
Das Jahr beginnt für die amerikanischen Ökonomen mit einem Blick zurück. Auf der Jahrestagung der American Economic Association (AEA) in Philadelphia hat Ben Bernanke, der scheidende Vorsitzende der Zentralbank, den bisher wohl umfassendsten Rückblick auf seine acht Jahre an der Spitze der Federal Reserve geworfen.
Auf der Erfolgsseite verbucht Bernanke die Fortschritte der Fed in Sachen Transparenz und mehr Offenheit: Pressekonferenzen, ein explizites Inflationsziel, ausführlichere Erklärungen zum geldpolitischen Kurs. Positiv wertet Bernanke auch die Bemühungen um mehr Regulierung und um eine makro-prudenzielle Aufsicht, um die Finanzstabilität zu sichern. Zweiflern an den Erfolgen der von ihm eingeleiteten extrem expansiven Geldpolitik hält Bernanke entgegen, dass die amerikanische Wirtschaft starken Gegenwinden gegenübergestanden habe: die Eurokrise, die schwache Weltwirtschaft, die vorschnelle Abkehr der amerikanischen Bundesregierung von der fiskalischen Expansion. All das fasst in komprimierter Form Argumente zusammen, die Bernanke in den vergangenen Monaten oft vorgetragen hat.
Bemerkenswert in Philadelphia war seine eindringliche Warnung vor Vorschlägen in Washington, die Fed einer umfassenden Buchprüfung zu unterziehen. Hinter dieser „Audit the Fed“-Bewegung steht nicht das Verlangen, die Bücher der Zentralbank zu prüfen. Das geschieht heute schon regelmäßig. Hinter der Bewegung verbirgt sich vielmehr der Wunsch, auch die geldpolitischen Entscheidungen der Fed der politischen Kontrolle zu unterwerfen. Das verletze, so mahnte Bernanke, die vom Kongress bewußt gewählte Unabhängigkeit der Geldpolitik.
Surreale Krisenbekämpfung
Lobende Worte für den Fed-Vorsitzenden, der Ende Januar das Amt verlässt, gab es von zwei Kollegen. Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff bewunderte vor allem die außerordentliche Kreativität, die die Fed und Bernanke während der Finanzkrise an den Tag gelegt hätten. Manche der Dinge erschienen „surreal“, sagte Rogoff – wie zum Beispiel die Idee, die Investmentbanken zu Banken zu erklären, damit die Fed ihnen Geld leihen konnte. Rogoff wünschte sich, das Bernanke ein Buch schreibe und darin ein Kapitel über die zehn verrücktesten Ideen während der Finanzkrise, die die Fed nicht gemacht habe.
Anil Kashyap von der Universität Chicago betonte, dass die Geschichte mit Bernanke freundlicher umgehen werde als viele der heutigen Kommentare. Schließlich habe die amerikanische Wirtshaft am Rande der „Großen Depression 2.0“ gestanden, was die Fed verhindert habe. In seinem Kommentar legte Kashyap die Finger in offene Wunden der aktuellen Debatte rund um die Geldpolitik und die Finanzmarktregulierung. Die Vorschläge aus Basel für Liquiditätsvorschriften für Banken wertete er zum Beispiel als „Regulierung, die der Theorie vorauseilt“. Denn die Ökonomen hätten keine Theorie darüber, ob ein Finanzsystem zu wenig oder zu viel Liquidität generiere.
„Alle Ökonomen lieben Bernanke“
Ähnlich grundsätzlich sind seine Zweifel an der nicht nur von Bernanke vertretenen Position, dass eine scharfe Trennung zwischen der Geldpolitik und der Regulierung zur Sicherung der Finanzmarkstabilität notwendig sei. Die Geldpolitik soll danach nur der letzte Ausweg sein, wenn es um die Stabilität der Märkte geht. Dieses Trenn-Prinzip aber bricht nach Kashyaps Mahnung zusammen, wenn die Geldpolitik selbst Instabilitäten an den Märkten auslöse und fördere.
Den Teilnehmern der AEA-Tagung wird Kashyap aber wohl für anderes in Erinnerung bleiben. Zur Ehrung von Bernanke präsentierte der Chicago-Ökonom ein munteres Musikvideo unter dem Titel „Ben Bernanke, der Zentralbanker“. Alle Ökonomen liebten Bernanke, heißt es darin, und Bernanke sei der Größte aller Zentralbanker. In etwas gequältem Humor spielt Liedautor Kashyap zur Melodie von „Rudolf, das rotnasige Rentier“ auch auf die glänzende Glatze des Fed-Vorsitzenden an. All denen, die die Aktivitäten der Fed vor, während und nach der Finanzkrise etwas kritischer sehen und ihr wenigstens eine Mitschuld an der Krise geben, wird in ironischer Distanzierung eher eine andere Liedzeile gefallen: „Ben, willst Du heute Nacht nicht die Welt retten?“
Weitere Berichte von der Jahrestagung der AEA:
Amerika und Deutschland erholen sich von der Finanzkrise am besten
Dr. Summers versus Dr. Taylor – wenn Ökonomen aneinander geraten
Amerikanische Ökonomen fordern eine neues Konjunkturpaket
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Ben, willst Du heute Nacht nicht die Welt retten?
…vor den Menschen…(besonders vor denen)…mit einem “Big Bang”!?
Unabhängige Notenbanken sind gut, aber private Notenbanken wie die FED sind ein No-Go
1913 entrissen Privatbankiers dem ‘Reformer’ Wilson, einem Demokraten, das Geldmonopol der USA. Seitdem verfolgt die FED konsequent die Politik des FIAT-Geldes, unter konsequenter Förderung der Aufrüstung und der Kriegsaktivitäten der USA.
Mit dem Bretton-Woods-Abkommen wurde der Dollar als zentrale globale Leitwährung manifestiert. Und die Amerikaner als Herrenmenschen, der Rest der Welt hat Sklavenstatus.
Was mit Ländern und Menschen passiert, die sich nicht fügen wollen, kann man an der Vita der Herren Hussein und Gaddafi, evtl auch Chavez, leicht erkennen.
Ganz bestimmt 90% der Schieflagen der westlichen Welt, von Kindersklaven in Bangladesh über die hemmungslose Enteignung von Ureinwohnern in Südamerika, bis zu den grausamen Ömagnaten in Saudi-Arabien, wären ohne dieses FIAT-Money und den US-Dollar-Standard so nicht möglich.
Das Schuldgeldsystem hat eine grausame, kalte Welt der Korruütion und des Rechtes des Stärkeren erschaffen, und das auf Kosten vieler künftiger Generationen.
Die gute Nachricht ist: Es wird untergehen, weil sich alle derartigen Systeme zuletzt selbst zerfleischen.
Geldpolitik unter politischer Kontrolle ist schädlich. Das ist nicht neu.
Bernankes Erkenntnis spiegelt sich schon in der Bank Deutscher Länder von 1948, der späteren Deutschen Bundesbank wider. Aufgrund ihrer Unabhängigkeit, die sie bis zuletzt durchsetzte, als die Kohl-Regierung die Goldreserven höher bewertet sehen wollte, um die Maastricht-Kriterien zurechtzufrisieren, hatte sie weltweit einen beispielhaften Erfolg der Geldpolitik nachzuweisen. Die Deutsche Mark war die stabilste und wertvollste Währung der Welt.
Kohl verstieg sich damals in seiner Euro-Romantik zur Aussage: “Möge in 50 Jahren der Rückblick auf den Euro ebenso positiv ausfallen wie heute bei der D-Mark.”
Die hohe Bedeutung der politischen Unabhängigkeit einer Notenbank ist also keine neue Erkenntnis, die inzwischen durch die massiven Vertragsbrüche der Politik seit Einführung des Euro sowie die Staatenfinanzierung der EZB in Europa pervertiert wurde.
Der größte Zahler steht dabei gleichberechtigt neben fiskalischen Schurkenstaaten wie Zypern, Griechenland oder Luxemburg. Die überschuldeten Staaten wiederum sehen keinen Anlass, Reformen ernsthaft anzugehen, da sich die verantwortungsvoll wirtschaftenden Nordstaaten des Euroraums in der Eurofalle befinden und bis zum bitteren Ende zahlen dürfen. Nicht nur für die Rettung von Staaten, sondern jetzt schon auch von Banken sowie demnächst für die Sozial- und sicher bald auch Rentensysteme in Europa.