Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

“Ich habe mich nie als Quotenfrau gesehen”

| 27 Lesermeinungen

Gibt es Sexismus in den deutschen Wirtschaftswissenschaften? Isabel Schnabel, Inhaberin der Professur für Financial Economics an der Universität Bonn und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage, äußert sich im Interview mit FAZIT. Sie konstatiert “ein stark männlich geprägtes Klima”.

 

Frau Schnabel, in amerikanischen Ökonomenzirkeln wird seit mehreren Wochen über Sexismus in der Zunft diskutiert, aufgehängt an einer Arbeit über die in dem Internetportal Economic Job Market Rumors (EJMR) verwendete Sprache. Wie nehmen Sie diese Debatte wahr?  

Ich habe den Eindruck, dass diese Debatte noch gar nicht richtig nach Deutschland herübergeschwappt ist. 

Isabel Schnabel

 

 

 

Wie erklären Sie das? 

Die Amerikaner sind in Fragen der Diskriminierung einfach sensibler.  

 

Direkt gefragt: Ist Sexismus in den deutschen Wirtschaftswissenschaften ein Problem? 

Offenen Sexismus habe ich persönlich selten erlebt. Ich glaube nicht, dass dies das Hauptproblem ist. Es geht eher darum, dass wir in den deutschen Wirtschaftswissenschaften ein stark männlich geprägtes Klima haben. 

 

Was meinen Sie damit? 

Die Art der Auseinandersetzung ist männlich geprägt. Viele Frauen fühlen sich in diesem Klima, das durch eine große Aggressivität gekennzeichnet ist, nicht wohl. Das findet auch nicht nur anonym im Internet statt, sondern auch öffentlich. 

 

Wo? 

Zum Beispiel in Forschungsseminaren. Da gibt es gelegentlich einen Umgangston, über den man sich nur wundern kann. Frauen reagieren darauf anders als Männer. Sie neigen eher dazu, sich dann zurückzuziehen. Mir sind immer wieder Nachwuchswissenschaftlerinnen begegnet, die gesagt haben: “Das tue ich mir nicht mehr an. Ich möchte nicht immer dieses extrem aggressive, negative Feedback bekommen.” Positives Feedback erhält man hingegen selten. 

 

Ist nach Ihrer Wahrnehmung das Klima in solchen Veranstaltungen generell oder im Besonderen gegenüber Frauen aggressiv?  

Ich habe beobachtet, dass sich die Aggressivität in Fällen, in denen ein aggressives Verhalten nicht mit gleicher Münze beantwortet wurde, noch verstärkt hat. Frauen sind in einer solchen Situation häufiger defensiv, und dann kann das Klima sehr unangenehm werden. 

 

Das klingt unerfreulich. 

Es ist aber nicht überall so. Wir haben beispielsweise hier an der Uni Bonn ein Finance-Seminar, in dem ein sehr konstruktiver Ton gepflegt wird. In diesem Seminar sitzen aber auch überdurchschnittlich viele Frauen. 

 

Ist das männliche Verhalten auch ein Generationenproblem?  

Nein, das finde ich nicht. Ein solches Verhalten lässt sich jungen wie bei älteren Kollegen beobachten. Übrigens sind es auch nicht immer nur die Männer. Manchmal agieren in Veranstaltungen, an denen überwiegend Männer teilnehmen, auch Frauen sehr aggressiv. Die Frauen verhalten sich dann wie die Männer. An diesen Gruppenphänomenen müssen wir arbeiten, damit das Arbeitsumfeld für Frauen attraktiver wird. 

 

Wie lassen sich Änderungen herbeiführen? 

Man muss mehr Frauen auf Lebenszeitprofessuren bringen, ansonsten wird sich gar nichts ändern. Nur dann wird sich die Fachkultur wandeln. Das ist ein langwieriger Prozess, der bei der Nachwuchsförderung oder sogar schon bei der Rekrutierung von Studierenden beginnt. Mehr Frauen auf Lebenszeitprofessuren bedeuten auch mehr Vorbilder für die jungen Frauen.

Viele Diskriminierungen erfolgen übrigens vermutlich unbewusst. 

 

Sie meinen, viele Ihrer Kollegen sehen das Problem gar nicht? 

Die Verfahren, nach denen wir arbeiten, sind von Männern für Männer gemacht, und es ist gut möglich, dass Frauen hierüber benachteiligt werden. Die Literatur zeigt außerdem, dass es viele unbewusste Verzerrungen, also Geschlechter-Stereotpyen, gibt, die dazu führen, dass Männer für kompetenter gehalten werden. Das spiegelt sich dann auch in Gutachterprozessen oder beim Zitieren wider. Man muss daher zunächst einmal das Bewusstsein für diese Probleme schärfen. Erst danach sind Änderungen möglich.  

 

Hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert? 

Ja, durchaus. Dafür gibt es mehrere Gründe. Institutionen wie die DFG schenken dem Thema mittlerweile große Beachtung. Heute kann keine Fakultät mehr einen Antrag auf ein Graduiertenkolleg oder einen Sonderforschungsbereich stellen, wenn sie nicht auch Frauen in die erste Reihe stellen. Das hat allmählich auch Einfluss auf die Berufungspolitik. Selbst wenn es noch nicht viele Frauen auf der Ebene der Lebenszeitprofessuren gibt, sind sie unter den Nachwuchswissenschaftlern inzwischen gut vertreten. Außerdem haben sich die Frauen mittlerweile besser organisiert und eigene Netzwerke gebildet. Der Verein für Socialpolitik nimmt das Thema inzwischen sehr ernst. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass dort inzwischen mehr Frauen auf der Vorstandsebene vertreten sind. 

 

Rüdiger Bachmann hat im FAZIT-Interview gesagt, junge Frauen wären dadurch benachteiligt, dass sie oft gerade in der Zeit Kinder bekommen, in der sie als junge Wissenschaftler stark gefordert sind. Stimmt dieser Eindruck? 

Das ist in der Tat ein großes Problem. Die Babyphase fällt typischerweise genau in die Lebensphase, in der einerseits die größte Anstrengung erforderlich ist und andererseits die Unsicherheit am höchsten ist. Zum Glück haben wir heute mehr Tenure-track-Stellen, die es Frauen erleichtern, Familie und Beruf miteinander zu verbinden. Die Zeit bis zur Tenure-Entscheidung wird in der Regel verlängert, wenn Frauen Kinder bekommen. Allerdings können auch Männer eine Verlängerung bewirken, indem sie ins Ausland gehen. Dort können sie forschen und ihre Netzwerke vergrößern, was für die Frau mit kleinen Kindern viel schwieriger ist. Faktisch haben die Männer dann mehr Zeit, um zu publizieren. Das ist vor allem deshalb relevant, weil unsere Berufungsverfahren sehr stark von relativ seltenen Ereignissen, nämlich Publikationen in Top-Journalen, abhängig sind.

Hinzu kommt, dass Frauen übermäßig stark durch forschungsfremde Tätigkeiten belastet sind, weil die Universitätsgremien mit genügend Frauen besetzt werden sollen, aber viel weniger Frauen als Männer zur Verfügung stehen.

 

Ich wiederum höre gelegentlich von Männern, sie fühlten sich in den Wirtschaftswissenschaften gegenüber Frauen benachteiligt. 

Ja, nicht alle Männer sind über die Frauenförderung glücklich. Ich höre auch bei männlichen Nachwuchswissenschaftlern häufig, dass sie sich darüber Sorgen machen. Aber schließlich wurden Frauen jahrelang zumindest implizit benachteiligt. Um dies zu kompensieren, wird man nicht umhinkommen, es eine Zeitlang umgekehrt zu machen. Die Männer selbst haben aber daran kein besonderes Interesse, daher darf man die Frauenförderung auch nicht den Männern überlassen.

 

Als Beatrice Weder di Mauro Mitglied des Sachverständigenrats wurde, sagten manche Männer: Diese Position wird von nun an für eine Frau reserviert bleiben…

… und dann kamen erst Claudia Buch und dann ich (lacht.) 

 

Haben Sie jemals Vorbehalte gespürt? 

Ich bin von Journalisten gefragt worden, ob ich mich als Quotenfrau verstehe. 

 

Und?

Ich habe mich nie als Quotenfrau gesehen. Denn es gab ja keinen männlichen Kandidaten, der in meinem Fachgebiet offensichtlich besser qualifiziert gewesen wäre. Ich vertrete mit Banking/Regulierung übrigens ein Gebiet innerhalb der VWL, in dem ohnehin relativ viele Frauen arbeiten. Daher ist es vielleicht gar nicht so ungewöhnlich, dass dieses Themengebiet dreimal mit einer Frau besetzt wurde.

 

Warum zieht es die Frauen in diesen Bereich? 

Es gibt Studien, nach denen sich Frauen angeblich lieber mit Regulierungsthemen befassen als Männer. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber es fällt schon auf, dass im Bereich Finanzmarktregulierung viele Frauen tätig sind. Das gilt auch im Bereich der Policy-Institutionen. Dagegen findet man zumindest in Deutschland im Asset Pricing weniger Frauen – wie übrigens auch in der Makroökonomik. 

 

Kann es sein, dass die Debatten in der Makroökonomik auch deswegen so hart sind, weil dort das gesicherte Wissen eher gering ist und politische Einstellungen eine größere Rolle zu spielen scheinen als in anderen Feldern?

So weit würde ich nicht gehen. Aber der Diskussionsstil unter den deutschen Makroökonomen ist in der Tat besonders hart.  

 

Das Gespräch führte Gerald Braunberger.

 

 

Interessante Literatur zum Thema:

Babcock et al. (AER 2017): Frauen akzeptieren eher Tätigkeiten, die ihrer Karriere wenig förderlich sind, und werden daher auch eher gefragt

Sarsons (2017): Frauen werden für Koautorenschaften, vor allem solche mit Männern, stärker bestraft

Hengel (2016): Gutachter stellen an die Papers von Frauen höhere Anforderungen, Papers von Frauen brauchen bei Econometrica im Schnitt 6 Monate länger


27 Lesermeinungen

  1. KoenigLudwigIIvonBayern sagt:

    Viel Spaß
    Wissenschaft, die nicht der Erkenntnis dient, sondern der Ideologie (Zitat: “Heute kann keine Fakultät mehr einen Antrag auf ein Graduiertenkolleg oder einen Sonderforschungsbereich stellen, wenn sie nicht auch Frauen in die erste Reihe stellen”) wird zur Unwissenschaft. Wer da in der ersten Reihe stehen will: viel Spaß!

  2. ebmile sagt:

    Sippenhaft
    nichts anderes propagiert Fr. Schnabel hier. Weil Frauen, so sieht sie es zumindest, ohne wirklich Fakten nennen zu können (es geht eher um subjektive Empfindungen) früher also diskriminiert wurden, soll es jetzt umgekehrt laufen. Auge umd Auge, Zahn um Zahn. Und es trifft tausende junge Männer, die rein gar nichts mit den Verhältnissen zu tun, diese zu verantworten oder diese gar geschaffen haben, die Fr. Schnabel meint. Freigegeben zum diskriminieren – sind ja nur Männer. Traurig, sowas im Jahr 2017 lesen zu müssen.

    • Gerald Braunberger sagt:

      “Und es trifft tausende junge Männer, die rein gar nichts mit den Verhältnissen zu tun, diese zu verantworten oder diese gar geschaffen haben, die Fr. Schnabel meint.”

      Ohne Isabel Schnabels Vorschlag unterstützen zu wollen, würde ich doch nahelegen, die Kirche im Dorf zu lassen: Damit “tausende junge Männer” benachteiligt werden, müssten tausende junge Frauen auf Professuren berufen werden. Davon sind wir weit entfernt.

      Generell ist es interessant, die Leserkommentare hier im Blog mit der zeitlich parallel geführten Debatte auf Twitter zu vergleichen. Dort hat niemand Isabel Schnabel Vorschlag kritisiert, obgleich sich dort nicht wenige Männer zu Wort gemeldet haben. Und Wörter wie “Sippenhaft” sind dort schon gar nicht gefallen…

      Gruß
      gb

    • ebmile sagt:

      Herr Braunberger - glauben Sie ernsthaft dass Fr. Schnabel ihre Auffassung
      auf die Wissenschaft beschränkt? Wer es für legitim hält, begangenes Unrecht (das unterstelle ich mal) dadurch auszugleichen, im jetzt hier und heute Geschlechtsgenossen dafür büßen lassen, wird das auch für andere Bereiche gelten lassen. Und dann sind wir noch bei einer ganz anderen Größenordnung. Abgesehen davon sollte Diskriminierung generell abgelehnt werden, ob es jetzt einer, hundert oder hundertausend Betroffene sind. Was Sie an dem Wort Sippenhaft stört versteht ich nicht – denn dieser historische Ansatz von Fr. Schnabel ist nichts anderes. Was kann ein 28 jähriger junger Mann dafür dass sein Großvater ggf. privilegiert war? Warum soll er jetzt da Mann nicht berufen werden weil andere Männer, die er nicht mal kennt, vor Jahrzehnten es einfacher hatten? Ich finde keine plausible, oder gar faire, Erklärung dafür.

    • Gerald Braunberger sagt:

      Was ich glaube, ist für das Thema ebenso irrelevant wie Ihre Imaginationen.
      Ich habe mit Frau Schnabel ein Interview über die Situation in den deutschen Wirtschaftswissenschaften geführt, in dem es ihr um die dortige “Fachkultur” geht.
      Was mich an der Benutzung des Wortes “Sippenhaft” stört, wird jeder verstehen, dem die Bedeutung dieses Wortes geläufig ist.
      Gruß
      gb

    • rob34 sagt:

      Titel eingeben
      @Gerald braunberger: Wenn auf ihrem Blog offen zur Diskriminierung aufgerufen wird, sind sie also über die Reaktionen überrascht und plädieren dafür, die Kirche im Dorf zu lassen? Interessantes Gerechtigkeitsverständnis.

  3. HeikeAdam sagt:

    Gutes Interview, sehr sachlich und objektiv
    Interessant zu erfahren, dass Uni und Forschung genauso wie Wirtschaft und Politik ticken. Warum sollte es dort aber auch anders sein? Und auch dort gilt natürlich, das Klima muss durch eine richtige Mischung langfristig und nachhaltig normalisiert werden. Interessanterweise berichten viele Männer ungefragt, dass das Arbeiten mit einer stärkeren Beteiligung von Frauen deutlich produktiver und angenehmer wird. Darum geht es schliesslich.
    Und alle Studien zeigen auch: Die Absenkung der Männerquote von 100% auf 70% wird nur für mittelmässige Männer zum Problem. Deren Plätze werden jetzt von sehr guten und guten Frauen eingenommen. Sehr gute und gute Männer gehen weiter ihren Weg. Es kommt also zu einer Qualitätssteigerung insgesamt. Das ist in unser aller Interesse.

    • RobertSchwefel sagt:

      Titel eingeben
      Die EINZIGE Studie die behauptete, Frauenquoten wären nur für mittelmässige Männer ein Problem, bezog sich auf schwedische Politik und war ohnehin methodisch zweifelhaft. Wieso verbreiten sie hier also Falschinformationen?

      Übrigens zeigen alle Statistiken, dass Frauen bei Berufungen auf Profesuren schon jetzt bevorzugt werden, was auch neulich auf FAZ.net zu lesen war: https://www.faz.net/aktuell/wissen/frauen-in-berufungskommissionen-solidaritaet-oder-zickenkrieg-15202216.html.

      Frau Schnabel fordert hier eine gezielte Diskriminierung von Spitzenkräften (nämlich jungen, männlichen Nachwuchswissenschaftlern): “Aber schließlich wurden Frauen jahrelang zumindest implizit benachteiligt. Um dies zu kompensieren, wird man nicht umhinkommen, es eine Zeitlang umgekehrt zu machen.” Sachlich und objektiv ist imho etwas anderes.

    • ebmile sagt:

      Welche Männer berichten dass das Arbeiten mit mehr Frauen "deutlich produktiver
      und angenehmer” wird? Es gibt keine einzig plausible Studie die eine Kausalität zwischen höherem Frauenanteil und mehr Unternehmenserfolg darstellen kann. Und “alle” Studien zeigen, dass nur “mittelmäßige” Männer Probleme mit Quoten haben? Nennen Sie doch bitte mal Belege für die Behauptungen, und bitte nicht “ich kenne da jemand…”. Und selbst wenn – das rechtfertigt also die Diskriminierung von jungen männlichen Wissenschaftlern? Warum sind schon wieder einige Frauen in Vorständen gescheitert wenn diese doch alle sehr gut und gut sind? Fragen über Fragen….

  4. Manfred_Hansen sagt:

    Langweilig
    Journalistisch aufgewerteter Männerhass scheint nie langweilig zu werden. Egal, worum es geht: Schuld trägt der fast schon Ekel erregende (alte, weiße, heterosexuelle) Mann.
    Gibt es doch mal eine Frau, die sich partout nicht in die Opferrolle stecken lässt, ist Sie schuldig – weil Sie sich wie ein Mann verhält. Ein wenig Schwund ist halt immer.
    Das Systematik der Männerdiskriminierung ist inzwischen nahezu perfekt ausgebildet: es wird stets emotional argumentiert, auf die Tränendrüse drücken läuft immer – immerhin ist die Frau ja ein sensibles, zerbrechliches Wesen und man muss Rücksicht nehmen. Wenn Frau hat, was Sie will, wieder die harte, selbstbewusste Frau markieren und, wenn es Gegenwind gibt, wieder in die Rolle der zerbrechlichen, hilfsbedürftigen Frau schlüpfen, um Punkte zu sammeln. Rinse, repeat. Du kannst als Frau alles haben, was du willst. Alles, was du dazu brauchst, ist ein Gefühl dafür, wann du Arschloch sein kannst und wann du das benachteiligte Mädchen von nebenan spielen musst. Zur richtigen Zeit die Opferkarte spielen. Sexism sells. Und alle fallen drauf rein, will ja schließlich keiner ein Sexist sein, gell?

  5. clyck sagt:

    Hilfe!
    Weil man nicht offen kämpfen will, kämpft man eben versteckt? Weil angeblich Männer bevorteilt wurden, muss man das jetzt umdrehen? Das wäre Unrecht durch Unrecht bekämpfen. Warum kommt so ein Artikel unwidersprochen? Muss Mann sich um jeden Krimskrams kümmern?

  6. rob34 sagt:

    offene Förderung nach Diskriminierung
    Die Frau fordert ganz offen eine Diskriminierung von männlichen Nachwuchswissenschaftlern quasi als Kompensation von “impliziter” Diskriminierung in der Vergangenheit. Und die FAZ bietet für so etwa sogar noch ein Forum. Chapeau.

    • Gerald Braunberger sagt:

      “Und die FAZ bietet für so etwa sogar noch ein Forum. Chapeau.”

      Zu einer offenen Gesellschaft gehört, auch Meinungen auszuhalten, die nicht die eigenen sind.

      Gruß
      gb

    • rob34 sagt:

      Titel eingeben
      @Gerald Braunberger: Wenn jemand vollkommen ungerührt von sich gibt, dass man jetzt eine Zeit lang eben umgekehrt diskriminieren müsse, ist es schon berechtigt, die Frage zu stellen, weshalb diese Aussage veröffentlicht wird, ohne kritisch hinterfragt zu werden.

    • Werlauer sagt:

      Die offene Gesellschaft
      @Gerald Braunberger: In der Regel ist es in unserer “offenen Gesellschaft” nach meiner Wahrnehmung so, dass nur die “richtigen” Meinungen unbegleitet stehen dürfen und ausgehalten werden müssen. Die “falschen” Meinungen werden entweder nicht veröffentlicht oder der Leser/Zuschauer wird “begleitet”, das heißt ihm werden Erläuterungen präsentiert, wie das Gelesene bzw. Gesehene interpretiert werden soll. Die von Ihnen impliziert beschworene Symmetrie der unliebsamen Meinungen existiert gegenwärtig nach meinem Dafürhalten im öffentlichen Raum Deutschlands nicht.

    • Gerald Braunberger sagt:

      Ihre Wahrnehmung ist nicht meine Wahrnehmung.

      Gruß
      gb

    • Werlauer sagt:

      Gute Nachricht
      @Gerald Braunberger: Hoffentlich liegen Sie richtig und ich falsch, denn das, Herr Braunberger, wäre wirklich eine gute Nachricht.

      (Hätten Sie ggf. einen Link auf eine Seite eines ernstzunehmenden Mediums, auf der ich einen Lobgesang auf die Errungenschaften finde, die gute, wohlmeinende Männer in den letzten, sagen wir, fünf Jahren der Welt geschenkt haben?)

    • ebmile sagt:

      Ist doch immer wieder amüsant - eigentlich traurig - dass da jemand jammert
      dass Frauen all die Jahre benachteiligt waren und jetzt das gleiche Unrecht für Männer fordert. Das ist nichts anderes als wenn man in Südafrika die Apartheid fortgeführt hätte und einfach nur schwarz und weiß ausgetauscht hätte. Und das von einer Dame die sich Wissenschaftlerin nennt.

    • RNader sagt:

      Die inhaltliche Debatte dreht sich im Kreis
      “die FAZ bietet für so etwas sogar noch ein Forum.”

      Ich verfolge diese Debatten seit einigen Jahren intensiver und kenne so langsam die Standpunkte und Fronten auswendig. Neue Argumente zur Sache habe ich seit längerem keine mehr gehört. Ich bin da, so mein Eindruck, auch kein Einzelfall, wer sich einigermaßen intensiv mit der Thematik befaßt hat (also nicht in den gender studies oder feministischen Kreisen indoktriniert wurde), erkennt fast automatisch die immer wieder gleichen Behauptungen und Gegenbehauptungen und kann deren Wahrheitsgehalt einschätzen.

      Faszinierend ist die regelmäßig zu beobachtende Bereitschaft, beliebige ad-hoc-Theorien zu akzeptieren, die den eigenen Standpunkt unterstützen, während zugleich bei allen unpassenden Beobachtungen bzw. Argumenten eine akute Begriffsstutzigkeit auftritt.

      D.h. ein Interview wie dieses dient eigentlich nur noch dazu zu erfahren, wie ideologisch verzerrt die Realitätswahrnehmung wichtiger Personen in bestimmten Machtpositionen ist. Insgesamt fand ich die ideologische Voreingenommenheit von Frau Schnabel, die offenbar eine nicht unerhebliche Machtposition im Wissenschaftsbetrieb hat, erschreckend.

      Ein Beispiel sind ihre Beobachtungen zum männlich geprägten Stil von (wissenschaftlichen?) Auseinandersetzungen. Ich kenne den MINT-Bereich aus eigener Erfahrung recht gut, für diesen großen Bereich sind die Beobachtungen von Frau Schnabel ganz einfach nicht übertragbar. Die Wirtschaftswissenschaften sind sozial offenbar anders zusammengesetzt (das ist mir bei einigen spradischen Kontakten selber aufgefallen), man kann die dortigen pesönlichen Erfahrungen nicht einfach verallgemeinern.

      Frau Schnabels These (oder Glaube), mehr Frauen auf Lebenszeitprofessuren würden die Fachkultur in den Wirtschaftswissenschaften wandeln – zum Besseren, ist vermutlich unterstellt – ist feministisches Wunschdenken. Eine WiWi-Lehrstuhlinhaberin aus meinem Bekanntenkreis ist für ihre Hinterhältigkeit gefürchtet, ihr Umfeld ist nicht gerade zu beneiden. Frauen sind auf andere Weise aggressiv als Männer. Die wissenschaftliche Konkurrenz zieht automatisch Personen an, die konkurrenzorientiert sind, und womöglich ziehen die Wirtschaftswissenschaften insb. einen Typus Machtmensch (m/w) an, weitaus mehr als die MINT-Fächer.

      “Die Literatur zeigt außerdem, dass es viele unbewusste Verzerrungen, also Geschlechter-Stereotpyen, gibt,…”

      Die Literatur zeigt das durchaus nicht, die ganze Stereotyp-Forschung ist hochumstritten, z.B. dieses Papier: https://heterodoxacademy.org/2015/12/30/is-stereotype-threat-overcooked-overstated-and-oversold/ weist gravierende Mängel in einem Klassiker nach, es gibt eine allgemeine Reproduzierbarkeitskrise in der Sozialpsychologie usw. Aber überzeugte Feministinnen beharren unverdrossen darauf, daß der Stand des Wissens solide genug ist, um Frauenquoten zu rechtfertigen, also das Grundrecht auf Gleichbehandlung außer Kraft zu setzen.
      Währenddessen werden Hinweise auf eine bei Männern höhere Varianz von Personenmerkmalen (z.B. bestimmte mathematische Fähgkeiten) kurzerhand als interessengetriebene Erfindung der Männer abgetan. Es ist völlig richtig, diese Geschlechtsunterschiede vorsichtig zu interpretieren und keine pauschalisierenden Theorien darauf zu gründen. Aber dann bitte die gleiche kritische Haltung gegenüber den wilden Theorien über hypnotisch wirkende Stereotype, “strukturelle” Diskriminierungen und ähnliche UFO-Geschichten.

  7. dr.maass sagt:

    Köstlich
    Sexisumus. Wir sind sexi. Wir alle! HM

    • skatfreund sagt:

      Keine Frage sind wir sexy.
      Die erotische Ausstrahlung die von einem Doktortitel ausgeht, sollte man nicht unterschätzen …. :-)

      Da fragt man sicht, ob es schon wissenschaftliche Untersuchungen gibt, wie sehr die wissenschaftliche Qualität darunter leidet, dass das eine Geschlecht stets diskriminiert und das andere Geschlecht stets mit Reizen überflutet wird …..

      In einem anderen Wissenschaftsblog wurde die Tage erklärt, warum geschlechter-getrennte Schulen einfach besser sind.
      Womöglich müssen wir das im Alter fortsetzen und brauchen für alles zwei Universitäten – eine für die “Buba” und eine für die “Mädla”. Dann ist Ruhe, und wer weiß, vielleicht wird die Wissenschaft dadurch auch noch besser ….. :-)

  8. McCauley sagt:

    Hier fällt die Maske:
    “Ja, nicht alle Männer sind über die Frauenförderung glücklich. Ich höre auch bei männlichen Nachwuchswissenschaftlern häufig, dass sie sich darüber Sorgen machen. Aber schließlich wurden Frauen jahrelang zumindest implizit benachteiligt. Um dies zu kompensieren, wird man nicht umhinkommen, es eine Zeitlang umgekehrt zu machen. Die Männer selbst haben aber daran kein besonderes Interesse, daher darf man die Frauenförderung auch nicht den Männern überlassen.”

    Nacktes tit for tat.

    Eine Bemerkung zum Klima. In der Wissenschaft sollte es aggressiv zugehen dürfen. Das Ringen um die Wahrheit ist keine Kuschelveranstaltung. Man erinnere sich daran, dass geschliffene Polemik zu früheren Zeiten explizit geübt und trainiert wurde.

    Wenn also Frauen mit den “höheren Weihen der Wahrheitsfindung” emotionale Probleme haben, dann sollte die Konsequenz nicht “mehr Frauen” sondern “mehr Training” für die Frauen sein.

    MfG H.-J. S.

    • HeikeAdam sagt:

      Argument braucht keine Aggression.
      Wer schreit, hat Unrecht. Das lernen wir doch schon als Kinder. Intellektuelle führen Florettgefechte. Tumbe mit dem Säbel.

      Inwiefern haben eine laute Stimme und persönliche Beleidigungen einen Einfluss auf den Inhalt eines Satzes? Oder dienen sie nicht eher dazu, den Anderen verstummen zu lassen, sodass dieser sich von allein zurückzieht?

    • McCauley sagt:

      @Heike Adam
      Zunächst vielen Dank dafür, dass Sie sich, so muss ich annehmen, den Schuh angezogen haben, den ich in die Runde gestellt habe. ;-)

      Zu Ihren eigenen Punkten:

      Die Erfahrung, dass wer schreit Unrecht hat, habe ich manchmal machen dürfen und manchmal nicht. Der Wahrheitsgehalt einer Äusserung an sich erscheint mit unkorreliert (weder positiv noch negativ) von der Stimmlage des sie Äußernden. Der zitierte Merksatz aus Kindertagen diente der Ruhigstellung nicht der Wahrheitsfindung.

      Aggressivität in der Wissenschaft mit dem Vehikel der geschliffenen Polemik (gerne auch mit dem schweren Säbel :-)) hat u.a. den Sinn und Zweck, den Kontrahenten aus der Reserve zu locken (dass er “die Hosen runterlässt und zeigt wie es steht”). Sie zeigt darüber hinaus, dass man hinter seinem Standpunkt steht und bereit ist, ihn (auch mit dem schweren Säbel, s.o.) zu verteidigen.

      Von besonderer Relevanz sind solche Fragestellungen dort, wo es Schnittstellen zu normativen Aspekten gibt. Ich hoffe ich trete Ihnen nicht zu nahe, wenn ich direkt auf Ihr Geschlecht zu sprechen komme, und Sie frage, was Sie denn von den Äußerungen Ihrer Geschlechtsgenossin Emily Laquer im FAZ Interview von vorgestern halten:

      “Wir werden den Weg weitergehen, den wir im vergangenen Jahr eingeschlagen haben: In Köln haben wir mit 10.000 Menschen den Bundesparteitag der AfD gestört, im Wahlkampf haben wir dasselbe bei vielen anderen Wahlveranstaltung der AfD gemacht und auch Infostände blockiert, uns mit Transparenten davorgestellt. ”

      Die (in meinen Augen fehlgeleitete) Dame ist nicht nur davon überzeugt, im Recht zu sein, sie ist offensichtlich auch davon überzeugt, ihre Überzeugungen mit dem ganz schweren Säbel durchsetzen zu dürfen.

      Wollen Sie, liebe Heike, dagegen “mit dem Florett” antreten?

      Herzlichst H.-J.

    • Werlauer sagt:

      Der Wettstreit des Arguments
      Die Frage ist doch: Wenn die Wissenschaft durch den offenen Wettstreit des Arguments lebt und belebt wird, aber es geschlechtlich bedingt unterschiedliche Dispositionen für das Austragen von offenen Konflikten gibt, ist es dann sinnvoll die Spielregeln der Wissenschaft zu ändern?

      Was ist das Ziel der Wissenschaft? Ich würde sagen Erkenntnis.

      Erhalten wir mehr Erkenntnis, wenn wir den offenen Wettstreit der Argumente künftig vermeiden oder so reglementieren, dass der offene Konflikt in anderen Bahnen verläuft (Stichwort “Tone policing”)? Wenn ja, dann ist es gut. Wenn nein, fort damit.

  9. MF87 sagt:

    Kann sein, aber nur eine hat mich von Anfang an geprägt:
    Meine Mama.
    [Weltanschauung,Lebenswelt oder meiner Familiengeschichte].

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