“The Champions of Liberalism should support the Euro.”
Jesús Huerta de Soto
Ein Austrian für den Euro: “Nicht der Euro ist schlecht, sondern die Politik der Europäischen Zentralbank.” Jesús Huerta de Soto, Professor an der König-Juan-Carlos-Universität in Madrid, eröffnete mit seinem Vortrag an der Frankfurter Universität eine neue, “The Order of Money” genannte Veranstaltungsreihe am Center for Financial Studies. Der spanische Ökonom befand sich auf der Durchreise nach Göttingen, wo ihm auf den von der deutschen Hayek-Gesellschaft veranstalteten Hayek-Tagen die Hayek-Medaille verliehen wurde. Es ist keine Überraschung, dass sich Huerta de Soto in seinem Frankfurter Vortrag unter anderem auf Arbeiten Friedrich von Hayeks bezog.
Hier folgt eine Zusammenfassung des Vortrags:
1. Der Euro als Annäherung an den Goldstandard
– Die aktuelle Geldordnung ist unvereinbar mit einer Theorie der Marktwirtschaft. Eine grundlegende Reform ist notwendig.
– Eine solche Reform müsste im wesentlichen aus drei Teilen bestehen: Erstens einer Einführung einer 100-Prozent-Mindestreserve auf Sichteinlagen. Zweitens aus der Abschaffung der Zentralbanken. Drittens aus der Rückkehr zum Goldstandard. Der Goldstandard ist eine Währungsordnung, die nicht von Politikern missbraucht werden kann. Der Goldstandard sorgt damit für gutes Geld und verhindert nationalistisches Handeln in der Geldpolitik.
– Der Euro ist als Währungsordnung nicht so gut wie der Goldstandard, aber er eignet sich als eine zweitbeste Lösung, als eine Art Annäherung an den Goldstandard. (Detaillierter wird das weiter unten ausgeführt.)
2. Feste Wechselkurse sind viel besser als flexible Wechselkurse
– Austrians stehen in vielerlei Hinsicht den liberalen Ökonomen in der Tradition der Chicago-School (wie z.B. Milton Friedman) nahe; man sieht sich unter anderem in der Mont-Pèlerin-Society. In einer Hinsicht aber stehen sich die beiden Schulden unversöhnlich gegenüber: Ökonomen in der Chicago-Tradition bevorzugen flexible Wechselkurse. Das ist ein verheerender theoretischer und praktischer Irrtum. Denn feste Wechselkurse sind viel besser.
– Mit ihrem Plädoyer für flexible Wechselkurse sind die Chicago-Anhänger auf die plumpesten Thesen der Keynesianer hereingefallen. Denn flexible Wechselkurse schaffen Spielraum für Nationalstaaten, Inflation zu betreiben. Dies hat Friedrich von Hayek schon 1937 gesehen.
– Ein anderer Vordenker der Austrians, Ludwig von Mises, hat die Ansicht vertreten, nur feste Wechselkurse seien mit der Demokratie vereinbar. Denn sie zwängen Regierung, Staatsausgaben über Steuern oder Schulden zu finanzieren – die Finanzierung über die Notenpresse sei nicht möglich.
3. Der Euro ist noch besser als ein System fester Wechselkurse.
– Der Euro hat den monetären Nationalismus in Europa beendet.
– In einer Hinsicht ist er sogar noch besser als der Goldstandard: Ein Austritt ist schwieriger.
– Der Euro erzwingt, weil die Mitgliedsstaaten keine Geldpresse mehr haben, marktwirtschaftliche Reformen. Auch wenn sie nicht ausreichend sein mögen, ist viel geschehen. In Spanien hat es Reformen gegeben, die kein Spanier früher zu Zeiten der eigenen Währung für möglich gehalten hätte. Somit wirkt der Euro wie eine Reform- und Produktivitätspeitsche und das ist aus einer marktwirtschaftlichen Sicht sehr gut. Auch in anderen Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Frankreich kann man Reformen beobachten.
– Die Ankündigung des OMT-Programms der EZB hat allerdings den Reformeifer begrenzt. Daher ist es wünschenswert, dass das Bundesverfassungsgericht das OMT-Programm zumindest einschränkt.
– Auch Griechenland sollte den Euro nicht verlassen. Das gelegentlich genannte Beispiel der Aufgabe der Dollarbindung durch Argentinien ist nicht als Vorbild geeignet, sondern als Abschreckung. Nach der Aufgabe der Dollarbindung fiel Argentinien in ein elend tiefes Loch.
4. Die Feinde des Euro sind eine bunte und kuriose Mischung unterschiedlicher Kräfte
– Prinzipienreiter von der extremen Linken und Rechten
– nostalgische Keynesianer
– dogmatische Monetaristen
– naive Vertreter der Theorie des optimalen Währungsraums
– Dollar- und Pfund-Chauvinisten. In New York und London gibt es eine verborgene Agenda, aus eigensüchtigen Gründen den Euro zu bekämpfen: “The Americans are the enemies.”
– verwirrte Defätisten, die den Euro nicht für überlebensfähig halten (Huerta de Soto führte dies nicht näher aus, aber vermutlich würde er nicht wenige Eurogegner unter den deutschen Ökonomen in diese Kategorie einordnen).
– Nach Ansicht des spanischen Ökonomen würde sich das bunte Völkchen der Eurogegner vermutlich auch gegen eine Rückkehr zum Goldstandard verbünden.
5. Der fatale Fehler der EZB
– Nicht die Existenz des Euro ist das Problem, sondern eine falsche Politik der Europäischen Zentralbank in den ersten Jahren nach der Einführung der Gemeinschaftswährung.
– Eine politische Union in Europa wäre eine ganz falsche Entscheidung, die viel Schaden anrichtete.
– Der fatale Fehler der EZB bestand darin, sich im vergangenen Jahrzehnt nicht entschieden genug von der zu laxen Geldpolitik der Fed distanziert hat, weil die EZB eine zu starke Aufwertung des Euro fürchtete.
– Überhaupt müsste Europa selbstbewusster gegenüber den Amerikanern auftreten. Es sollten viel mehr Amerikaner nach Europa kommen, um hier die Österreichische Schule zu studieren. Die amerikanische Ökonomik ist nicht marktwirtschaftlich ausgerichtet, sondern am Interesse von “Sozialingenieuren” ausgerichtet.