Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Ungewaschen am Tisch?

| 15 Lesermeinungen

Wir präsentieren vier Bücher über Wirtschaft und Populismus und prognostizieren dem Thema noch mehr Aufmerksamkeit in der Zukunft.

Die seriöse Debatte der Wechselwirkungen zwischen Populismus und Wirtschaft geht wohl zurück auf den Ökonomen Dani Rodrik. Er postulierte zum einen schon vor Jahren ein „unmögliches Dreieck“ aus wirtschaftlicher Globalisierung, Nationalstaat und Demokratie und er verwies auf frühe Wurzeln des Populismus, die in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Des weiteren hat Rodrik die Unterscheidung zwischen „linkem“ und „rechtem“ Populismus popularisiert; beide Variationen sieht er wesentlich, wenn auch nicht alleine, durch die Globalisierung bedingt. „Linker“ Populismus ist für ihn stark durch Protest gegen die mit der Globalisierung verbundene Freiheit von Kapital und Gütern verbunden. „Rechter“ Populismus drückt sich in Form von Protest gegen die Freizügigkeit des Personenverkehrs, also gegen Migration, aus – im Extrem bis zu dumpfem Fremdenhass reichend.  Rodrik hat auch vorgeschlagen, Populismus wie ein ökonomisches Phänomen zu untersuchen und die Determinanten von Angebot und Nachfrage anzuschauen.

In der Zwischenzeit hat Rodrik mit „Straight Talk on Trade“ ein Buch vorgelegt, das ein wenig zusammengestoppelt wirkt, weil es eine Ansammlung von kürzeren Beiträgen zusammenfasst. Rodrik analysiere die Politik mit den Augen des Ökonomen und betrachte die Ökonomie mit den Augen eines Philosophen, kommentiert Rodriks Kollege David Autor. Rodrik geht es darum, durch eine Politik, die Globalisierung befürwortet, aber auch ihre negativen Begleiteffekte nicht negiert, Demokratie mit Selbstbestimmung und wirtschaftlichem Wohlstand zu vereinen und auf diese Weise dem Populismus das Wasser abzugraben. Rodrik liefert fundamentalen Gegnern der Globalisierung keine Blaupause, aber er wendet sich ebenso entschieden gegen die Neigung, vor Problemen die Augen zu verschließen.

An die Adresse der Mainstreamökonomen richtet Rodrik seit Jahren den Einwand, sie nähmen ihre eigenen Theorien nicht ernst. Und es stimmt: Aus seit Jahrzehnten in Lehrbüchern der Außenwirtschaftstheorie enthaltenen Theoremen – am bekanntesten ist vielleicht das Stolper-Samuelson-Theorem – lässt sich zeigen, dass Außenhandel in den einzelnen Ländern auch Verlierer hat. Die wurden aber häufig vergessen, wenn nur der Gesamteffekt des Außenhandels für ein Land positiv ist: „Das Versagen der Ökonomen, das gesamte Bild des Außenhandels zu zeichnen, mit allen notwendigen Einschränkungen und Vorbehalten, hat es erleichtert, den Außenhandel, nicht selten fälschlich, schwarz zu malen.“

Ein Beispiel: Die öffentliche Debatte über die Globalisierung wäre aus Rodriks Sicht fruchtbarer, wenn die Ökonomen aus dem Mainstream anerkannt hätten, dass Importe aus Ländern, in denen die Rechte von Beschäftigten nicht gesichert sind, Fragen nach der Verteilungsgerechtigkeit aufwerfen. Dann nämlich hätte man unterscheiden können zwischen Fällen, in denen niedrige Löhne in den Exportländern einfach eine niedrige Produktivität reflektieren, und Fällen, in denen niedrige Löhne das Ergebnis von Ausbeutung sind. Damit ließe sich die ganze Debatte um „fairen Handel“ ein gutes Stück entschärfen.

Rodrik vertritt auch die These, das Verhältnis von Vorteilen und Nachteilen weiterer Handelsliberalisierungen werde umso ungünstiger, je weiter fortgeschritten der Freihandel schon sei. Auch wendet er sich gegen die Vorstellung für die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern wäre eine möglichst frühzeitige Einbindung in die Regeln der Globalisierung vorteilhaft. Er verweist nicht nur auf China.

Der Verfasser zeiht aber nicht nur Ökonomen der Oberflächlichkeit und ideologischen Voreingenommenheit: Seit Jahren warnt Rodrik auch Politiker und Kommentatoren aus der politischen Mitte davor, die Anliegen der Benachteiligten der Globalisierung zu vernachlässigen. Auch wer Rodrik nicht in allem zustimmt, sollte ihn lesen.

Rodriks Unterscheidung zwischen „linkem“ und „rechtem“ Populismus wird von Philip Manow in „Die Politische Ökonomie des Populismus“ mit Blick auf Europa weiter ausdifferenziert. Im gelegentlich besserwisserischen Duktus des deutschen Sozialwissenschaftlers alter Schule betont Manow immerhin zurecht, dass es keinen Sinn hat, Populismus ohne seine wirtschaftlichen Grundlagen zu analysieren und stattdessen mit Ausfällen gegen „alte, weiße Männer“ oder „Abgehängte“ das Thema zu verfehlen. Es habe keinen Sinn, Anhänger eines Populismus zu behandeln wie „Ungewaschene am Tisch“.

Entschieden wendet sich der Verfasser gegen Erörterungen, in denen es nur „um Empörung, Wut, Frustration, Ressentiments, um moralische Alleinvertretungsansprüche und eine scharfe Abgrenzungsrhetorik, um eine inszenierte Konfrontation zwischen dem wahren, reinen Volk, zu dessen authentischen Sprechern sich die Populisten zuvor selbst erklärt haben, auf der einen Seite, und einer weitgehend korrupten, autistischen, in einer liberalen Blase gefangenen kosmopolitischen Elite, die für das Volk längst nur noch Verachtung übrig hat, auf der anderen.“

Als Grundthese gibt Manow für Europa vor: „Im Süden ist der Populismus tendenziell links, im Norden tendenziell rechts“. Manow unterscheidet aber noch einmal innerhalb des „rechten“ Populismus je nach der Natur der bekämpften Migration. In West- und Osteuropa sieht er vor allem Protest gegen Arbeitsmigration – Großbritannien wäre ein Beispiel. In vielen Ländern Nord- und Kontinentaleuropas erkennt Manow dagegen vor allem Protest gegen Fluchtmigration.

„Die Erklärung lautet, mit einigem Mut zu vereinfachenden Kontrastierungen: Migration wird dort politisch zum Problem, wo der Wohlfahrtsstaat großzügig und zugänglich ist (Kontinental- und Nordeuropa)“, schreibt der Verfasser. „Das sind zugleich die Länder, denen Außenhandelsöffnung, freier Warenverkehr, kurz: Güterglobalisierung geringere Probleme bereitet. Und zwar, weil der Wohlfahrtsstaat großzügig und umfassend ist, weil sozialpolitische Kompensation die Verteilungsfolgen der freien Bewegung von Gütern und Kapital entschärft. Dieser Umstand, so die weitere These, definiert bereits eine unterschiedliche Krisenbetroffenheit in Süd- und Nordeuropa. Weil das südeuropäische Wirtschaftsmodell weniger auf Export als vielmehr hauptsächlich auf Binnennachfrage setzt und der Verlust der geldpolitischen Souveränität daher hier besonders schwer wiegt. Zugleich ist in Südeuropa der Wohlfahrtsstaat zwar ebenfalls großzügig, aber für Migranten im Regelfall nicht zugänglich…“

Der Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen wirft in „The Populist Temptation“ naturgemäß einen intensiveren Blick auf die Geschichte des Populismus, die nach der üblichen Lesart in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten mit Protesten gegen die Goldwährung und die damalige wirtschaftliche Globalisierung ihren Anfang nahm. “Gesellschaften werden besonders nach Finanzkrisen, in denen Plutokraten auf Lasten der Allgemeinheit herausgehauen werden, reif für populistische Gegenreaktionen”, heißt es in einer Rezension des Buches in “Foreign Affairs”.

Manche Staaten reagieren auf das sich ausbreitende Unbehagen. Eichengreen erinnert daran, wie sowohl Bismarck in Deutschland als auch Chamberlain in Großbritannien für Zollpolitik nicht zuletzt mit dem Ziel eintraten, die jeweilige Nation zu einen – und im Falle Chamberlains, das Britische Weltreich zusammenzuhalten und vom Rest der Welt abzugrenzen: „Zölle sprechen das populistische Temperament als einer Absicherung nationaler Autonomie an. Für Bismarck waren sie ein Weg, um die Industrie und die Landwirtschaft gegen wirtschaftlichen Wettbewerb aus dem Ausland zu vereinen. Für Joseph Chamberlain waren sie ein Weg, um die britischen Inseln und die Herrschaftsgebiete gegen ausländische Nationalitäten und Rassen zu vereinen.“

Anschließend arbeitet sich Eichengreen in die Gegenwart vor, indem er sich vor allem stark mit dem Phänomen Trump befasst. „Im Nachhinein liegt nahe: Amerika war reif für einen populistischen Aufruhr. Das Wirtschaftswachstum hatte sich verlangsamt. Die Ungleichheit war gestiegen. Die Globalisierung und die Automatisierung erhöhten die Unsicherheit für Arbeiter, denen es an einer beruflichen Ausbildung, Geld von Gewerkschaften oder einem gut ausgebauten Versicherungswesen fehlte, auf das sie sich hätten stützen können. Eine Finanzkrise unterminierte das Vertrauen in die Kompetenz und die Redlichkeit von Entscheidungsträgern“, diagnostiziert Eichengreen, der aber ergänzt, dass sich der Populismus nicht ausschließlich auf wirtschaftliche Unsicherheit stützt, sondern auch andere Ursachen hat wie Sorgen um die äußere wie die innere Sicherheit.

Eichengreen erinnert an eine Wahlkampfrede Donald Trumps, in der dieser die Sorgen der „arbeitenden Bevölkerung“ vor Einwanderern thematisierte, die nicht nur die „Jobs, Löhne, Wohnbedingungen, Schulen, Steuerzahlungen und die generellen Lebensbedingungen“ negativ beeinflussten. Trump verwies auch darauf, dass „zahllos unschuldige Amerikaner ihre Leben verloren hätten, weil unsere Politiker nicht ihre Pflicht erfüllt hätten, unsere Grenzen zu sichern und unsere Gesetze anzuwenden“.

Trumps Sieg sei dennoch nicht selbstverständlich gewesen, betont der Wirtschaftshistoriker: “Aber wenn es sich beim Populismus um eine Theorie der Gesellschaft, um einen politischen Stil und um einen wirtschaftlichen Ansatz handelt, der Grundsätze und Beschränkungen zurückweist, dann hat Trump jede dieser populistischen Eigenschaften effizient verkörpert.“ Seine Wahlkampagne wäre zuerst und vor allem gegen das Establishment gerichtet gewesen, betont Eichengreen.

Danach behandelt er Europa. Ob die Vereinigten Staaten oder Europa auf die Dauer anfälliger für den Populismus bleiben, lässt er offen.

„Hochtechnologie und Globalisierung haben sich gegenseitig verstärkt“, schreibt der Chefökonom des internationalen Wirtschaftsforschungsunternehmens TS Lombard, Charles Dumas, in „Populism and Economics“. Globalisierung, Technologie, Demografie und Ungleichgewichte seien die vier Elemente, die wesentlich zur heutigen Situation beigetragen hätten. „Es ist wesentlich, dass ‚Populismus‘ nicht zu einem höhnischen Begriff wird“, betont der Autor. Fraglos hätten Demagogen eine weitverbreitete Unzufriedenheit mit unsinnigen Rezepten ausgenutzt, aber Politiker und Kommentatoren aus der politischen Mitte hätten eine gleichermaßen verbreitete Unfähigkeit im Umgang mit legitimen Klagen an den Tag gelegt.

Dann schreibt Dumas etwas, was in der internationalen Diskussion Standard ist, in Deutschland aber häufig verdrängt wird: „Dieser massive Wandel wurde ergänzt durch eine globale Ersparnisschwemme – oder genauer, durch den strukturellen eurasischen Ersparnisüberschuss in Deutschland, seinen Nachbarländern im Norden, Westen und Süden, plus China, Japan und den asiatischen Tigerstaaten. Dieser große Teil der Weltwirtschaft kann seine Sucht nach Ersparnisbildung nur aufrechterhalten, wenn andere Länder oder Branchen Defizite fahren und/oder ihre Verschuldung steigern. Sowohl die Finanzkrise – und ihr Nachfolger, die Eurokrise – als auch der anschließende langsame Aufschwung der Weltwirtschaft waren klare Folgen dieser Defizite und Schulden.“

Dumas fährt fort: „In keiner Weise ist diese Ersparnisschwemme eine notwendige (oder natürliche) Begleiterscheinung der Globalisierung, noch wird sie auch nur indirekt durch technologische Neuerungen verursacht.“ Aber indem die Ersparnisbildung die Nachfrage nach profitablen Investitionen in der Welt übertroffen habe, sei sie nicht nur wesentlich verantwortlich für die jüngste Finanzkrise. Sie habe auch beigetragen zur schwachen Konjunkturerholung in den Jahren 2011 bis 2016, zur wachsenden Ungleichheit der Einkommen in diesen Jahren, zum starken Rückgang des potentiellen wie des tatsächlichen Wirtschaftswachstums in den Industrienationen sowie zur Sorge, dass die gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichten in absehbarer Zeit eine Konjunkturschwäche herbeiführen könnten.

Mit Blick auf Europa erwartet Dumas einen Rückgang des deutschen Leistungsbilanzüberschusses im Laufe der Jahre, aber er fürchtet, dass Italien nicht genug Zeit haben wird, um wirtschaftlich vom Kopf auf die Füße zu fallen. Nicht nur für Italien, sondern für viele Industrienationen gilt indessen nach Ansicht des Verfassers: „Ein langsameres Potentialwachstum in den kommenden Jahren könnte der gefährlichen Welle politischer Unzufriedenheit mit der Weltwirtschaftsordnung weitere Kraft verleihen.“


15 Lesermeinungen

  1. Jan-DEU sagt:

    Nur rechter Populismus "im Extrem bis zu dumpfem ... " auswachsend?
    Es sei hier an G20 in Hamburg erinnert. Dumpfer Klassenhass als Extrem des linken Populismus.

  2. BKBrackel sagt:

    Internationale Arbeitsteilung und Transportkosten
    See- und Luftfracht sind wesentliche Teile des internationalen Handelsverkehrs. Sie sind viel zu billig, und sie sind ökologischer Wahnsinn. Die ca. 70,000 Hochseeschiffe produzieren ungefähr genauso viel Umweltverschmutzung wie die ca. 46 Mio. Autos in Deutschland.Es wäre naheliegend, über Hafen- und Landegebühren in allen Industrieländern die Importe etwas zu verteuern. Ausserdem sollten alle Importe per Container, nach Tonnage und nach Wert Gebühren bezahlen, um die Kosten der Deindustrialisierung/Umstrukturierung abzufedern. Wenn Europa und Nordamerika zusammenarbeiten, dann kommt niemand daran vorbei. Renten- und Gesundheitsfonds müssen auch aus Importabgaben mitfinanziert werden, weil diejenigen, die ihre Jobs verloren haben, keine oder nur mehr weniger zu ihrer sozialen Absicherung beitragen können. Es sind nicht nur die Lohnkosten. Wenn ein Kilo Äpfel aus Neuseeland im Supermarkt gleich viel kostet wie Äpfel aus D, F, NL, A oder I, dann stimmt doch etwas nicht. Der Transport um die Welt ist zu billig.

  3. tintangel sagt:

    Titel eingeben
    In Zeiten allgemeinen Niedergangs sinkt natürlich auch das politische Niveau der Wähler, die Fähigkeit, Parteien und ihr Wollen einzuschätzen. Wir bewegen uns am unteren Level von Bildung, Anstand und Sitten. Das allein schon erklärt doch ausreichend den ‘Erfolg’ dümmlicher Programme, Reden und Ideologien. Jede Partei hat die Wähler, die sie verdient. Und, nur auf Deutschland bezogen, knapp 13% sind doch nun wirklich nicht die Welt. Das entspricht in etwa der Sitzenbleiberrate in den unteren Klassen gut geführter Grundschulen. (Jedenfalls zu meiner Zeit. Seit einigen Jahren wird ja fast alles versetzt, wie u.a. Wahlergebnisse beweisen.)

    • Jacobengel sagt:

      Danke für diese Thesenbestätigung, Herr Raack
      Sie machen genau das, was im Artikel schön als falsch herausgearbeitet wird, ich zitiere aus Ihrem Beitrag:”dümmlich…sinkendes Niveau der Wähler…Anstand und Sitte…Sitzenbleiber”
      Genau, Herr Raack, nur Sie nicht, oder? (“..jedefalls zu meiner Zeit…”).

      Ich bin befangen, weil selbst Ökonom, und bin der Ansicht, dass das Blamen der Populisten als “Ungewaschene am Tisch” (Zitat aus dem Artikel) nicht nur nicht weiterführt, sondern die Gesellschaft weiter spaltet. Stattdessen findet man ökonomische (eben z.B. bei Rodrik) hervorragende und sehr fruchtbare Erklärungsversuche zu den Ursachen des Populismus, allerdings eben nicht, wie auch Rodrik meint, im ökonomischen Mainstream. Zum Nachdenken dürfte jeder Interessierte auch kommen, wieso eigentlich sowohl linke Populisten als auch Donald Trump gegen die Freihandelsabkommen sind. (Oder waren, denn Greenpeace hat seine Kampagne ja eingestellt, nachdem Trump auch gegen TTIP war und warnt jetzt vor dem Brexit. Lustig.)

      Lesen Sie, werter Herr Raack, doch einmal die Thesen genauer, insbesondere die Kritik an der Unterbelichtung negativer Außenhandelswirkungen, die von keinem ernst zu nehmenden Ökonomen bestritten werden. Wenn Sie dann noch so empathisch sind, um sich in die Lage eines Werktätigen in einer Branche mit komparativen Nachteilen hineinzuversetzen (also nicht: NGO-GeschäftsührerIn in Berlin-Mitte), dann kommen wir in der Diskussion weiter und uns bleibt vielleicht ein Trump erspart.

  4. HL.Keizer sagt:

    nicht verstehen können oder wollen
    Freizügigkeit des Personenverkehrs hat mit Migration nichts zu tun. Es wird immer alles in einen Topf getan und umgerührt. Wir haben in der EU Personenfreizügigigkeit. Mit dem neuen Einwanderungsgesetz sollen Fachkräfte nach D geholt werden. Wer in seinem Heimatland politisch verfolgt wird, hat Anspruch auf Asyl (knapp 1 % der Flüchtlinge) und dann gibt es die Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge. Wenn wir endlich anfangen würden die Ursachen wirklich zu erkennen und etwas zu unternehmen, würde einiges besser werden. Nur wollen oder können unsere Politiker das nicht sehen und die Konsequenzen ziehen. Die bemänteln ihre Fehler lieber mit Empathie. Mit seiner Feststellung, dass z.B. in Deutschland wegen seiner hohen Sozialleistungen das Migrationproblem besonders schlimm ist, hat Manow zwar recht, ob aber die Südstaaten bewußt auf Export zugunsten Binnennachfrage verzichten, bezweifel ich. Infolge von Strukturproblemen sind sie global nicht wettbewerbsfähig. Eichengreen sieht das Problem aus amerikanischer Sicht. Trump, aber auch die Brexitbefürworter, haben den Menschen etwas versprochen, was sie nicht halten können. Das Volk versteht es nicht. Trump und die Brexitträumer auch nicht. In D hat die Regierung gegen die Mitte gearbeitet. Das rächt sich jetzt. Was Dumas über das Sparen schreibt, stimmt nur bedingt. Die von ihm genannten Länder haben durchweg eine sehr produktive Wirtschaft. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird aber nicht mehr soviel nachgefragt. Warum kaufen die Amerikaner soviel deutsche Waren? Kaum weil sie so billig sind. Man kann es auch aus anderer Sicht sehen. Die USA läßt sich ihre Machtbestrebungen weltweit von anderen finanzieren. Italien hat genug Zeit gehabt, um wirtschaftlich vom Kopf auf die Füße zu fallen. Sie wurde von den Politikern nicht genutzt und auch jetzt sehen sie die Notwenigkeit von Strukturreformen nicht ein. Solange sie die Schuld an Problemen anderen zuschieben und von der Notenbank finanziert werden, wird sich das auch nicht ändern. Dass war in Italien, ebenso wie in Griechenland, allerdings noch nie anders.

    Wenn wir von Populismus reden, sollten wir erst mal festlegen, was darunter zu verstehen ist. Wir hatten schon lange Linkspopulismus, bevor der Rechtspopulismus eine bedeutsame Größe wurde. Die Konservativen ebenso wie Sozialdemokraten haben in vielen Ländern das Problem völlig verkannt, haben bei Wahlen derbe Verluste hinnehmen müssen und sind deshalb in einigen Ländern in der Versenkung verschwunden. Auch in D hat die CDU das Problem der Völkerwanderung nicht erkennen wollen, von der SPD gar nicht zu reden. Es sind aber nicht nur wirtschaftliche Probleme, die damit einhergehen. Unsere gesamte Gesellschaft wird sich ändern. Da kommen nun die Rechtspopulisten ins Bild und versprechen den Menschen etwas, was sie nicht halten können, in D die AfD, in den USA Trump. Auch die SPD hat nichts begriffen. So wie immer mehr Entwicklungshilfe nicht etwa die illegale Einwanderung bei uns stoppt, führt immer mehr Sozialstaat auch nicht zu mehr Zufriedenheit in der Bevölkerung. Bis auf wirklich Bedürftige, denen man helfen könnte, würde das Geld nicht sinnlos mit der Gieskanne verteilt, geht es den Menschen in D international betrachtet gut. Selbst wenn alle mit silbernen Löffeln essen würden, bräuchten wir noch Arme, weil sonst die Verbände nicht existieren könnten. Nicht die Globalisierung verarmt die Menschen, im Gegenteil. Freihandel und niedrige Zölle haben schon immer zu mehr Wohlstand geführt. Dass es dabei auch Verlierer gibt, z.B. deutsche Arbeiter in der Stahl- oder Textilindustrie, ist eine nevative Seite. Aber nur Bewegung ist Leben, Stillstand ist tötlich. Diese Probleme müssen durch das soziale Netz (Soziale Marktwirtschaft) aufgefangen werden. Dass Menschen, die nicht flexibel sind, damit Schwierigkeiten haben, ist nachvollziehbar. Aber es sind Einzelfälle. Dagegen stehen die Probleme der Gesamtgesellschaft, wenn die Wirtschaft stagniert. Leider wird in D, wie in vielen europäischen Ländern, die Soziale Marktwirtschaft missachtet. Politiker mögen lieber höhere Steuern und Abgaben, damit sie sich durch Verteilung den Einfluß erhalten. Dies gilt letztlich auch für die Globalisierung. Einerseits schauen wir zu, wie China sich anschickt in großen Teilen der Welt seinen Einfluß zu steigern, andererseits glauben wir mit etwas mehr Entwicklungshilfe viel zu bewegen. Ob der niedrige Lohn in einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten einhergeht, oder ob die Menschen von ihren “Eliten” unterdrückt werden, können wir nicht beeinflussen. Wir sollten unser Interesse vertreten und das besteht nicht darin, immer mehr Afrikaner in die Lage zu versetzen, in europäische Sozialsysteme einzuwandern. Die entstehenden Probleme sind nie diskutiert worden. Bis vor kurzem durfte man darüber nicht mal schreiben, geschweige denn Lösungen anzudenken. Der bay. Innenminister hat jetzt ein Einwanderungsregister gefordert, aber auch wieder nicht gesagt, was das ohne weitere Maßnahmen bringen soll. Solange wir Empathie mit Selbstaufgabe verwechseln, werden wir weiter auf die gesellschaftliche Katastrophe zugehen. Die Populisten werden dann das kleinere Problem sein. Leider können oder wollen unsere das nicht erkennen. Die meisten Medien, insbesondere die ÖR, unterschlagen das auch. Mit ihren “Umschulungsprogrammen” spielen sie aber nur den Populisten in die Karten. Wenn unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft überdauern soll, müssen wir den Menschen reinen Wein einschenken. Wenn allerdings ein “*” wichtiger ist, als die Zukunft unserer Gesellschaft, dann wird uns innerhalb von 2-3 Generationen das Schicksal noch jeder Hochkultur ereilen.

    • politicus24 sagt:

      Frage der Staatlichkeit - Moderne gegen Mittelalter und Absolutismus
      Frankreich kämpft mit seiner absolutistischen Geschichte und den Folgen in der Gegenwart. Stichwort: Zentralismus, Macron und die Gelbwesten, geringe Bedeutung der Parteien und des Parlaments (der Weimarer Republik mit ihren Verfassungsfehlern sehr ähnlich). Italien wandelt, egal unter welcher Regierung, am Rande eines “failed-state”, Garibaldi und die Mafia lassen grüßen. Es gelingt kein Aufbau eines “preußischen” Staates, für den Korruption und Müssiggang ein Fremdwort ist. Weder der griechische noch der italienische Staat sind den Herausforderungen der Moderne in irgendeiner Form gewachsen. Da überlässt man es den Parallelgesellschaften der Reichen, was wirtschaftlich passiert, griechische Reeder werden steuerlich privilegiert, Zakynthos als Insel Blinden usw. usw. Vielfach beutet man den Staat und Banken aus, veruntreut EU-Gelder, hinterzieht Steuern usw. Es ist aus dieser Perspektive absolut nachvollziehbar, wie es zur Lega Nord, den Trennungszielen vom Mafia-Staat des Südens, kam. So ist der Norden mit seiner Verwaltung besser aufgestellt, während der Süden eher noch mittelalterlich erscheint, eine Art Personenverbandsstaat. 5-Sterne und ein hetzender Polit-Clown sind das “natürliche” Ergebnis einer desorientierten und relativ politisch unreifen Gesellschaft. Italien ist die tickende Zeitbombe in der EU. Diese kann sich nur in einer “Kern-EU” neu erfinden und retten.

  5. BKBrackel sagt:

    Unbefriedigende Populismusdefinitionen
    Warum ist ‘asymetrische Mobilisierung’ wie sie Frau Merkel/CDU nach 2005 betrieben hat nicht Populismus. Warum ist die Atomausstiegsentscheidung nach Fukushima, wegen der explodierenden Umfragewert für die Grünen, nicht Populismus, warum ist die herablassende ‘ Freigabe ‘ einer Bundestagsentscheidung zu ‘ Ehe für Alle’ nicht Populismus (und verfassungsrechtlich Schlimmeres) – warum ist, unabhängig von der eigenen Meinung der Führungspersonen, ein brutaler Opportunismus um Stimmungen und Stimmen, wie wir ihn seit 13 Jahren erlebt haben, nicht verabscheuungswürdiger Populismus ? Ein Spitzenpolitiker der Grünen hat kürzlich gesagt ‘ Sprache ist das eigentliche Handeln der Politik ‘ was uns sagt, dass er Kommunikation, Propaganda, als den Wesenskern der Politik hält – mit denen er Haltung, Gesinnung demonstriert, Emotionen und Zustimmung auslöst, und dafür Stimmen, Mandate, Geld und Versorgung erhält. Tatsächliches Handeln, mit nachprüfbaren Ergebnissen und Wirkungen hält er nicht für essentiell. Warum ist das nicht Populismus ? Wie wir wissen, haben sich in mehreren EU-Ländern politische Parteien, die als rechts-populistisch gelten und weitgehend verteufelt werden, vor mindestens 30 und mehr Jahren formiert. Die Ursachen sind also tiefer liegend und komplexer als die vordergründige Analyse der letzten paar Jahre erkennen lässt.

  6. Diogenesadisar sagt:

    Eine Analyse über so Offensichtliches zu machen,
    ist so, wie wenn Politilogen darüber diskutierten, ob, warum und wie stark es weh tut, wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger drischt. Und ob es nicht nur eine Illusion sei, Schmerz zu empfinden, wenn man es fälschlicherweise erwarte.

  7. Waldi44 sagt:

    Populismus- der Arschtritt des kleinen Mannes?
    Jahrelang die Klappe gehalten, schön alles geschluckt, was die da oben einem vorgesetzt haben und alles mehr oder weniger abgenickt! Nein, nein, ich rede nicht von der DDR.
    Man konnte wählen was man wollte, es kam irgendwie doch immer das gleiche oder gar selbe dabei raus, denn Koalitionen verfälschten regelmäßig den Wählerwillen.
    Früher glaubte man sich als Protestwähler bei den “Grünen” gut aufgehoben aber das hat sich geändert. Zum Protest eignen die sich schon lange nicht mehr. Nicht die Fundamentalisten und nicht die Realos.
    Die noch weiter links stehenden Wähler meinten in der Linken eine neue Heimat links der SPD gefunden zu haben aber dort herrscht auch nur das, was neuerdings als Populismus bezeichnet wird und rechts neben der CDU, die immer weiter nach links abdriftet, ist eine CSU, die sich auch nicht so genau festlegen will und mal “hü” und dann doch wieder “hot” sagt.
    Nun hat sich auf der rechten Seite eine Partei etabliert, die von den anderen gefürchtet wird, wie das Weihwasser vom Teufel und allein das ist es, was viele Wähler reizt, diese Partei zu wählen.
    Sie hat weitaus mehr Wähler als Mitglieder und das sind bei weitem keine Nazis und Rassisten, wie manche es gerne glauben machen wollen.
    Wer diese Wähler ständig beschimpft und/oder ignoriert, muss sich nicht wundern, wenn er diese Menschen dauerhaft verliert! Der Populismus der Rechten muss für alle anderen Parteien als “Arschritt des kleinen Mannes” erkannt werden und zu der Frage führen WARUM?

  8. Antihype sagt:

    Ersparnisschwemme?
    Wenn ich das recht verstanden habe sind also die Konsumenten an der wirtschaftlichen Lage (und am Populismus) schuld. Doch wenn ich mir die Vermögensentwicklung seit 2008 ansehe, dann haben im wesentlichen die oberen 10% gewonnen. Für den Rest gab es bestenfalls Stillstand. Nullzinsen entwerten das Ersparte und dann soll doch jeder eine eigene Rentenvorsorge betreiben. An welcher Stelle soll dann der Bürger mehr konsumieren?

  9. Antesde sagt:

    Populismus
    Tucholsky hatte dazu ein amüsantes Bonmot abgegeben:
    “Das Volk versteht das meiste falsch, aber es fühlt das meiste richtig”.
    Er wollte damit womöglich mit dem aus dem alten Rom stammenden Begriff des Plebs freundlicher umgehen. Ergänzend: Man kann annehmen, dass zum Volk häufig einer mehr gehört, als er denkt. Womöglich auch die sich im ewigen Widerstandskampf gegen finstere Mächte zu Volkserziehung legitimierenden Linken bzw. Linksliberalen.

  10. ReneMacon sagt:

    Wie fürchterlich!
    “…dass Importe aus Ländern, in denen die Rechte von Beschäftigten nicht gesichert sind, Fragen nach der Verteilungsgerechtigkeit aufwerfen. Dann nämlich hätte man unterscheiden können zwischen Fällen, in denen niedrige Löhne in den Exportländern einfach eine niedrige Produktivität reflektieren, und Fällen, in denen niedrige Löhne das Ergebnis von Ausbeutung sind.”

    Aber ohne die “Importe aus Ländern, in denen die Rechte von Beschäftigten nicht gesichert sind” wäre die Nachfrage nach diesen Beschäftigen und mithin ihre Löhne noch geringer. In allen Ländern, die mit Niedriglöhnen Investitionen anlocken, beginnen die Reallöhne nach einiger Zeit zu steigen. Aus diesem Grund sind Länder wie Süd Korea und China heute keine “Billiglohnländer” mehr.

    Würde man unseren Unternehmen vorschreiben höhere Löhne in Niedriglohnländern zu zahlen, so wie das ja “Entwicklungshilfe”-Mininster Müller möchte, würde ein Großteil der Investitionen in den Niedriglohnländern unterbleiben.

    Es spricht alles dafür, dass der starke Rückgang extremer Armut, seit Mitte der 80er Jahre ein Erfolg der von Gier & Egoismus getriebenen Globalisierung ist. Wie fürchterlich!

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