Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Was uns Steuerflucht kostet

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Dem Staat entgehen Einnahmen, weil große Konzerne in Steueroasen flüchten. Doch das Ausmaß wird überschätzt – auch von einer aktuellen Studie.

ID 53428820© ReutersWo zahlt Apple seine Steuern?

Google zahlt zu wenig Steuern, Apple ebenfalls und Amazon erst recht – so heißt es oft. Seit Jahren ärgert sich die Öffentlichkeit über die Steuermoral von Internetkonzernen. Dabei gab es lange kaum verlässliche Zahlen darüber, wie groß das Phänomen ist. Nur so viel war stets klar: Internationale Konzerne denken sich komplizierte Konstruktionen aus, um ihre Gewinne in Länder zu verschieben, wo sie kaum besteuert werden. Aber ob das den deutschen Staat viel Geld kostet, wusste niemand so genau.

Immer wieder kursieren Behauptungen, europäische Staaten verlören ein Drittel ihrer Unternehmensteuereinnahmen durch die Verschiebungen. Das wären für Deutschland rund 30 MilliardenEuro im Jahr – ein enormer Betrag. Doch es gibt auch andere Signale: Immer mal wieder kommt ein echter Fall ans Licht, dann ist von ein paar Millionen Euro die Rede. Für so einen Betrag lohnt sich zwar aus Sicht der Firmen ein gewisser Aufwand, verglichen mit ihren Milliardengewinnen und Steuerbescheiden ist das aber nicht allzu viel. Vor Kurzem ist dazu eine neue Studie erschienen, über die breit berichtet wurde. Doch auch diese Studie überschätzt das Ausmaß deutlich, zumindest für Europa.

Wie viel macht die Steuervermeidung also tatsächlich aus? Einen ersten Hinweis gibt die Bilanz der Unternehmen. Sie zeigt: Apple beispielsweise hat im vergangenen Jahr insgesamt rund 25 Prozent an Steuern auf seine Gewinne gezahlt, also direkt überwiesen oder als Schuld anerkannt. Das ist ungefähr so viel wie ein durchschnittlicher deutscher Mittelständler. Allerdings hat der amerikanische Staat mehr Steuern verlangt, nämlich bis zu 35 Prozent. Das ist mehr als in anderen Staaten. Gleichzeitig war in diesem System von Anfang an vorgesehen, dass Gewinne aus dem Ausland niedriger besteuert werden. Niemand hat je erwartet, dass amerikanische Unternehmen am Ende tatsächlich insgesamt 35 Prozent Steuern zahlen. Die geprüfte Unternehmensbilanz zeigt: Selbst Apple kann höchstens ein Drittel seiner Steuerlast sparen, wahrscheinlich sehr viel weniger. Die Obergrenze ist gefunden.

Eine Studie von Gabriel Zucman geht vom falschen Steuersystem aus

Wie groß ist das Ausmaß der Steuervermeidung aber tatsächlich? In den vergangenen Jahren hat es viele Versuche gegeben, das herauszufinden. Sie alle litten darunter, dass Unternehmen nicht sehr transparent sind, vor allem was ihre Geschäfte in Steueroasen betrifft. Jetzt aber gibt es eine neue Studie von einem Forscherteam mit dem Franzosen Gabriel Zucman, der oft mit dem Ungleichheitsforscher Thomas Piketty arbeitet.

Dieses Team hat sich zunutze gemacht, dass es immer bessere Daten über die Zahlungsströme zwischen den Staaten gibt. Die Zahlen zeigen beispielsweise, dass die Bermuda-Inseln Dienstleistungen nach Europa exportieren und dafür sehr viel Geld bekommen, viel mehr, als es für ein Land ihrer Größe normal wäre. Deshalb liegt es nahe, dass viele Unternehmen ihre Patente dort abgelegt haben. Die Europäischen Tochtergesellschaften müssen dann hohe Patentabgaben zahlen – und so landen die Gewinne aus Europa auf den Bermuda-Inseln.

Auf diese Weise rechnen Zucman und seine Kollegen aus, dass weltweit rund zehn Prozent der Steuereinnahmen von internationalen Konzernen verloren gingen. Die Staaten der EU verlören rund 20 Prozent. Das ist schon mal deutlich weniger als die Horrorschätzungen der vergangenen Jahre. Doch auch diese Schätzung ist noch deutlich zu hoch. Denn Zucman geht von einem Steuersystem aus, das es in dieser Form nicht gibt.

So funktioniert das internationale Steuersystem

In Wirklichkeit funktioniert das internationale Steuersystem so: Die Steuern soll der Staat bekommen, in dem das Unternehmen seine Werte schafft. Das Problem: Es ist schwierig festzustellen, wo das ist. Apples Wertschöpfung besteht darin, dass der Konzern ein Handy mit einem Teilepreis von rund 200 Dollar für 650 Dollar verkaufen kann – die 450 Dollar dazwischen sind Apples Leistung. Schafft Apple diese Leistung dort, wo die iPhones verkauft werden? Dann wäre das zum Teil in Deutschland. Oder schafft Apple das dort, wo am meisten Mitarbeiter arbeiten? Dann hätte Deutschland immer noch einen ordentlichen Anteil. Oder schafft Apple seine Leistung dort, wo die Handys entwickelt werden? Dann ist das an verschiedenen Stellen der Welt, großteils in den Vereinigten Staaten.

Das alles lässt sich kaum am Schreibtisch entscheiden. Deshalb arbeiten die Finanzämter mit sogenannten Transferpreisen: Die Apple-Mitarbeiter im einen Land stellen den Apple-Mitarbeitern im anderen Land eine Rechnung für ihre Arbeit. Das Finanzamt kann dann prüfen, ob die Preise ungefähr dem entsprechen, was auch andere zahlen müssten.

Deutschland bekommt da nicht allzu viel Wertbeitrag ab. Das iPhone ist hier nicht erfunden worden. Es wird auch nur zu einem kleinen Teil hier weiterentwickelt. Aus Sicht des deutschen Fiskus ist Apple wenig mehr als ein mittelständischer Elektronikhändler mit beschränktem Sortiment und einer kleinen Marketing-Einheit. Solange Apple die iPhones den Media-Märkten zu einem vergleichbaren Preis verkauft wie den eigenen Apple-Läden, ist dem Gesetz Genüge getan.

Zucman und seine Kollegen behaupten, dass Deutschland 20 Prozent seiner Steuern an Steueroasen verliert, zum Beispiel weil die Unternehmen dort Lizenzen gebunkert haben. Dabei ignorieren die Forscher, dass Deutschland für diese Lizenzen sonst ebenfalls bezahlen müsste – nur eben an andere Staaten.

Das Steuersystem könnte sich verändern

Es gibt Bestrebungen, das internationale Steuersystem zu ändern. Verschiedene Vorschläge laufen darauf hinaus, dass der Gesamtgewinn eines Unternehmens ermittelt wird und dann auf unterschiedliche Staaten verteilt wird – und zwar nach Kriterien, zu denen auch der Umsatz im Land gehören kann. Solche Ideen sind für den deutschen Fiskus nicht unbedingt gut.

Deutschland würde zwar Steuern von Apple und Google gewinnen, müsste aber auf andere Steuern verzichten: Autokonzerne und andere Exportbetriebe müssten dann mehr Steuern an die chinesische Regierung zahlen statt an den deutschen Fiskus. Weil Deutschland mehr exportiert als es importiert, hätte die Bundesregierung viel Geld zu verlieren.

Bisher ist Deutschland gemeinsam mit der Industrieländer-Organisation OECD einen anderen Weg gegangen: Es prüft die Transferpreise immer genauer. Sind die Patente wirklich so viel wert, wie Apple behauptet? Solche Fragen bringen zwar keine zusätzlichen Steuermilliarden, doch sie haben dem deutschen Fiskus schon die eine oder andere Million Euro zusätzlich beschert, auch von Apple.

Eine Arbeit dreier deutscher Ökonomen hat schon vor drei Jahren gezeigt, dass solche Maßnahmen tatsächlich wirken. Die Studie hat aber auch gezeigt: Ein Land ist besonders zögerlich mit solchen Initiativen. Es handelt sich um Irland – das Land, das sowieso schon ständig von der EU-Kommission verklagt wird. Aber dabei verzichtet die irische Regierung nur auf ihr eigenes Geld.

Eine missverständliche Formulierung im Text erlaubte die Deutung, Apple habe seine kompletten Steuern direkt überwiesen. Darum haben wir einen erklärenden Halbsatz angefügt.

Das Blog:


Der Autor:



Patrick Bernau


8 Lesermeinungen

  1. Patrick Bernau sagt:

    Lieber Herr Müller,
    Sie fragen, woher ich die 25 Prozent Unternehmenssteuer habe. Die Zahl stammt aus Apples unabhängig geprüftem Konzern-Jahresbericht, der so auch bei der amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht ist.

    Dem meisten von dem, was Sie über Apple sagen, stimme ich sofort zu. Das alles ändert aber auch nichts daran, dass Zucman und seine Kollegen die Verluste durch Steuerflucht so berechnen, als hätte die Staatengemeinschaft dieses neue Steuersystem beschlossen – und nicht so, als hätte man die Lücken im alten System gestopft. Um das festzustellen, muss man kein Experte sein. Dazu reicht die aufmerksame Lektüre der Studie.

    Aber falls es Ihnen auf Experten ankommt: Es gibt noch größere Steuerexperten als Zucman. Zucman guckt ja aus der Vogelperspektive auf das Thema. Es gibt aber auch Leute, die das Steuerrecht machen und anwenden, die Schlupflöcher suchen und stopfen. Diese Leute sind selten in einer Position, in der sie sich öffentlich äußern dürfen. Aber aus diesem Kreis bekomme ich ganz anderes Feedback zu diesem Beitrag, nämlich sehr gutes.

    • ex-kunde sagt:

      EY? Oder doch PwC, Deloitee oder KPMG?
      Hallo Herr Bernau. Zunächst vielen Dank für Ihre Antwort auf meinen Kommentar.
      Ich hoffe, Ihnen auch nach einiger Zeit noch antworten zu dürfen. Ich kann es nicht mit Sicherheit recherchieren, aber wer hat denn den “unabhängig geprüften Konzern-Jahresbericht” für Apple erstellt? Aber doch bitte nicht EY (Ernst & Young), denn was sollte dann unabhängig sein?
      Ebenso hoffe ich, dass Ihre verschwiegenen Experten nicht aus den Reihen der Big4 (EY, PwC, Deloitte und PriceWaterhouseCoopers kurz PwC) stammen, denn hierzu muss ich Ihnen aus gegebenen Anlass einen Artikel der Süddeutschen namens “Fragwürdige Doppelrolle” empfehlen. Sie schreiben: “Es gibt aber auch Leute, die das Steuerrecht machen und anwenden, die Schlupflöcher suchen und stopfen”. Das würde auf die fragwürdige Doppelrolle der Big4 sehr gut passen. Von der EU-Kommission bezahlen lassen um Steuerregeln durchzusetzen, deren Lücken sie dann für viel Geld ihren Klienten verkaufen können.

      Ich habe mit diesen “Experten” folgende Erfahrung machen müssen. Diese ganzen halbseidenen Steuervermeidungskonstruktionen und Sonderdeals mit den EU-Steueroasen sind deren äußerst lukratives Geschäftsmodell. Egal auf welcher Seite sie stehen. Die erkennen noch nicht mal das Problem bei ihren Geschäften. Von diesen Kreisen werden Sie natürlich Zustimmung zu Ihrem Artikel erhalten. Die tun vieles, aber mit Sicherheit nicht den Ast absägen auf dem sie sitzen. Ich weiß es ja nicht wer Ihre Informanten sind, aber wenn Ihre Informanten nicht öffentlich Stellung nehmen dürfen, dann muss ich sie aus diesen Kreisen vermuten.
      Als 2014 die LuxLeaks-Bombe platzte, las ich einen Artikel über das Aufdecken und Untersuchen der LuxLeaks-Fälle und was hier zu erwarten sei. (Nein, die Quelle habe ich leider nicht mehr) Die Quintessenz war, dass letztendlich niemand klären wird, was an den Fällen legal und was illegal war bzw. ist. Experten, die an einer Klärung interessiert wären, erhalten die nötigen Hintergrundinformationen nicht und wer Zugang zu den relevanten Informationen hat, hat nicht das geringste Interesse irgendetwas aufzuklären, weil er dann Teil der Steuervermeidungsindustrie ist. So einfach ist das leider.

      Wer klärt denn bitte, ob die Steuervereinbarungen zwischen den Konzernen und Irland oder Luxemburg nach dort geltendem Recht überhaupt haltbar sind? Gibt es dort keine Gesetze, die eine steuerliche Ungleichbehandlung verhindern sollen? Wäre schon sehr verwunderlich und in einem Rechtsstaat eigentlich selbstverständlich. Sind die Deals nach Luxemburger oder Irischem Recht tatsächlich legal? Ich muss das bezweifeln.

      Der Prozess gegen Antoine Deltour, Raphael Halet und Edouard Perrin in Luxemburg förderte zu Tage, dass PwC in Luxemburg sogar das offizielle Briefpapier der Luxemburger Steuerbehörden verwenden durfte. Das wurde noch nicht einmal geleugnet. Ein unglaublicher Vorgang. Aber denken Sie hier folgte irgendeine Untersuchung in Luxemburg? Fehlanzeige. Nur ein Beispiel, um die wahren Verhältnisse in diesen EU-Steueroasen aufzuzeigen.

    • Patrick Bernau sagt:

      Experten
      Lieber Herr Müller,

      ja, Apples Jahresabschluss wird von Ernst & Young geprüft. Wenn Sie dieser Firma nicht glauben, dann vielleicht der Börsenaufsicht SEC, die die Jahresabschlüsse immer wieder überprüft.
      Gleichzeitig steht schon mal fest, dass diese Firma Apple nicht in Sachen Steuern berät. Die SEC ist da recht scharf, die Steuerberatung muss ein Konkurrent übernehmen. Und was täte ein Unternehmen wie Ernst & Young lieber, als der Konkurrenz da ein Problem zu machen?

      Allgemeiner: Glauben Sie wirklich, es kennen sich nur diese Firmen mit dem Steuerrecht aus? Nein. Es gibt ehemalige Mitarbeiter dieser Unternehmen mit unterschiedlichsten Motivationen, manche im Guten gegangen und manche im Schlechten. Es gibt ganz unabhängige Steuerrechtler. Es gibt Leute in Ministerien und in der Finanzverwaltung (Betriebsprüfer). Undsoweiter.

      Sie können natürlich pauschal sagen: Die stecken alle unter einer Decke, auf die höre ich nicht. Dann haben Sie aber ein erkenntnistechnisches Problem, weil Sie dann auf Quellen zurückgeworfen sind, die sich nicht in dieser Detailtiefe mit der Sache auskennen.

      Ich halte es für unsere Aufgabe, mit möglichst vielen Leuten zu reden, egal von welcher Seite. Man muss nicht alles glauben, was man da hört – aber wenn man mit allen Seiten redet, merkt man schon mal besser, was man glauben kann. Man bekommt jedenfalls ein besseres Bild, als man bekommt, wenn man nur mit einer Seite redet.

  2. ex-kunde sagt:

    Nicht Zucman liegt falsch
    Ich finde es schon sehr vermessen sich anzumaßen einen ausgewiesenen Experten wie Gabriel Zucman hier solche Fehler vorzuwerfen. Noch dazu mit so herbeigezogenen Argumenten die außer Unwissen des Autors nichts belegen.
    Niemand hat zum Beispiel behauptet, dass die von Apple in Irland hinterzogenen Steuern ausgerechnet dem Deutschen Fiskus vorenthalten wurden. Klar wird Deutschland hier nur wenig Steuern abbekommen. Man sollte bei dem Problem die deutsche Brille mal abnehmen. Woher ist denn die Info mit den 25% Körperschaftssteuer die Apple bezahlt haben soll? Wo, in Irland? In Irland liegt der Steuersatz nur bei 12,5%! Fakt ist doch dass Apple große Teile seines weltweiten Geschäfts Irischen Töchtern zuschreibt. Das hat Apple selbst so festgelegt. Niemand anderes. Jetzt plötzlich zu kommen und zu sagen die Wertschöpfung findet in den USA statt ist einfach Blödsinn. Das mag ja der Realität entsprechen, aber wie erwähnt hat Apple selbst die internationalen Geschäfte nach Irland verlegt und dort mit einem vogelwilden Steuerdeal mit Irland eben keine Steuern bezahlt. Weder in den USA noch in Irland. Deshalb müssen sie hier auch mindestens 13 Mrd. nachzahlen. Dass nun eine Rückführung der Gewinne aus offshore Steueroasen in die USA zu deutlich reduzierten Steuersätzen stattfindet ist doch eine Farce, denn die Gewinne sind in Irland angefallen und nur massiven politischem Druck von Trump geschuldet. Und nochmal das mit Irland war Apples Idee. Niemand hat sie dazu gezwungen die Gewinne nach Irland zu verschieben. Hätte Apple die Gewinne immer in den USA versteuert, gäbe es keine Vorwürfe.
    Was für ein tendenziöser Artikel. Herr Bernauer, Sie gehen von falschen Fakten und Annahmen aus. Sie sind es der ganz viel nicht verstanden hat und schlecht informiert ist. Nicht Herr Zucman.

    Die neu angedachten Regelungen könnte der Exportnation Deutschland tatsächlich sehr schaden. Aber hier können wir vor allem bei unseren Finanzministern bedanken. Vor allem Herr Schäuble ist immer auf der Bremse gestanden, wenn es darum ging, gegen die Steuervermeidungsindustrie in den EU-Steuroasen vorzugehen. Völlige Untätigkeit! Deutschland hat seinen Einfluss und Glaubwürdigkeit in der Bekämpfung der Steuervermeidung damit komplett verspielt. Deshalb werden nun – zu Recht – andere bestimmen, wie Steuern in der EU verteilt werden. Vermutlich nicht zu unseren Gunsten.

    • Heismann sagt:

      Apple in Irland
      @ Michael Müller

      Sie schreiben:

      „(…) dass die von Apple in Irland hinterzogenen Steuern (…)“

      Dies ist meines Wissens nicht richtig. Soweit mir bekannt, wurde von der EU niemals der Vorwurf erhoben, dass Apple Steuer-HINTERZIEHUNG begangen hätte. Dies wäre eine Straftat.

      Apple hat vielmehr aggressiv & exzessiv Möglichkeiten der Steuer-VERMEIDUNG genutzt. Und dies ist zunächst einmal völlig legal.

      Es ist ebenfalls legal, dass Irland auf Unternehmensgewinne mit 12,5 Prozent erheblich niedrigere Steuern erhebt als Deutschland oder die USA. Das Land hat aufgrund seiner Geschichte und seiner geographischen Lage erhebliche wirtschaftliche Nachteile. Es ist daher legitim, dass die irische Regierung mit niedrigen Steuern ausländische Unternehmen ins Land lockt.

      Nicht legal ist jedoch der spezielle Deal, den die irischen Behörden mit Apple abgeschlossen haben. Danach hat das Unternehmen offenbar nur mikroskopische Steuern gezahlt, die weit unter dem geltenden Satz von 12,5 Prozent lagen. Hierbei handelt es sich nach Auffassung der EU um die Begünstigung eines einzelnen Unternehmens – andere Firmen wurden offenbar nicht so großzügig behandelt.

      Eine solche individuelle Subvention ist nicht mit dem Beihilferecht der EU vereinbar. So hat Brüssel denn auch Irland dazu verknackt, von Apple die Nachzahlung von Steuern in Höhe von 13 Milliarden Euro zu verlangen.

      Es ging also letztlich gar nicht um ein Steuerdelikt, sondern um eine unzulässige Subvention.

  3. Maikel9 sagt:

    Weitere eigentlich bekannte Aspekte
    1. Umsatzsteuer
    Wenn Apple in Deutschland ein iPhone verkauft, dann fällt darauf Umsatzsteuer an; von der profitiert alleine der deutsche Fiskus.

    Bei Produkten aus den Ausland wird übrigens Einfuhr-Umsatzsteuer berechnet.

    Der im Artikel erwähnte Vorschlag, den Gesamtgewinn nach Umsatz auf die Staaten zu verteilen, ist demnach völlig unnötig; der Umsatz wird in den meisten Ländern schon besteuert. Die Höhe des Steuersatzes legen die Länder sogar selbständig fest.

    Etwas komplizierter ist die Lage bei Unternehmen wie Google und Facebook, weil die in D nichts bzw. wenig direkt verkaufen; daher fällt auch keine Umsatzsteuer an.
    Die Gewinne dieser Unternehmen werden von den Werbetreibenden finanziert, und somit z.B. durch die Adidas-Schuhe, die wir Verbraucher kaufen; auch darauf fällt Umsatzsteuer an.

    2. Besteuerung von Aktiengewinnen
    Wenn Firmen wie Apple, Google, Facebook usw. dank “Steuervermeidung” einen höheren Nettogewinn erzielen, so steigen dadurch die ausgeschütteten Dividenden und/oder die Aktienkurse. Sowohl auf Dividenden als auch auf Kursgewinne sind in den meisten Ländern wiederum Steuern fällig.

  4. Max2017 sagt:

    Da gibt es aber doch auch noch andere Aspekte, die auch alle bekannt sind.
    Da das Thema Geld und Geldwert alle Lebensbereiche betrifft, zuerst mal etwas grundlegendes:
    Angenommen wir hätten noch eine eigene Währung, dann könnte es einem fast egal sein, wie viel Geld gedruckt wird, wenn nur bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind:
    1. Verbot und Beschränkungen für Ausländer, Land und Häuser zu kaufen. Außerdem sollten deren Preise nicht besonders stärker steigen, als die Inflation und die Verzinsung von Sparguthaben wie z.B. BRD-Staatsanleihenzinsen.
    2. Die Lebensmittelpreise dürfen am freien Markt nicht stärker steigen als die Inflation. Die Qualität muss einem Industrieland entsprechen, also in einer Liga mit den reichsten Ländern der Welt sein. (Überhaupt kein Problem, auch wenn uns die Medien täglich seit Jahren mit Falschmeldungen betreffend der Lebensmittelversorgung bombardieren. Mehr Transparenz wäre notwendig: Nicht erst Veröffentlichung von Lebensmittelmängel, nachdem die Waren verzerrt worden sind; und bessere Klagemöglichkeiten besonders gegen dubiose Zwischenhändler und Verarbeiter!)
    3. Die medizinischen Kosten dürfen nicht aus dem Ruder laufen, hier besonders für die Patente ausländischer Firmen.
    4. Der Staat muss sich vorbehalten, jederzeit ausländische Patente zu verstaatlichen, wenn es notwendig ist, nämlich wenn es die Sicherheit und Stabilität des Staates notwendig macht! (Ja, genau das, was Trump als Grund vorgibt bei seinen Zöllen.)

    Was alles andere am freien Markt betrifft, kann ich nur sagen: Jeder kann sich gerne 5 Autos und 10 Smartphones kaufen, überteuerte Uhren, Yachten, Picassos, Michelangelos oder goldene Schüsseln usw.

    Aber Punkte eins bis vier sind in Deutschland alle nicht erfüllt – und das trotz “Vollbeschäftigung” (nach gefälschten Statistiken), “Akademisierung”, “Weltmarktführerschaft”, “Exportrekorden” und wahrscheinlich über 20 Millionen prekären Beschäftigungen (man bedenke die zu erwartende Rente unter der Armutsgrenze mitsamt Anrechung fast alles Erspartem bei staatlicher Unterstützung im Alter).

    Irgendwas stimmt also doch nicht!

    In Beispiele braucht man sich nicht verzetteln, denn die Lösung ist ganz einfach:
    Jeder Staat muss in der Lage sein, seine Zölle und Steuern so festsetzen, wie es für seine Bevölkerung am besten ist! Ganz genau so, wie es Trump jetzt ausspricht.
    Wenn man es richtig macht, bekommt man genau die Erträge, die dem Wert der eigenen Arbeitsleistung entspricht, und wenn man es übertreibt – wie es Trump nur zu einem sehr kleinem Teil macht -, dann wird man Nachteile haben, da die eigene wirtschaftliche Entwicklung unnötig gebremst wird.
    Für Deutschland hätte ich da keine Bedenken: Wir haben immer noch beste Voraussetzungen – noch!
    1. Gute Ausbildungssysteme inklusiv Universitäten und Fachhochschulen.
    2. Fleissige Menschen.
    3. Zumindest die formalen Grundlagen unseres innerländischen Steuer- und Sozialssystems (soziale Marktwirtschaft) sind bestens; allerdings müßten die vielen Verhunzungen, Rechtsbeugungen (oft Enteignungen) und ideologischer Unsinn (z.B. Privilegien für einflußreiche kleine und große Gruppen, wie einige Gewerkschaften, Parteifunktionäre, bestimmte Rechtsanwaltszweige, …) wieder beseitigt oder zumindest zurückdrängt werden.
    4. Immer noch ein hervorragendes Verständnis dafür, wie wichtig Qualität der Waren ist.

    Beenden wir doch einfach die Gewinnverschiebungsmöglichkeiten, und lassen den Markt entscheiden, ob ein Großteil der Welt unsere Waren, nicht nur Autos, sondern dann auch wieder z.B. Weisse Ware, Schwerindustrie usw weiterhin und vermehrt kauft, weil unsere Waren das beste Preis-Leistungsverhältnis darstellen!
    Von mir aus Schritt für Schritt innerhalb von 4 Jahren, so dass man noch gegensteuern kann.

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