Um die jüngste Krise an den Finanzmärkten – in FAZIT unter anderem hier und hier behandelt – ist es ein wenig ruhig geworden. Das heißt nicht, dass sie vorüber wäre. Im Gegenteil, wie an anderer Stelle beschrieben, kann die Krise an Schwellenländermärkten noch lange dauern.
Dani Rodrik – auch in diesem Blog schon häufiger mit Arbeiten vorgestellt (unter anderem hier und hier) – argumentiert, dass Ökonomen über die Entwicklung nicht erstaunt sein sollten, weil die Muster der Krise aus der Vergangenheit bekannt seien. Zur Begründung führt er in einer kürzlich veröffentlichten Kolumne vier Punkte an:
1. Der mehrjährige Hype um die Schwellenländer war nicht mehr als Hype. In vielen Schwellenländern sorgen schlechte Institutionen dafür, dass vorhandene Wachstumschancen nicht nachhaltig genutzt werden, und das sollte bekannt gewesen sein. Die in der jüngeren Vergangenheit erzielten Wachstumsraten seien vor allem das Ergebnis hoher Rohstoffpreise, niedriger Zinsen und großzügiger Kapitaleinfuhren und damit vorübergehend gewesen.
2. Die Vorzüge der finanziellen Globalisierung werden grob überschätzt, weil ein großer Teil der Kapitalströme in die Schwellenländer nicht für langfristige produktive Investionen, sondern zur Finanzierung von Konsum und Bauboom verwendet wurde. Rodrik ist seit Jahren der Ansicht, dass unbeschränkter Kapitalverkehr für Länder mit einem wenig entwickelten Finanzsystem – eingeschränkte Größe und Kompetenz der Banken, wenig liquide und effiziente Finanzmärkte – wegen der damit verbundenen Kapitalfehllenkungen nicht vorteilhaft sein muss.
3. Flexible Wechselkurse, die in der traditionellen Theorie ein Land von externen Schocks schützen sollen, sind in der Praxis fehlerhafte Schockabsorber: “Floating exchange rates may moderate the adjustment difficulties, but they do not eliminate them.” Denn die ökonomischen Kosten starker Wechselkursänderungen sind für das betroffene Land sehr hoch: Starke Aufwertungen schaden der preislichen Wettbewerbsfähigkeit und starke Abwertungen sind wegen der damit verbundenen Inflationsgefahren ein Albtraum für die Geldpolitik.
4. Es hat aus der Sicht der Schwellenländer keinen Sinn, auf eine Kooperation mit den Industrienationen zu hoffen. Und das ist auch gut so, denn die Regierungen der Schwellenländer müssen ihre Hausaufgaben machen und sich früh gegen spekulative Übertreibungen an ihren Finanzmärkten wehren: “In the midst of a foreign-capital bonanza, stagnant levels of private investment in tradable goods are a particularly powerful danger signal that no amount of government mythmaking should be allowed to override. Officials face a simple choice: maintain strong prudential controls on capital flows, or be prepared to invest a large share of resources in self-insurance by accumulating large foreign reserves.”