Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Der Wert von Googles und Facebooks Daten-Hamsterei

Mark Zuckerberg vor den Icons seines Imperiums© AFPMark Zuckerberg vor den Icons seines Imperiums

Wie gefährlich sind große Internet-Unternehmen wie Google oder Facebook? Hat die Konkurrenz noch eine Chance gegen sie – oder gibt ihnen ihr Datenbestand so viel Vorsprung, dass sie ein natürliches Monopol bilden und uneinholbar werden? Es gibt dazu neue Gedanken von der grünen Wettbewerbspolitikerin Katharina Dröge.

In „Fazit“ diskutieren wir das Thema seit Monaten. Im Februar hat Kartellamts-Präsident Andreas Mundt zum ersten Mal öffentlich angekündigt, dass Datenmacht in Wettbewerbs-Fragen künftig viel mehr Beachtung finden soll.

Vor einiger Zeit habe ich mit der grünen Wettbewerbspolitikerin Katharina Dröge über das Thema gesprochen, und sie hat noch ein paar zusätzliche Fragen aufgeworfen:

  • Welche Rolle spielt es, dass jeder Internet-Nutzer nicht nur Daten über sich selbst abgibt, sondern auch über seine Gruppe?
    Jeder Nutzer charakterisiert durch sein Verhalten nicht nur sich, sondern er trägt auch zum Gesamtbild der Gruppen an, denen er angehört: zum Beispiel die 40-jährigen, die Frauen, undsoweiter. Vieles an Datenwert entsteht heute dadurch, dass Unternehmen Aussagen über die Gruppe treffen und daraus relativ präzise auf den einzelnen schließen können (wenn auch nicht vollständig).
  • Welchen Wert hat es für ein Unternehmen, Daten aus verschiedenen Bereichen zu kombinieren?
    Google zum Beispiel nutzt für seinen Dienst „Google Now“ Daten aus ganz unterschiedlichen Diensten auf einmal, die es gehamstert hat: Aus dem Kalender erfährt es, welche Termine der Nutzer hat. Auch aus E-Mails erfährt es von Terminen. Beides kombiniert Google mit Staudaten. Auf diese Weise kann Google den Dienst „Now“ viel leichter einführen als das beispielsweise Amazon könnte.

Katharina Dröge sieht eine Möglichkeit, Daten zwischen Geschäftsbereichen zu trennen. Das allerdings würde immer wieder dazu führen, dass neue Dienste langsamer und nur mit höheren Kosten eingeführt werden können. Facebook könnte es vielleicht nicht ermöglichen, dass Statusmeldungen aus der Facebook-App per WhatsApp verschickt werden. Google könnte “Google Now” nicht in dieser Form einführen. Für Konkurrenten bliebe mehr Spielraum – eben weil die Fortschritte von Google und Facebook gebremst würden.

Sie denkt zudem darüber nach, dass der Staat definieren könnte, welche Daten man handeln darf und welche nicht.

Einige Tage vor unserem Gespräch hatte die grüne Bundestagsfraktion eine Diskussion organisiert. Inzwischen gibt es davon ein Video. Es zeigt ganz gut die klassische Haltung von Juristen und Wettbewerbsökonomen: beide Gruppen schieben die Verantwortung aufeinander.

Inzwischen scheinen aber die Wettbewerbsökonomen anders zu denken. Kartellamtspräsident Mundt scheint jedenfalls offener dafür zu sein, über Daten als Wettbewerbsinstrument nachzudenken.

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