Die Staatsverschuldung ist in den vergangenen Jahren in den Industrienationen deutlich gestiegen. Zwei italienische Ökonomen haben sich mit der Frage befasst, wer die Staatsschulden hält – und ein paar interessante Antworten gefunden.
Die Autoren gelangen auf der Basis offizieller Daten aus 21 Industrienationen für den Zeitraum 2004 bis 2016 zu vier wichtigen Ergebnissen.
Der Anteil der heimischen Banken an der Staatsschuld ihrer Länder ist über den gesamten Zeitraum mit durchschnittlich knapp 20 Prozent erstaunlich stabil. Dabei hat es in diesen zwölf Jahren zahlreiche Ereignisse gegeben, die Einfluss auf die Anlagepolitik der Banken hätten nehmen können: ein säkularer Fall der Anleiherenditen, veränderte Regulierungen, eine große globale Finanzkrise, die Eurokrise, unkonventionelle Maßnahmen der Geldpolitik wie umfangreiche Anleihekaufprogramme sowie eine Rolle elektronischer Plattformen im Anleihehandel, die zum Teil die frühere Rolle der Banken als “Marktmacher” ersetzen. Die auch im Lichte mancher öffentlicher Debatten unerwartete Stabilität des Anteils der heimischen Banken wird von den Autoren unter anderem mit dem Wunsch der Banken begründet, einen Bestand an gleichermaßen liquiden wie sicheren Aktiva zu halten, dessen Rendite nicht die wichtigste Rolle spielt. Diese Papiere brauchen sie als sichere Liquiditätsreserve, aber auch als Bestand für den Handel mit ihren Kunden. Schwankungen der Bestände heimischer Banken kann man am ehesten auf die kurze Frist erkennen. Die Autoren führen diese Bewegungen vor allem auf die jeweilige Situation im Handel der Banken mit ihren Kunden zurück.
Anders als die heimischen Banken, die ihre Anlagepolitik in den Staatsanleihen ihres Landes nicht zuvörderst an der konkreten Marktlage ausrichten, sehen die Autoren vor allem in den staatlichen ausländischen Investoren (“foreign official sector” in der Grafik) Marktteilnehmer, die sich stark an der jeweiligen Marktlage ausrichten. Sie kaufen, wenn die Preise fallen und verkaufen, wenn die Preise steigen. Über die zwölf Jahre hat der Anteil dieser Anleger, unter denen sich überwiegend ausländische Zentralbanken und Staatsfonds befinden, zugenommen, aber unter beachtlichen Schwankungen in dieser Zeit.
Eine größerer Anteil heimischer und ausländischer Banken auf einem nationalen Anleihemarkt sorgt in der Tendenz für fallende Renditen bei den marktführenden zehnjährigen Anleihen. Das sollte nicht sehr überraschen, da Banken, die Bestände in erster Linie als Liquiditätsreserve und als Handelsbestand halten, auf sinkende Kurse (und damit steigende Renditen) nicht mit Verkäufen reagieren.
Schließlich lässt sich in allen betrachteten Ländern für die Banken eine im Vergleich zu Theorien optimaler Vermögensstreuung zu großes Gewicht inländischer und ein zu kleines Gewicht ausländischer Anleihen finden. Dafür ließen sich viele Gründe anführen, die auch politischer Natur sein können. Bevor man sich hier zu schnell in Verschwörungstheorien verliert, sei darauf verwiesen, dass auch viele andere Vermögensverwalter diesen “Home Bias” haben, wie man in der Grafik auch am Rückgang des Anteils der ausländischen Investoren sieht, die weder Banken noch öffentlich sind (“foreign non Banks”) – und für viele Privatanleger gilt der “Home Bias” erst recht.