geld die Welt erst richtig in die Bredouille bringt? Wenn all die Liquidität das falsche Mittel ist – wenn die Eurozone nicht brennt, sondern jetzt schon im Geld ertrinkt? Das klingt paradox, zugegeben, fehlt es doch den meisten Euro-Staaten gerade am Geld. Aber es wird gleich klarer.

In der Eurozone insgesamt gibt es nämlich eigentlich genug Geld. Sogar zu viel davon. Seit Jahren ist die Geldmenge viel schneller gewachsen als das Bruttoinlandsprodukt. (Die Grafik links zeigt aus technischen Gründen das inflationsbereinigte BIP, das nicht-inflationsbereinigte BIP ist bis auf etwa 150 Indespunkte gewachsen). Noch im Juni sprach die Europäische Zentralbank selbst von „überschüssiger Liquidität” (PDF, S. 35/36) – und ihre Worte waren warnend: „Die angesammelte Liquidität kann Preisdruck in Vermögenspreisen und Produktpreisen verursachen, selbst wenn die Geldmenge nur langsam wächst.”

Was die EZB da sagt, heißt übersetzt: Geld kann nicht nur die Inflation in die Höhe treiben. Pedro Teles und Harald Uhlig haben das gezeigt: Irgendwann gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Welt geändert. Seitdem verursachen Zentralbanken nur noch selten Inflation, wenn sie die Geldmenge schnell wachsen lassen. Einst hieß diese Phase „Great Moderation” (Große Mäßigung): Die Zentralbanken schienen alles im Griff zu haben. Wer so denkt, druckt auch heute noch Geld. Denn die Inflation scheint weit weg zu sein. Doch die „Great Moderation” hat sich als Illusion entpuppt.

Denn Inflation ist nicht das einzige Risiko an großen Geldmengen – auch das haben die vergangenen 20 Jahre gezeigt. „Liquidität findet immer ihren Weg”, sagt der scheidende EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark im Interview mit der F.A.S. Wir müssen fürchten, dass er Recht hat. Ansgar Belke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und zwei Kollegen jedenfalls haben festgestellt, dass das Geld auf der Welt inzwischen leichter die Preise für Geldanlagen nach oben treibt als die Preise im Supermarkt. Das hat schon mehrmals böse geendet. In Amerika hat Alan Greenspan über Jahre hinweg zu viel Geld verteilt. Er bekam immer größere Blasen – bis zur Immobilienblase und der Finanzkrise. Großbritannien ging es nicht besser.

Die Eurozone war ebenfalls nicht immun. Sie hatte von ihrem Geld nicht nur eine Immobilienblase in Irland und Spanien. Sie hatte offenbar auch eine veritable Blase in Staatsanleihen. So manche Bank hat sich Geld von der EZB geliehen und davon postwendend Staatsanleihen gekauft – gegen die konnte die Bank sich noch mehr Geld leihen und davon noch mehr Staatsanleihen kaufen. Für die Banken war das ein gewinnbringendes Geschäft. Und die Kreditzinsen für die Staaten sanken viel zu tief.

Geld - Foto: Getty Images / AFP Genau das macht mir große Sorgen. Denn das Geld ist jetzt noch nicht weg, es ist nur woanders. Und schickt sich dort an, die nächsten Blasen zu befüllen. Das merkt man sogar schon in der Praxis: Investoren stehen heute schon ratlos vor den Finanzmärkten, weil kaum noch eine Geldanlage angemessen bepreist scheint – alles sieht zu teuer aus. Wer sich noch Gewinn erhofft, der setzt auf spekulative Kurssteigerungen. Das ist ein Alarmzeichen.

Normalerweise heißt es: Die Zentralbanken müssen jetzt Geld verteilen, in besseren Zeiten sammeln sie es wieder ein. Ich glaube das nicht, die Erfahrung der vergangenen 20 Jahre macht mich skeptisch. Aber vielleicht ist es dieses Mal anders – vielleicht kommt dieses Mal gar keine gute Zeit nach.

Denn: Wenn die Investoren jetzt noch ihre Peripherie-Anleihen an die Zentralbank verkaufen und dafür neues Geld bekommen – wo sollen sie denn das noch hinlegen, ohne die Blase zu vergrößern?

In Rohstoffe? Bis heute ist umstritten, ob Investoren die Lebensmittelpreise nach oben getrieben haben – das ist zumindest möglich. Der Goldpreis ist auf jeden Fall in die Höhe geschossen. Wenn das alles wäre, wäre es noch in Ordnung. Eine Blase im Goldpreis lässt sich noch recht gut abfedern.

Doch Blasen werden richtig gefährlich, wenn sie mit Krediten verbunden sind. Und für Kreditblasen gibt es auch einige Kandidaten. Zum Beispiel die Immobilien in deutschen Metropolen. Gefühlt jeder zweite Deutsche, der Angst vor Inflation hat, kauft sich eine Wohnung oder ein Haus. Oft auf Kredit. Die Preise schießen in die Höhe. Und wenn dort eine Blase entsteht, wird’s gefährlich.

Noch gefährlicher könnte es aber werden, wenn eine Blase in deutschen Staatsanleihen platzt. Gestern hat Deutschland zum ersten Mal Geld dafür bekommen, dass es sich Geld leiht. Das kann nicht dauerhaft so bleiben. Irgendwann müssen deutsche Anleihen im Preis zurückgehen, die langfristigen Anleihen tun es schon. Mit etwas Pech stehen wir dann vor einer Blase, die die aktuelle Euro-Krise wie ein Ponyreiten aussehen lässt. Denn dann hätte potenziell das Euro-Kernland Probleme – und mit ihm alle Banken, die ihr Geld jetzt vermeintlich sicher in Bundesanleihen angelegt haben. Das ist nur ein Worst-Case-Szenario, zugegeben, aber ein sehr abschreckendes.

Was also ist zu tun? Ich stehe auf der Seite von Gerald Braunberger (in der F.A.Z. vom Dienstag) und Martin Feldstein, die sagen: Sieben Prozent Anleihenrendite sind nicht das Ende, anders als es die Politiker gerne predigen. Italien wird nicht daran zugrundegehen, wenn es mal für ein paar Anleihen mehr bezahlen muss. Das Land hat immer noch genug Zeit für ein richtiges Sparpaket. Auf jeden Fall müssen die Kredite zurückgezahlt werden, denn nur so lässt sich das Geld aus der Welt bringen. Das ist die kurzfristige Lösung.

Zudem sollten Ökonomen versuchen zu verstehen, was sich am Ende des vergangenen Jahrhunderts in der Weltwirtschaft geändert hat. Dort vermute ich das Gegengift für die vielen kleinen und großen Blasen der vergangenen Jahre. Wann genau hat sich die Geldmenge von der Inflation entkoppelt? Und warum? Ich sehe mehrere Möglichkeiten: Die Deregulierung des Wirtschaftslebens, den Abbau von Zöllen, den Eintritt von Osteuropa und Asien in die Welt-Marktwirtschaft, undsoweiter. Da gibt es noch einige offene Fragen.

Dank an Olaf Storbeck für den Hinweis auf das Uhlig-Paper. Das Chart, das die Geldmenge im Vergleich zum BIP zeigt, ist aktualisiert und korrigiert.

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28 Lesermeinungen

  1. HansMeier555 sagt:

    Vielleicht weist uns ja das...
    Vielleicht weist uns ja das Modell der “Bankenrettung” den sanften Weg in den Kommunismus: Wir schaffen das Institut der Insolvenz einfach ab!
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    Wer seine Schulden nicht bezahlen kann, egal ob als Institution oder privat, der wird nicht für Insolvent erklärt und muss sein Hab und Gut nicht verkaufen, nein — die Schulden werden einfach “vom Staat übernommen”, und es kann weitergehen.
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    Der Beruf des “Gerichtsvollziehers” wird ebenfalls abgeschafft. Wer Hypothek oder Miete nicht bezahlt, darf trotzdem weiter im Haus wohnen bleiben.
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    Auch Kreditkartenschulden werden selbstverständlich von der EZB ausgeglichen. Warum den Leuten das Weihnachtsfest verderben?
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    Gar nicht mehr verständlich ist, warum es da vorne im Discounter noch eine Kasse gibt. Warum erlaubt man den Leuten nicht, dass sie sich einfach umsonst aus dem Regal bedienen und mitnehmen dürfen, soviel sie tragen können? Ängste, dass so ein Angebot zu “Massenandrang” führen könnten, halte ich für unbegründet. Solange die Verbraucher nur der Zusicherung vertrauen dürfen, dass die REgale immer wieder aufgefüllt werden (i.e. “Verbrauchervertrauen”), hat niemand einen vernünftigen Grund, dort mehr Waren mitzunehmen als er im Moment gerade braucht. Schließlich macht es ja auch einige Mühe, das Zeug zum Auto zu schleppen.
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    Dasselbe an der Tankstelle: Würden Sie wirklich doppelt so viel mit dem Auto herumfahren, nur weil es das Benzin jetzt umsonst gibt?

  2. manschneider sagt:

    Hallo Herr Bernau,
    ich...

    Hallo Herr Bernau,
    ich verstehe ihre Sorge vor der nächsten Blase. Meine Sorge gilt aber zur Zeit unseren Exportmärkten und da ist es in den letzten Monaten immer ruhiger geworden. Ich halte es auch für vertretbar mittels Inflation etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen und einen Teil der Staatsschulden zu entwerten. Das ist immer noch besser als Euro Bonds oder den Euro fallen zu lassen. Ich glaube auch nicht an eine milde Rezession. Wenn die Politik das nicht in den Griff bekommt und Italien für die 50 Mrd. im Januar keine Käufer findet, muss die EZB eingreifen. Ich habe keine Vorstellung davon, was sonst passiert und ich habe auch keine Vorstellung, wie man ein Unternehmen durch so einen Blackout steuern soll.
    Die Südländer hätten bei einer Inflation mit Verzicht auf Lohnsteigerungen und bei gleichzeitigen Lohnsteigerungen in Höhe der Inflation in Deutschland auch die Möglichkeit den Produktivitätsunterschied zumindest zu reduzieren.
    Frau Merkel schafft es hoffentlich wirksame automatische Sanktionen bei zukünftigen Verstößen durchzusetzen. Immerhin scheint Frankreich hierzu jetzt bereit. Das würde dann zukünftigen Blasen entgegenwirken. Besser wäre natürlich Deutschland würde sofort anfangen seine Schulden zu reduzieren, statt wieder neue aufzunehmen.
    Letztlich ist die Blase eben schon da und so groß, dass jetzt alles getan werden muss, damit sie nicht platzt. Aber Sie haben schon recht, die nächste Blase kommt bestimmt.

  3. perfekt57 sagt:

    Die nächste Blase wächst...
    Die nächste Blase wächst gerade überall auf der Welt. Man sieht es leicht. Und nicht nur ein bißchen.
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    Und einmal mehr “danke!” an HansM555 – “point blank” sozusagen.
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    Oder noch anders: Der “Sog des global vagabundierenden und von der Realwirtschaft abgehobenen Finanzkapitals” (ca. 105.000 Milliarden Dollar, soweit bekannt)(wir haben nicht gesagt, dass der Klammerausspruch negativ besetzt wäre, noch sonst eine Bewertung vorgenommen) “in die Lügenlücken staatlicher und gesellschaftlicher Eitelkeiten und Beschönigungen und Selbstbeschönigungen” ist inzwischen so groß, dass nunmehr global und konzertiert “gegengedruckt” werden muss.
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    Wie weit das geghen kann? Na so weit, a. bis es reicht oder b. bis man einsieht, dass auch alle zusammen nicht ca. 105.000 Milliarden Dollar nachdrucken könnten um “pari” zu stehen, weil das keiner glauben würde: Soviel Realwirtschaft gibt es lange nicht.
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    Von daher müsste man die 105.000 Milliarden Dollar “per Federstrich runterholen, “erden”, “durch Verwaltungsakte neu verteilen” (Lafontaine et all) – das wäre dann die andere Lösung, statt weiter “als Getriebene von unten noch oben agierend lediglich auf die Geschehnisse zu antworten” – stattdessen direkt und konzertiert top-down handeln. (Also alles greifen und an die Leine legen)
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    Die 105.000 Miliarden gehören aber jemand. Und sie legen agierend bloß die Finger in die Wunden. (Siehe HM555, g)
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    Aber “Verbrechen gegen die Menschlichkeit”, also “Verbrechen gegen den Besitz” (was ist auch: “Verbrechen gegen die Lebensleistungen”) ist das alles heute auch so schon.
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    Wir erwarten daher von der Zukunft schon seit längerem kaum mehr etwas anderes, als auch mit achtzig noch neben einer chinesischen Wanderarbeiterin sitzend auf einem Stück Stoff zwei Dutzend schöne Matchboxautos bunt zum Verkauf anbieten zu können: Langt es für die Schale Reis und einen Schluck Wasser am Tag und etwas Chi-Gong, dann ist das doch genug, oder nicht? Wenn die Sonne scheint. Und die KP regiert. (Ok, das nicht gerade.)

  4. HansMeier555 sagt:

    <p>Italien gilt nicht als...
    Italien gilt nicht als Sozialstaat par excellence, sondern als ein Land der Steuerhinterziehung, der Korruption und der Mafia.
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    Der Staat hat eher ein Einnahmen- als ein Ausgabenproblem.
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    Aber was soll’s: Wenn die Finanzmärkte für Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Welfrieden sorgen können, dann taugen sie bestimmt auch als Wunderwaffe gegen die Mafia?!
    —-
    So um 2007 schienen die Finanzmärkte nicht nur den Weltfrieden, sondern den Kommunismus bereits verwirklicht zu haben: Jeder fütterte die Blase “nach seinem Vermögen” und jeder ungelernte Arbeiter erhielt Kredite “nach seinen Bedürfnissen”.
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    Und wenn die Politik einfach weiter Geld gedruckt hätte statt Lehmann platzen zu lassen, dann hätte es immer so weitergehen können.
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    Das widerspricht aller Vernunft und allen Wirtschaftstheorien, aber nur weil die den Dagobert-Duck-Faktor nicht berücksichtigen: Das oberste 1%, bei dem sich das Vermögen immer stärker konzentriert, konsumiert ja nichts. Jeder Zahnstocher wird mehrmals verwendet. Weiter als bis zu einer Segeljacht können diese Kleingeister nicht denken, darum funktioniert der Trickle-Down-Effekt nicht.
    Die neue Blase, Herr Bernau, wächst in Onkel Dagoberts Geldspeicher — und von dort aus ist noch nie ein Kreuzer zurückgeflossen.
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    Ein Problem ergeben kann sich erst in dem Moment, wenn die Biologie zu ihrem Recht kommt und Onkel Donald das Erbe antritt. Dann allerdings stehen die Märkte vor einer Herausforderung.

  5. faz-bern sagt:

    Lieber Vult:
    Meine Hauptsorge...

    Lieber Vult:
    Meine Hauptsorge ist nicht die Inflation. Ich wäre ja noch relativ froh, wenn sich zusätzliches Geld “nur” in Inflation niederschlagen würde und nicht in einer neuen Blase. Ich fürchte aber, dass die Inflation näher bei den aktuellen Erwartungen bleiben wird, wie Sie sie beschreiben, lieber Schmeconomics – und dass das Geld stattdessen Blasen bildet. Solche Blasen können übrigens auch schlimm sein, wenn die Finanzwirtschaft nicht boomt. Stellen Sie sich mal vor, die Kurse für Bundesanleihen steigen noch mal ein Stück weiter und kommen dann zurück. Da wird es einige Verluste zu tragen geben für die Leute (und für die angeschlagenen Finanzinstitutionen), die auf dem Höhepunkt verkauft haben.
    Was Sie über Italiens Zinsen und das Wachstum sagen, ist eine langfristige (!) Betrachtung, die noch dazu unter zwei wesentlichen Voraussetzungen steht: a) Italien hat einen primär ausgeglichenen Haushalt – und b) Italien zahlt 7% Zins auf seine gesamte Staatsschuld. In dieser Situation bräuchte Italien 7% Wachstum, um die Schuldenquote konstant zu halten. Die Bedingungen sind aber deutlich günstiger. Erstens hat das Land im Moment sogar einen kleinen Primärüberschuss, kann davon also einen Teil seiner Zinsen zahlen. Und zweitens fallen die 7% nicht sofort auf alle Anleihen an, sondern bis zum Jahresende 2012 nur auf rund 1/7 der italienischen Staatsschuld. Das erhöht die gesamte Zinslast Italiens höchstens um 0,5 Prozentpunkte. Das Jahr 2013 wird noch weniger ins Gewicht fallen. Es ist also eigentlich kein großes Problem für Italien, jetzt seine Solvenz zu beweisen und so die Zinsen selbst wieder nach unten zu drücken. (Allerdings bin ich nicht sicher, ob das auch so geschehen wird.)

  6. @Vult
    Absolute Zustimmung.
    Was...

    @Vult
    Absolute Zustimmung.
    Was in Deutschland auch oft vergessen wird: wie sollen denn die Peripherieländer gegenüber Deutschland Produktivitätszugewinne erreichen, wenn die Inflation bei uns sehr niedrig ist? Da das in einer Währungsunion sowieso nur durch Reallohnkürzungen geht, heißt das für die PIGS: Deflation! Das kann doch nicht die Antwort sein, die wir für diejenigen Länder wollen, die unsere Waren kaufen sollen.
    Ich denke nicht, dass Merkel ihren Wählern deutlich gemacht hat, wie sehr Deutschland vom Euro profitiert (die deutschen Zinsen sind gefallen und – wie im Artikel geschrieben – niedriger als die Inflationsrate!!). Das mögliche Auseinanderbrechen der EMU wird von vielen Deutschen als nicht so schlimm wahrgenommen. Deutschland ist Hauptprofiteur der EMU (ja, auch weil es im letzten Jahrzehnt seine Hausaufgaben gemacht hat) und sollte zum Wohle der EMU bereit sein, Opfer zu bringen: entweder mit dem Scheckbuch oder durch etwas höhere Inflation. Ich tendiere im Moment zu letzterem, weil ich die Gefahr dafür nicht so schlimm sehe.
    Genauso wie wir Deutsche von den PIGS erwarten, dass sie unsere Position verstehen und endlich richtige Sparanstrengungen machen, sollten wir uns bewusst sein, wie gut es uns derzeit im Vergleich zu den Peripherieländern geht und dass wir um ein paar bittere Pillen nicht rumkommen werden.

  7. Vult sagt:

    Interessanter Beitrag, der...
    Interessanter Beitrag, der aber nicht berücksichtigt, dass die Geldschwemme seit der Jahrtausendwende, die zu den amerikanischen, spanischen, englischen Immobilienblasen geführt haben dürfte, deshalb gefährlich war, weil sie prozyklisch einherging mit einer boomenden (Finanz-) Wirtschaft. Davon kann jetzt nicht die Rede sein. Problem ist jetzt im Gegenteil
    a) der Credit Crunch, der schon in anderen europäischen Ländern (nicht nur in den Mittelmeerstaaten) zu Problemen im produzierenden Gewerbe führt
    b) und es sind die Zinsen, die Italien, aber auch Frankreich, Österreich und die Niederlande etc. zahlen müssen, um sich zu finanzieren. Es ist etwas zu kurz geschlossen, zu sagen, italien könne das einige Monate ruhig aushalten, usw. Bei der Höhe der Schulden ist dies einfach nicht der Fall. Um 7% Zinsen zurückzahlen zu könne, muss die Wirtschaft Italiens mehr als 7% Wachstum aufweisen — derzeit nicht abzusehen !!! Im Gegenteil führen ja die Sparmaßnahmen dazu, dass Italien 2012 bestenfalls 0% Wachstum erwarten kann, wahrscheinlich sogar eine leichte Rezession (wodurch die Schuldenberge mechanisch ansteigen dürften…)
    Kurz : um ein Quantitative Easing kommen wir in Europa wohl nicht herum. In den USA hat das QE übrigens derzeit nicht zu Inflation geführt… Die Lockerung der Geldpolitik ist derzeit, weil sie antizyklisch ist, durchaus sinnvoll.
    Und : da in Deutschland die Zielvorgabe von 2% Inflation im verflossenen Jahrzehnt stets unterboten hat, wäre ein bißchen Inflation auch für die deutsche Wirtschaft nicht schmerzhaft, ganz im Gegenteil. Viel schlimmer wäre, wenn die wichtigsten Handelspartner Deutschlands (die Länder der EU…) in eine tiefe Rezession schlittern.

  8. HansMeier555 sagt:

    Endlich mal ein vernünftiger...
    Endlich mal ein vernünftiger Text.
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    Da kommen einem doch gleich ein paar Erinnerungen.
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    Anfang der 1990er Jahre zahlte Deutschland auf absolut risikolose Staatsanleihen Zinsen in Höhe von 7 bis 9 Prozent, so wie heute Italien.
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    Das war genau in der Zeit, als ganz Ostdeutschland verzweifelt nach Investoren suchte, in der Regel erfolglos.

  9. Guter Beitrag, der mehrere...
    Guter Beitrag, der mehrere interessante Fragestellungen aufwirft. Grundsätzlich befürworte ich die gestrige konzertierte Aktion der Notenbanken, da meiner Meinung nach die Gefahr eines Credit Crunches derzeit größer ist als die von hoher Inflation. Die mittelfristigen Aussichten für Inflation in Deutschland sind immer noch relativ niedrig, etwa bei 1% (https://origin-www.bloomberg.com/quote/DEGGBE05:IND). Das muss nichts heißen und für andere Euro-Länder habe ich jetzt keine Daten gefunden. Dennoch halte ich – vor allem bei einem Blick auf die Konjunkturaussichten für 2012 – die Bereitstellung zusätzlicher Liquidität für richtig.
    Dass das nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen sein kann, ist natürlich auch klar. Ich bin sehr gespannt auf den kommenden EU-Gipfel am 9. Dezember (ja, schon wieder einer), auf dem Merkozy konkrete Umrisse eines neues Stabilitäts- u. Wachstumspaktes mit stärkeren Sanktionsmaßnahmen vorstellen müssen. Aber da lasse ich mich mal überraschen, was dabei rumkommt.
    Ein weiterer wichtiger Punkt, den Herr Bernau anspricht, ist die Tatsache, dass das bisherige Geschäftsmodell von Banken vorbei ist, bei dem sie sich Staatsanleihen gekauft haben und so “risikofrei” Geld verdient haben. Dass dieses Geschäftsmodell eben nicht risikofrei war, hat man erst vor zwei Jahren bemerkt. Was wenn nun nicht mal mehr Bundesanleihen riskiofrei sind? (Psst, sie sind es nicht.) Das “New Normal” wird meiner Meinung nach ziemlich neu und ungewohnt sein, aber wie genau, weiß ich auch nicht.

  10. jobst65 sagt:

    Unter statische...
    Unter statische GEsichtspunkten (z.B. Wir sind 6 Mrd.Menschen auf der Welt) ist das Wachsen der Geldmenge der letzten Jahre nicht gesund, denn das Wachstum kann doch nur durch Betrug oder Leistung gespeist werden.
    Die Vermutung ist: Viel Betrug und nur zum Teil Leistung.
    Unter dynamischen Überlegungen (z.B. wir wurden schon sehr schnell 7 Mrd. Menschen) könnte das ja der Grund sein, dass die Geldmenge so dynamisch zunimmt.
    Dagegen spricht aber: Die zusätzliche Mrd. Menschen trug nicht zur Leistung bei und schon garnicht nahm sie an der Verteilung dieses Geldes teil.
    Bleibt also nur “Betrug”?

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