“Die große Geldschwemme. Oder: Wo wächst die nächste Blase?” Das war die Überschrift über einem Beitrag hier im Blog im November 2011, der das Wachstum der Geldmenge in den vergangenen Jahren aufgespießt hat und ein E-Book inspiriert hat. Es ist so viel Geld unterwegs, das könnte sich in neuen Blasen niederschlagen: So war die Befürchtung, und ich habe drei Kandidaten gesehen. Gucken wir doch mal, was daraus geworden ist. Hier kommt ein kleiner, nicht ganz neutraler Überblick.
1. Rohstoffe, v.a. Gold
Der Goldpreis ist allein in diesem Jahr von rund 1700 Dollar auf rund 1200 Dollar gesunken. Hier ist ganz offensichtlich eine Blase geplatzt – erster Punkt: erwischt.
Aber Gold ist aber das kleinere Problem – auch das stand schon damals im Beitrag. Ein Preisabsturz im Gold schadet niemandem außer denen, die das Gold barrenweise in den Keller getragen haben. Oder die “Gold Bugs”, die ihre Geldbestände durch Gold ersetzt haben. Wie steht es um die anderen Blasenkandidaten?
2. Immobilien
Die Preise für Wohnungen und Häuser steigen enorm. Los ging es in den deutschen Metropolen, inzwischen ist der Preisdruck auch im Umland angekommen.
Die Diskussion über Immobilienblasen ist trotzdem abgeebbt. Ist das jetzt eine Blase oder nicht? Bisher ist nichts entschieden. Das Verstummen der Blasenwarner jedenfalls ist kein Entwarnungssignal. Auch in der amerikanischen Immobilienblase gab es anfangs Warnrufe, doch sie verstummten mit der Zeit. Weil nichts passierte. Weil vielen Rufern das Thema langweilig wurde. Und weil sie mit der Zeit unsicher wurden – schließlich platzte da ja keine Blase.
3. Staatsanleihen
Richtig unangenehm kann es werden, wenn eine Blase in Staatsanleihen platzt. Wenn dann der Staat mehr Zinsen zahlen muss – und der Haushalt entsprechend eingeschränkt wird. Im schlimmsten Fall läuft es dann so wie in der europäischen Peripherie.
Und wie läuft es tatsächlich? Seit die amerikanische Notenbank angedeutet hat, dass sie nicht ewig Staatsanleihen kaufen wird, steigen die Renditen der Staatsanleihen. Und mit ihnen die Zinskosten Amerikas – zumindest in dem Moment, in dem der Staat neue Anleihen begeben muss. Obwohl die Bundesregierung sich mittels langlaufender Anleihen schon niedrige Zinsen gesichert hat, kann das dramatische Folgen haben: In den nächsten zehn Jahren wird der Anteil der Zinsen im Bundeshaushalt sich verdoppeln, schätzt das Budgetbüro: von 6,5 auf 14 Prozent. Das kann den Staatshaushalt ordentlich in Unordnung bringen.
In Deutschland sind die Renditen in den vergangenen Monaten von 1,2 auf 1,7 Prozent gestiegen. Wenn der Trend weitergeht, drohen auch hier Einsparungen, die schmerzhaft werden.
Und was macht die Geldschwemme selbst?
Die Geldschwemme ist noch nicht abgeflossen – das Ausmaß ist nicht kleiner als vor der Eurokrise. Zwar ist die Geldmenge an Euro (M3) in den Krisenjahren nicht viel schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung der Eurozone. Aber Sorgen macht mir eher der alte Überhang: Über die Jahre seit der Euro-Einführung ist die Geldmenge mehr als doppelt so schnell gewachsen wie die Wirtschaftsleistung.
Die EZB selbst führt das darauf zurück, dass mehr Geld auf den Konten bleibt, und zwar aus drei Gründen: weil die Zinsen in anderen Anlagen gering sind, weil die Inflation niedrig ist und weil es in der Krise wichtiger wurde, Geld flüssig zu haben. Sie verweist auf ein altes Paper aus dem Jahr 2002, in dem abgeschätzt wird, dass das Geld jedes Jahr 0,5 bis 1 Prozent langsamer umgeschlagen wird – entsprechend könnte mehr Geld aufgenommen werden. 0,5 bis 1 Prozent im Jahr sind das allerdings nicht.
Ein Fazit
Drei Blasenkandidaten habe ich im Jahr 2011 gesehen:
- Rohstoffe, v.a. Gold – Blase geplatzt
- Immobilien – noch nicht sicher, scheint sich aufzublähen
- Staatsanleihen – noch nicht sicher, könnte demnächst platzen
Das sieht nicht gut aus. Die Geldschwemme ist trotz Eurokrise nicht behoben. Falls demnächst wirklich eine Blase in den Staatsanleihen platzt und die Staaten mehr Zinsen zahlen müssen, dann könnte das auch für Deutschland übel werden. Es drohen immer noch Sparprogramme, die weder den Politikern noch den Wählern Spaß machen. Aber nicht mehr vor der Bundestagswahl.