Es besteht kein Widerspruch zwischen der Erkenntnis, dass Banken Geldschöpfung durch Kreditvergabe betreiben, und der Erkenntnis, dass Banken Finanzintermediäre sind.
Im Jahre 1963 ist in den Vereinigten Staaten ein Aufsatz erschienen, der über mehrere Jahrzehnte, zusammen mit anderen Arbeiten des Autors, das monetäre Denken stark beeinflusst hat: Der Aufsatz trug den Titel “Commercial Banks as Creators of Money” und sein Autor war der amerikanische Ökonom und spätere Nobelpreisträger James Tobin. In diesem rein verbalen Papier 1), das keine Grafik und kein mathematisches Modell enthält, skizzierte der Verfasser einen “New View” in der Betrachtung von Geld und Finanzintermediation, der lange nachwirkte.
Tobin stellte eine Frage, die noch heute gerne aufgeworfen wird: Sind Banken besondere Arten von Finanzinstituten? Wer die Frage bejaht, verweist gerne auf die Fähigkeit von Banken, durch Kreditvergabe Geld, also Zahlungsmittel, zu schöpfen. Tobin fand das Argument nicht beeindruckend: “Diese Erklärung ist auf den ersten Blick hin wenig überzeugend. Die Zahlungsmitteleigenschaft von Sichteinlagen ist in der Tat ein Merkmal, das die Verpflichtungen von Banken von denen anderer Finanzintermediäre unterscheidet. Versicherungen auf den Todesfall hin abzuschließen ist in gleicher Weise ein Merkmal, das Lebensversicherungspolicen von den Verbindlichkeiten anderer Finanzintermediäre – einschließlich der Geschäftsbanken – unterscheidet. Es liegt nicht auf der Hand, dass eine Art der Differenzierung für eine spezielle analytische Behandlung ausgewählt werden sollte.”
Mit anderen Worten: Tobin bestritt überhaupt nicht, dass sich Banken durch die Fähigkeit, Einlagen durch Kreditvergabe zu erzeugen, auszeichnen. Aber er fand das nicht besonders weltbewegend. Ebenso hielt Tobin den traditionellen statischen Geldmultiplikator für ein irreführendes Konzept und ebenso war er der Auffassung, dass Banken nicht schon vor der Kreditvergabe an Kunden Guthaben bei der Zentralbank besorgen müssen. All das, was manche Heterodoxe heute als revolutionäre Weisheit verkünden oder als bedeutende neue Erkenntnis der Bundesbank anpreisen wollen, fand sich vor mehr als einem halben Jahrhundert bei Tobin – der aber dennoch kein heterodoxer Ökonom war.
Im Zentrum von Tobins bekanntesten Analysen stand der Ausgangspunkt, dass Wirtschaftseinheiten ihr Vermögen durch Kombination unterschiedlicher Aktiva optimieren wollen und sich dabei an der erwarteten Rendite und am erwarteten Risiko orientieren und daneben andere Eigenschaften von Vermögensgütern wie den Liquiditätsgrad in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Der Kern dieser Arbeiten ist vermögenstheoretischer Natur und er ist durch Autoren wie John Maynard Keynes, John Hicks oder Gurley/Shaw beeinflusst.
Wenn wir uns nun die Tätigkeit einer Bank anschauen, stellen wir fest, dass sie wie jedes andere Finanzinstitut durch ihre Geschäfte auf beiden Bilanzseiten Wirtschaftseinheiten Möglichkeiten gibt, ihre Vermögenspläne zu optimieren. DAS ist in dem vermögenstheoretischen Modell die Funktion des Finanzintermediärs – ohne ihn könnten alle Beteiligten, die Kunden der Bank im Aktivgeschäft wie die Kunden der Bank im Passivgeschäft, ihre Pläne nicht optimieren. Indem sich die Bank zwischen die beiden Typen von Kunden setzt, erzeugt sie einen Nutzen, der ohne sie nicht oder nur zu deutlich höheren Kosten realisiert werden könnte.
Nehmen wir den Fall der Bank und lassen wir Tobin sprechen: “Auf der einen Seite stehen die Kreditnehmer, die ihren Bestand an Realaktiva – Lagerhaltung, Grundstücke für den Wohnungsbau, Produktionsanlagen, Ausrüstung usw. – über die Grenzen ihres Nettovermögens hinaus erweitern wollen.” Der Wunsch einer Vermögensoptimierung begründet die Kreditnachfrage, dem Aktivgeschäft der Bank. Aber, und das ist Tobins Punkt, das Ganze funktioniert nur, wenn es auch Wirtschaftseinheiten gibt, die das neu geschaffene Geld als Bestandteil ihrer Vermögen nachfragen. Es sind Wirtschaftseinheiten, “die einen Teil oder ihr ganzes Nettovermögen in Form von Aktiva mit stabilem Geldwert und vernachlässigbarem Risiko der Zahlungsunfähigkeit halten wollen.”
Tobins Fazit: “Die Aktiva von Finanzintermediären sind Verpflichtungen der Kreditnehmer – Wechsel, Obligationen, Hypotheken. Die Verbindlichkeiten von Finanzintermediären sind Aktiva der Kreditgeber – Bankdepositen, Versicherungspolicen, Pensionsrechte. Intermediäre übernehmen typischerweise Verbindlichkeiten mit geringerem Verlustrisiko und größerer Vorhersagbarkeit ihres Wertes, als ihre Aktiva aufweisen.” 2)
Es ist offensichtlich, dass Banken in diesem Modell Finanzintermediäre sind – übrigens nicht, obwohl sie Geldschöpfung durch Kreditvergabe betreiben, sondern weil sie Geldschöpfung durch Kreditvergabe betreiben. Und schon bei Tobin steht, dass die Gewinnmaximierung der Bank ebenso wie Regulierungen dafür sorgen, dass die Banken nicht grenzenlos “Geld aus dem Nichts” erzeugen werden.
- Man hat Tobin noch in jüngerer Zeit vorgehalten, dass er sein Modell nicht formalisiert habe. Der Vorwurf ist unzutreffend, ein entsprechender Aufsatz ist 1982 im Scandinavian Journal of Economics erschienen.
- Auch aus heutiger Sicht erscheint Tobins Beschreibung des Bankverhaltens realistisch: “Tobin’s general description of banking holds up well today. Commercial banks manage credit risk, liquidity risk, and interest rate risk, among other types of risk. They have systems for the measurement of risk and for the allocation of capital to those risks and to the individual banking businesses that incur them. There is an overarching oversight process that includes risk committees and asset-liability committees (ALCOs) undertaking regular systematic reviews of risk exposures. Strategy decisions are made about target asset-liability mixes and pricing parameters. There are internal funds transfer pricing systems to ensure that current market interest rates are reflected immediately in the interest margins that result for each separate banking business according to current asset and liability pricing. These various management components survey and steer the financial intermediation effect in its totality. Moreover, all types of financial intermediaries manage their balance sheets with such techniques of portfolio management, risk management, asset-liability management, and capital allocation. Just as the bank lending officer ignores the reserve position in making lending decisions (a point made often by heterodox observers), risk and asset-liability managers ignore “loan create deposits”. The deposit origination process is simply not relevant to the portfolio management approach. It is an operational feature of minimal importance – according to Tobin’s strategic portfolio management description – and in fact. For example, the critical credit risk characteristic of an individual loan has nothing to do with the fact that loans create deposits. Banks are concerned with risk to net interest margins, not the fact that demand deposits are created endogenously.”
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Zum Thema “Geld und Makroökonomik” sind zuletzt erschienen:
- “Es werden Scheindebatten geführt”
- Das Geldangebot ist kein Geheimnis
- “Realwirtschaftliche Modelle sind überholt”
Noch eine Perspektive
Hier ist eine Betrachtung des Tobin-Artikels von 1963 aus postkeynesianischer Sicht:
https://eco.uninsubria.it/dipeco/quaderni/files/QF2006_5.pdf
Gruß
gb
Nobel Memorial Lecture Tobin :Die Bedeutung von Hicks...
Hicks dürfte sich freuen wenn sich Wirtschaftswissenschaftler sein einzigartige und akribische Art und Darstellung von “The Monetary Factor “,Kapitel XI,insbesondre Teil 6[A Contribution to the theory of the Trade
Cycle],immer wieder schätzen lernten ,gerade im ändernde wirtschaftspolitische Verhältnisse .Teil 6 ,ein sublime Auseinandersetzung
monetäre Theorien und ein äußerst wichtige Parameter :die “lags”.
Tobin,ein Gelehrte “honnête “,Tobin war so einer!
Why is Tobin wrong?
The article by Gerald Braunberger has the merit of highlighting the importance of Tobin’s article “Commercial Banks as Creators of Money” in the development of economic thought. I agree with Mr. Braunberger that this paper has largely contributed to representing commercial banks as intermediaries between savers and borrowers. Nevertheless, I am deeply convinced that Tobin is wrong. Why? With his general equilibrium representation of portfolio allocation, Tobin reverses the causality between an increase in the quantity of money and a fall in interest rates.
The issue at stake is about the effect of a credit-money expansion by commercial banks on the identity between investment and savings.
Tobin’s paper maintains that the creation of money by commercial banks reflects an increase in savings, which matches the investment financed by banks. On page 6, he states:
“The banking system can expand its assets […] by lending to finance new private investment in inventories or capital goods, or buying government securities financing new public deficits. […] In [this] case, new private saving occurs, matching dollar for dollar the private investments or government deficits financed by the banking system.”
In other words, the identity between investment and savings always holds on the credit market because banks grant credit only in so far they attract an increase in savers’ demand for bank deposits. Thus, credit expansion is limited by the demand for deposits from savers:
“Clearly, then, there is at any moment a natural economic limit to the scale of the commercial banking industry. Given the wealth and the asset preferences of the community, the demand for bank deposits can increase only if the yields of other assets fall.”
According to Tobin (1963), the identity between investment and savings comes about because banks can issue more deposits only if the demand for deposits from savers increases, which happens when the yields of other assets fall. This means that a decline in time preference, which corresponds to an increase in savings, is necessary for banks to issue deposits and to grant credit. The fall in yields is seen thus as a necessary condition for the demand for deposits to increase, which induces banks to accommodate this demand by issuing deposits. This is, however, wrong.
The decline in yields of assets is the consequence of the increase in deposits, rather than a necessary condition, or a cause, for the increase in deposits. Economic agents accept new deposits as means of payment to increase their revenue even if they do not desire to increase their deposit holding and even if they intend to spend their new deposit holding.
Ironically, in another work, Tobin (A General Equilibrium Approach To Monetary Theory, Journal of Money, Credit and Banking, 1969) emphasises that “decisions about the accumulation of wealth are separable from decisions about its allocation.” But if this is true, the demand for deposit holding cannot be a limit to the issuance of deposits because the decision to accept new deposits as means of payment is driven by the desire of the first recipient to increase his revenue and does not imply that his demand for deposit holding has increased.
For the sake of clarity, imagine a construction company which holds its wealth as an optimal portfolio given the current yields of assets. Then, the construction company is offered the opportunity to build a new house against payment in money. It is a matter of indifference for the company whether the deposit it receives in payment was pre-existing before the transaction or whether the deposit is created as the bank grants credit to the house buyer. In any case, building the house will increase the money holding of the construction company. Tobin (1963) essentially says that the construction company cannot accept the mandate to build the house and the payment in deposit, unless the yields of assets fall, such that its demand for deposit holding increases. If the deposit holding of the company was optimal for the given yields of assets, how could it possibly take a decision that leads to an increase in its deposit holding if yields remain unchanged? This is, of course, absurd. In fact, the company will build the house and accept new deposits as payment independently of the yields of assets because it desires to increase its revenue and wealth, not because it desires to increase its deposit holding. Subsequently, if the construction company is paid with new deposits, the aggregated increase in deposits may affect the price and the yield of financial assets in the wake of a portfolio reallocation.
It is the increase in deposits that causes the fall of yields, rather than the fall of yields that causes the increase in deposits. Therefore, the increase in deposits does not reflect a decline in time preference and is not limited by savings. Credit expansion by banks creates a discrepancy between investment and savings, which might give rise business cycles and crises.
Sir,
thank you for comment, which is very welcome.
One quick note (I am currently on vacation):
You write: “Ironically, in another work, Tobin (A General Equilibrium Approach To Monetary Theory, Journal of Money, Credit and Banking, 1969) emphasises that “decisions about the accumulation of wealth are separable from decisions about its allocation.”
This is a valid point. It is correct that, following Keynes and for reasons of simplicity, Tobin separated the analysis of stocks and flows throughout most of his career. This is also true for the well-known 1969 paper you mentioned. This approach had led to critical remarks already at the time, for example by Tsiang (https://www.sciencedirect.com/science/book/9780127017211).
Finally, Tobin delivered a full-scale model in his Nobel lecture in 1981, where he elaborated: “In my 1969 article describing a multi-asset framework for monetary analysis, I perpetuated the implausible bifurcation to which I now object. I tried to generalize the stock equilibrium of asset prices and quantities to a larger collection of assets while winding up nonetheless with a single “LM” locus to be juxtaposed with an “IS” locus. This condensation, I now recognize, is not in general attainable. The major points of the 1969 paper did not depend on this feature, but the blending of stock adjustments and saving flows advocated in this lecture seems to me a preferable approach.” (https://www.nobelprize.org/nobel_prizes/economic-sciences/laureates/1981/tobin-lecture.pdf)
In 1981, however, macroeconomic theory had developed in a completely different direction.
Regards
gb
@ Stoecker
Ihre Art zu diskutieren, ist unmöglich. Hätten Sie vor dem übereilten Posting ein ganz klein wenig nachgedacht, wäre Ihnen bewusstgeworden, dass Tobin unmöglich gemeint haben kann, was Sie ihm an Unsinn unterstellen.
Ganz allgemein gefragt: Sind Sie sich sicher, dass Sie über die intellektuellen Fähigkeiten und die Fachkenntnisse verfügen, um halbwegs kompetent an Diskussionen über Ökonomie teilzunehmen?
Sie verweisen ohne Unterlass und begeisternd zustimmend auf den schwedischen Ökonomen Knut Wicksell und dessen Theorie des natürlichen Zinses (Erklärung der Zinsbildung auf den Märkten).
Zugleich verdammen Sie die Loanable Funds Theory, deren Anhänger für Sie offenbar die letzten Deppen sind.
Womit aber beschäftigt sich die Loanable Funds Theory? Richtig: Mit der Entstehung der Zinsen auf den Märkten.
Und auf wen geht die Theorie, die in den 1930er Jahren von den beiden Ökonomen Ohlin und Richardson formuliert wurde, letztlich zurück? Richtig: auf Knut Wicksell.
Ja, was ist Wicksell denn nun: ein Geld-Idiot oder ein Wissenschaftsgenie?
@ „Ihre Art zu diskutieren, ist unmöglich.“
Ihre Art zu „diskutieren“ ist möglich, da Sie in diesem Forum wohl besondere Freiheiten genießen.
„…wäre Ihnen bewusstgeworden, dass Tobin unmöglich gemeint haben kann, was Sie ihm an Unsinn unterstellen.“
Was auch immer Tobin gemeint haben könnte: Ich maße mir nicht an, dies zu wissen. Meine Kritik beruhte auch nicht auf einer tieferen Tobin-Exegese, sondern bezog sich auf eine Aussage von Tobin, die Herr Braunberger herausgearbeitet hatte. Wenn Sie sich an meiner Kritik hierzu sachlich äußern möchten, dann tun Sie das doch einfach und lenken nicht mit persönlichen Angriffen ab.
Ich schätze Tobin und ich schätze insbesondere auch Wicksell sowie viele andere Ökonomen auch; deshalb sind sie weder Götter, geschweige denn unfehlbar. Insofern erlaube ich mir zu hinterfragen, ob alle Thesen in sich stimmig sind oder ob es nicht doch vereinzelte Widersprüche gibt. Insofern kann ich nicht nachvollziehen, was Ihre Schwarz-Weiß-Malerei soll („Geld-Idiot oder ein Wissenschaftsgenie“).
Herr Braunberger hat bereits sein abschließendes Urteil zur Zahlungsmitteleigenschaft gefällt und möchte hierzu keine weiteren Diskussionen. Das ist sein gutes Recht, zumal die Argumente ausgetauscht sind und wir uns einig sind, dass wir uns nicht einig sind.
Was ich bei Ihnen aber in Bezug auf meine Tobin-Kritik feststellen muss, das ist die Tatsache, dass Sie überhaupt kein Sachargument vortragen. Wenn es denn doch welche geben sollte, möchte ich Sie hiermit höflich bitten, diese auch vorzutragen, damit ich wenigstens zukünftig Dank Ihrer Hilfe „halbwegs kompetent an Diskussionen über Ökonomie“ teilnehmen kann.
Falls Sie dieses Papier noch nicht gelesen haben sollten, dann wäre es durchaus hilfreich für eine konstruktive Diskussion, sich hiermit einmal intensiver zu befassen, zumal neben Tobin und Wicksell auch Macleod, Withers, Schumpter, Moeller und Hahn zu Wort kommen: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521914001070. Daraus abschließend:
„The empirical evidence shows that of the three theories of banking, it is the one that today has the least influence and that is being belittled in the literature that is supported by the empirical evidence. Furthermore, it is the theory which was widely held at the end of the 19th century and in the first three decades of the twentieth. It is sobering to realise that since the 1930s, economists have moved further and further away from the truth, instead of coming closer to it. This happened first via the half-truth of the fractional reserve theory and then reached the completely false and misleading financial intermediation theory that today is so dominant.”
Und in diesem Papier, das Bezug auf Werner nimmt, schreiben Jakab und Kumhof zum Schluss:
„The currently dominant intermediation of loanable funds (ILF) model views banks as barter institutions that intermediate deposits of pre-existing real Loanable funds between depositors and borrowers. The problem with this view is that, in the real world, there are no pre-existing loanable funds, and ILF-type institutions do not exist. Instead, banks create new funds in the act of lending, through matching loan and deposit entries, both in the name of the same customer, on their balance sheets.” https://www.bankofengland.co.uk/research/Pages/workingpapers/2015/wp529.aspx.
LG Michael Stöcker
Wenn Sie in diesem Kommentar nicht wissen, was Tobin meinte, wieso wussten Sie in Ihrem ersten Kommentar in diesem Strang, dass Tobins “new view” nichts anderes sei als die alte, mit McLeod beginnende Geschichte?
Würden Sie Tobin lesen, wüssten Sie, dass der “new view” eben nicht die Fortsetzung der alten Geschichte ist.
Und würden Sie Tobin lesen, wüssten Sie, dass er sich zu Beginn des von mir thematisierten Artikels über Leute mit Ihren Ansichten (die gab es auch schon früher) lustig macht.
Und wenn ich mir die bei mir eingehenden Mails von Ökonomen anschaue, gibt es auch andere, die sich angesichts Ihrer mit dem Pathos des Oberlehrers vorgetragenen Ahnungslosigkeit nicht nur bei diesem Thema kringelig lachen.
Gruß
gb
Danke für die Denkansätze und Denkanstöße
Tobin und seiner Epoche.
Dass benötigt Zeit und vielerlei Verbindungen zum Lernen meinerseits.
Hicks ist einer davon in seiner ausgelesenen Studie “Trade Cycle”,nur am Ende einige mathematische Appendizes.
Superbe!
Sargent on Tobin
Die Modernität vieler Arbeiten Tobins wird in dieser Vorlesung Thomas Sargents, eines Vertreters der modernen Makroökonomik anerkannt:
https://www.tomsargent.com/research/phillips_ver_9.pdf
Die Vorlesung ist über die Hinweise zu Tobin hinaus sehr interessant und behandelt das folgende Thema:
“This essay is about wise and timely things that macroeconomic theory
has to say about where to draw lines between (1) markets for money andcredit, and (2) monetary and fiscal policies.”
Sargents Aussagen zu Tobin wurden seinerzeit hier zusammengefasst:
“Sargent discussed, in his 2010 Phillips Lecture at the LSE, what is at stake in breaking Wallace neutrality and including different assets (and potential asset substitution) in contemporary dynamic models. The problem of assets substitution and non-neutrality of central bank’s operations was at the core of James Tobin‘s work in the 1950 and 1960s. It has been widely neglected since then and no microfoundations have been brought to Tobin’s intuitions and results. Tobin’s crucial insight was to focus attention on how outcomes of open market operations depend not only on the liabilities emitted by the central bank, but on the assets that ‘back’ those liabilities. The main political issue is that once these effects are recognized, banking policy becomes an integral part of monetary policy which, according to Sargent, is a step toward the rehabilitation of Adam Smith’s real bills doctrine, that is when central banks stand ready to purchase sound evidences of commercial indebtedness at a fixed interest rate set.”
https://bruegel.org/2012/09/blogs-review-wallace-neutrality-and-balance-sheet-monetary-policy/
Gruß
gb
Tobin-Lehrbuch
Als Ergänzung zu meinem Beitrag über deutsche Lehrbücher zur Geldtheorie und Geldpolitik hier ein Hinweis auf ein kaum bekanntes und leider nicht leicht beschaffbares Lehrbuch von James Tobin:
James Tobin/Stephen S. Golub: Money, Credit and Capital (1998)
Ein groben Überblick über den Inhalt verschafft dieser Link:
https://opac.vimaru.edu.vn/edata/EBook/Money%20,%20cerdit%20and%20capital-10p.pdf
Wie leicht ersichtlich, ist dies kein modernes Lehrbuch, das auf der aktuellen Makroökonomik aufsetzt. Aber wer ein auf der Portfoliotheorie aufbauendes Lehrbuch über Geld und Finanzmärkte sucht, wird hier sehr gut bedient.
Das Buch kam damals zu spät, um noch das Fach zu beeindrucken. Es baut auf Tobins bekannten wissenschaftlichen Arbeiten aus den fünfziger bis siebziger Jahren sowie auf seinen Vorlesungsnotizen aus Yale auf. Verfasst wurde es wohl im wesentlichen von seinem Schüler Stephen Golub.
Gebrauchte Exemplare auf den üblichen Internetplattformen sind in der Regel teuer. Ich hatte vor ein paar Jahre Glück, ein sehr gut erhaltenes Exemplar zu einem günstigen Preis “abzustauben” und habe den Kauf nicht bereut.
Gruß
gb
Tobin-Lehrbuch und die Faktor Zeit
und da gibt es schon ja ein neuer FAZIT:ein Invitation zur Leserschaft-Gäste.
Aber das Lehrbuch Tobins und die Zusammenhänge sind vielfach und vielmals hochinteressant ,deshalb “befinde” ich mich erst recht im historischen Umfeld Adam Smiths [Real Bill Doctrine],die Physiocraten,Quesnay und “natural law”,einer Epoche festens Glaubens dass was ist sich nicht ändern könnte .
Und die theoretische Fragestellung was Wirtschaftswissenschaftlich als exogene oder endogene Entitäten betrachtet werden dürfen .
Fazit: noch mittendrin!
Intermediationsthese versus Kredittheorie des Geldes
Dieser „New View“ von Tobin war doch lediglich eine Reaktivierung des Old View von Dunning Macleod und Hartley Withers: https://archive.org/stream/cu31924030178663#page/n83/mode/2up. Sie hatten doch 2015 hierzu einen ausgezeichneten Beitrag verfasst: https://blogs.faz.net/fazit/2015/08/17/alter-wein-in-neuen-schlaeuchen-geld-entsteht-aus-kredit-2-6275/.
Und dann diese Aussage, über die eigentlich doch bereits alles gesagt wurde: „Die Zahlungsmitteleigenschaft von Sichteinlagen ist in der Tat ein Merkmal, das die Verpflichtungen von Banken von denen anderer Finanzintermediäre unterscheidet.“
N E I N, NEIN und nochmals Nein. „Sichteinlagen“ haben keine Zahlungsmitteleigenschaft. Herr Menéndez hatte doch eigentlich alles Sarkastische hierzu gesagt: https://blogs.faz.net/fazit/2017/07/19/realwirtschaftliche-modelle-sind-ueberholt-8932/#comment-6934. Tobin disqualifiziert sich hiermit in diesem speziellen Punkt.
Sichteinlagen können keine Zahlungsmitteleigenschaft haben; dafür stehen sie schlichtweg auf der falschen Seite einer Bilanz. Wer behauptet, dass man mit einem Passivum bezahlen kann, der hat entweder von Bilanzierung keine Ahnung oder er will uns alle für dumm verkaufen. Auch Banken zahlen schuldbefreiend AUSSCHLIEßLICH mit Aktiva, deren Pendant die Passiva bei den ZBen sind (insbesondere der Banknotenumlauf sowie die Girokonten, die die GBen bei der ZB unterhalten).
„Aber, und das ist Tobins Punkt, das Ganze funktioniert nur, wenn es auch Wirtschaftseinheiten gibt, die das neu geschaffene Geld als Bestandteil ihrer Vermögen nachfragen.“
Was bitte schön soll hier nachgefragt werden? Das Geld fließt in Form von Löhnen und/oder Gewinnen zu und fließt bei Kredittilgung wieder ab. Und wenn das Geld wegen der Zufälligkeiten der Normalverteilung bei einer anderen Bank landet, dann gibt es eben einen Refinanzierungsbedarf am Interbankenmarkt. Als wenn man Geld kaufen könnte. Es geht um Fristentransformation. Damit kein inflationärer Prozess entsteht, muss es bei Vollbeschäftigung Anleger geben, die in die Kreditkette einsteigen. Das ist und bleibt aber Fristentransformation und nicht Intermediation.
LG Michael Stöcker
Wenn Sie eine Rechnung bezahlen, bezahlt nicht die Bank die Rechnung, sondern Sie: Und in Ihrer Bilanz steht das Bankguthaben auf der richtigen Seite der Bilanz: auf der Aktivseite (ebenso wie übrigens ein Bargeldbestand). Ihr Guthaben ist ein Zahlungsmittel, denn der Empfänger der Rechnung erhält es ebenfalls als Aktivum in seiner Bilanz und damit ist die Rechnung beglichen. Die entsprechenden Buchungssätze können Sie fraglos selbst bilden, sobald Sie erkannt haben, das Ihre Rechnungen nicht von Ihrer Bank beglichen werden.
Die kuriosen Debatten, die Sie mit Herrn Menendez in anderen Blogs zu diesem Thema geführt haben, bleiben Ihr Geheimnis. Um es gleich zu sagen: FAZIT ist keine Spielwiese für eine Wiederholung dieser Kuriositäten.
Gruß
gb