Gewinnerosion und Niedrigzins: Die Finanzbranche erlebt einen dramatischen Wandel. Eine Ursache ist immaterielles Kapital, das Unternehmen in Sparer verwandelt.
Wer die dramatischen Veränderungen in der Finanzwelt ergründen will, muss auf Konzerne wie Google, Amazon, Microsoft oder Apple blicken. Zum Ende des ersten Quartals hat Apple Geldreserven über 257 Milliarden Dollar ausgewiesen. Apple ist zur Finanzierung seiner Projekte nicht auf Kapitaleinschüsse seiner Aktionäre oder auf die Beschaffung von Fremdkapital durch Bankkredite oder Anleihen angewiesen; seine Investitionen könnte Apple aus der Portokasse finanzieren.
Apple hat zwar Anleihen über mehr als 100 Milliarden Dollar ausgegeben, aber nur, um Steuern zu sparen. Das amerikanische Steuerrecht macht es für den Konzern günstiger, Aktienrückkäufe oder Unternehmenskäufe in den Vereinigten Staaten durch die Ausgabe von Anleihen zu finanzieren, als die überwiegend im Ausland gehaltenen Geldreserven in die Heimat zu holen. Daher hatte auch Microsoft im vergangenen Jahr Anleihen über 20 Milliarden Dollar zur Finanzierung des Kaufs von Linkedin ausgegeben, obgleich Microsofts Geldreserven mehr als 100 Milliarden Dollar betrugen. An Geld mangelt es wahrlich nicht.
Apple und Microsoft stehen für einen mächtigen Trend: Mit der digitalen Revolution verändern sich die finanziellen Bedürfnisse zahlreicher Unternehmen, was erhebliche Rückwirkungen auf die Finanzwelt und die dort gezahlten Preise hat. Nirgendwo lässt sich dies besser beobachten als in den Vereinigten Staaten. Während die Bedeutung der Investitionen in Sachkapital wie Fabriken, Maschinen und andere materielle Ausrüstungsgüter im Laufe der Zeit nachlässt, nimmt die Bedeutung von Investitionen in immaterielles Kapital zu. Etwa um die Jahrtausendwende haben in den Vereinigten Staaten die Investitionen in immaterielles Kapital die Investitionen in Sachkapital überschritten. Die Industriegesellschaft verwandelt sich in eine Wissensgesellschaft.
Was zählt zum immateriellen Kapital? Fachleute rechnen dazu Wissenskapital, Organisationskapital und Informationskapital. Wissenskapital beinhaltet Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Organisationskapital Ausgaben unter anderem für Markenpflege, Weiterbildung des Personals oder Aufträge an Beratungsunternehmen. Zum Informationskapital werden Investitionen in Software, Datenbanken und andere IT-Produkte gezählt.
Was sind die Folgen für die Finanzbranche? Die Zunahme immateriellen Kapitals relativiert die Bedeutung der Unternehmenskredite für die Banken. Denn die Bildung immateriellen Kapitals erfordert weniger Kredit als zum Beispiel der Bau und die Ausrüstung einer großen Fabrik. Und dort, wo Finanzierungsbedarf entsteht, kommen Bankkredite kaum in Frage, da sich immaterielles Kapital nur selten als Kreditsicherheit eignet und da sich seine Rendite schwer schätzen lässt. Immaterielles Kapital entsteht überwiegend durch die Beschäftigung hoch qualifizierter Menschen, und eine Möglichkeit von deren „Finanzierung“ besteht darin, sie mit Aktien des eigenen Unternehmens an ihrem Erfolg zu beteiligen. Dafür braucht man keine Bank.
Doch die Banken reduzieren nicht einfach ihr Geschäft, weil sie weniger Kredite an Unternehmen vergeben. Statt dessen suchen sie andere Geschäfte auszubauen. Ein Blick in amerikanische Bilanzen zeigt, wie die Banken den Rückgang an Unternehmenskrediten durch eine größere Zahl von Immobilienkrediten und Käufe von Wertpapieren mit zumeist guter Bonität, aber auch von Aktien, ersetzt haben. Dies gilt aber auch anderswo: In den Industrienationen übertrifft seit dem Jahre 1980 das Wachstum der Immobilienkredite das Wachstum der Kredite an Unternehmen. „Das Kerngeschäft vieler Banken in Industrienationen ähnelt heute einem Immobilienfonds“, schreiben die Ökonomen Òscar Jordá, Moritz Schularick und Alan Taylor. „Sie leihen sich kurzfristig Geld von Kunden und an Kapitalmärkten und investieren es langfristig in den Immobilienmarkt.“
Der Zusammenhang zwischen der digitalen Revolution und der vor der Krise allzu großzügigen Vergabe von Immobilienkrediten bei geringem Eigenkapital vieler Banken ist in zahlreichen Analysen der Finanzkrise nicht gesehen worden. Auch liefert die digitale Revolution eine Erklärung für die starke Nachfrage nach sicheren Wertpapieren in den vergangenen Jahrzehnten, die deren Rendite kräftig sinken ließ.
Die wachsende Bedeutung immateriellen Kapitals bietet zudem eine Erklärung für die auffällige Zunahme des Finanzvermögens amerikanischer Unternehmen. Apple ist auch hier nur ein Beispiel unter vielen. In den Jahren nach der Finanzkrise mag hohe wirtschaftliche Unsicherheit Unternehmen bewogen haben, aus Vorsicht ihre liquiden Finanzvermögen auszubauen. Zudem dürften die Rezession des Jahres 2009 und der zögerliche Aufschwung seitdem das Interesse an Investitionen in Sachkapital wie Maschinen und Anlagen gedämpft haben.
Aber die Krise reicht nicht als alleinige Erklärung hoher Finanzvermögen, denn der Trend begann früher: Zwischen 1970 und 2010 ist der Anteil liquiden Finanzvermögens an den Bilanzen amerikanischer Unternehmen von 8 auf 22 Prozent gestiegen. Dieser Aufbau lässt sich vor allem in Unternehmen mit hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung zeigen: Dies stützt die These, dass die Bildung immateriellen Kapitals die Haltung hoher Finanzvermögen begünstigt, weil Ausgaben für Forschung und Entwicklung eher mit eigenem Geld als mit Bankkrediten finanziert werden müssen.
Das Wachstum der Finanzvermögen in Unternehmen erweist sich als ein Treiber der Verwaltung kurzfristiger wie langfristiger Gelder durch das Finanzgewerbe, an dem neben spezialisierten Anbietern immer mehr Banken teilhaben wollen. So hat die Anbindung der ehemals selbständigen Sparte Kapitalmarkt an die Sparte Unternehmenskunden in der Commerzbank ebenso einen strategischen Sinn wie die Herausstellung des bisher eher diskreten Geschäftsbereich „Transaktionsbank“ durch John Cryan, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank. Denn in der „Transaktionsbank“ befindet sich unter anderem die Verwaltung kurzfristiger Gelder von Unternehmen.
Da Unternehmen häufig Großkunden mit günstigen Konditionen sind, nehmen so zwar die Vermögensverwaltern angebotenen Gelder zu, aber gleichzeitig leiden die Verwalter unter einem Druck auf ihre Gewinnmarge. Insoweit trägt die digitale Revolution über die wachsenden Finanzvermögen von Unternehmen auch zur Bildung größerer Geschäftseinheiten im Finanzgewerbe bei.
Woher kommen diese Finanzvermögen? Ihre Bildung wird begünstigt durch einen dritten Trend (hier und hier), zu dem die digitale Revolution beiträgt und der erhebliche Folgen auch für das Zinsniveau besitzt: Nicht nur in den Vereinigten Staaten sind die Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten die Ersparnisse gestiegen, wobei als Ersparnis der Unternehmen die einbehaltenen Gewinne betrachtet werden. Seit dem Jahre 1980 ist in der Welt der Anteil der Unternehmensersparnisse an der Wirtschaftsleistung (BIP) von unter 10 auf rund 15 Prozent gestiegen.
Da sich die Unternehmen gleichzeitig mit teuren Investitionen in Sachvermögen zurückhalten, sind sie gesamtwirtschaftlich mittlerweile Netto-Sparer (sie sparen mehr als sie investieren) geworden – was im Gegensatz zu alten Lehrbüchern steht, in denen die privaten Haushalte netto sparen und die Unternehmen netto investieren. Die neue Rolle der Unternehmen als Netto-Sparer drückt den Zins und damit auf die Gewinnmöglichkeiten der Banken. Gelegentlich sagen Banker und Versicherer, der Zins wäre heute so niedrig wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Das hängt auch damit zusammen, dass die Unternehmen – abgesehen von Kriegszeiten und schweren Wirtschaftskrisen – erstmals mehr sparen als investieren.
Die digitale Revolution ist nur ein Grund für das Wachstum der Ersparnisse von Unternehmen, aber er ist ein sehr wichtiger. Denn in vielen Unternehmen – Apple kann wiederum als Beispiel dienen – sind die Gewinne in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen, aber das Wachstum der Dividenden hat mit dem Gewinnwachstum selten Schritt gehalten. Daher versuchen seit ein paar Jahren aktivistische Aktionäre amerikanische Unternehmen mit großen Finanzvermögen zu hohen Sonderausschüttungen oder zu Aktienrückkäufen zu veranlassen.
Fügt man die einzelnen Effekte wie Mosaiksteine zusammen, entsteht das Bild einer wachsenden Fragilität der Finanzbranche: Der Trend weg von der gut besicherten Sachinvestition zur Bildung immateriellen Kapitals und die Verwandlung der Unternehmen in Netto-Sparer drücken merklich auf den Zins. Der niedrige Zins treibt Vermögenspreise und erleichtert es Banken, Ersatzgeschäfte in der Immobilienfinanzierung zu suchen, während die Banken wegen der niedrigen Zinsmargen einen Anreiz haben, wenig Eigenkapital zu unterhalten. Die Vermögensverwaltung als Alternative zum traditionellen Zinsgeschäft der Banken erfordert zwar nicht viel Eigenkapital, aber sie verspricht nur wenigen Teilnehmern attraktive Renditen. Das Ergebnis ist ein latent fragiles, zu größeren Einheiten tendierendes Finanzsystem. Und da die digitale Revolution weiter geht, wird der ohnehin starke Veränderungsdruck im Finanzgewerbe weiter zunehmen. Dafür müssen die Google & Co. gar nicht einmal selbst eine Banklizenz beantragen.
Noch einmal virtuelles
Ich meinte jetzt weniger den marxistischen Duktus, als folgende Beschreibung in Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Virtuelles_Gut): “Ein Virtuelles Gut ist ein immaterielles Gut, das nur in einer virtuellen Welt einen Gebrauchswert hat (z. B. in einem Computerspiel oder einem sozialen Netzwerk im Internet). Es muss u. U. gegen Zahlung von realem Geld erworben werden.”
Ah. Das ist aber in meinem Artikel nicht gemeint. Virtuelles Kapital findet statt dessen Anwendung, um Computerspiele oder Anwendungen in sozialen Netzwerken zu entwickeln.
Gruß
gb
Wie virtuell ist immaterielles Kapital?
Noch eine Bemerkung zum immateriellen Kapital. Dieses wird – ganz im Gegensatz zu Sachanlagen – nur sehr unvollständig vom Bilanzrecht erfasst. Auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung taucht eine solche Position nicht auf.
Laut dem internationalen Bilanzstandard IFRS (den die meisten deutschen Großunternehmen anwenden) können Ausgaben für Forschung und Entwicklung nur sehr eingeschränkt aktiviert und in die Bilanz eingestellt werden.
Ein namhafter deutscher Autohersteller weist für 2016 F+E-Aufwendungen von rund 7,5 Milliarden Euro aus. Hiervon werden allerdings nur etwa zwei Milliarden „kapitalisiert“, also als Anlagevermögen in die Bilanz eingestellt.
Die beiden anderen Unter-Kategorien des immateriellen Kapitals nach Schularick & Co-Autoren, zu denen unter anderem Ausgaben für die Fortbildung des Personals zählen, sind noch viel weniger aktivierungsfähig als F+E-Aufwendungen.
Insofern ist das immaterielle Kapital schon recht „virtuell“. Bilanzrecht, VGR und nicht zuletzt die ökonomische Theorie haben den Wandel zur Wissensgesellschaft weitgehend noch nicht nachvollzogen.
Betriebswirtschaftliche Perspektiven und Immobilien
kamen mir vor ,lange her,wie ” fairy tales”:
so könnte es sein ein Gebäude [Dam.Amsterdam,Bijenkorf] bilanzmäßig 1,00 Gulden[Die Epoche der Nationalstaaten] .Das lehrte die Betriebswirtschaft damals .
Dass ja sollte und musste auch nicht die Realität darstellen.
Ganz und gar nicht!
Die” fairy tales” blühen und blühen,wie “die Gläubigen ” …
Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft
Lieber Herr Braunberger,
zu den Thesen der Studie, mit denen ich im Wesentlichen übereinstimme, vielleicht ein paar Ergänzungen bzw. Korrekturen.
Als Beispiel erwähnen Sie eingangs die vier US-Unternehmen Amazon, Apple, Google und Microsoft. Google und Microsoft sind freilich Dienstleistungs-Unternehmen, die nix produzieren. Deshalb müssen die auch nicht in Maschinen und Anlagen investieren.
Apple verkauft zwar physische Güter. Doch die Produktion all der schönen iPhones, iPads etc. hat das Unternehmen weitestgehend nach China ausgelagert. Da Apple sich auf Entwicklung und Marketing konzentriert, braucht das Unternehmen natürlich ebenfalls keine Fabriken.
Einen ähnlichen Fall haben wir mit dem deutschen Unternehmen Siemens, das seine Produkte nur noch zum Teil selbst fertigt. In der Medizintechnik kaufen die beispielsweise die Hardware für CT-Geräte im Fernen Osten zu; Siemens entwickelt vor allem die Software für die bildgebenden Verfahren.
Mit anderen Worten: Es sind auch im Umkreis der Informationstechnologien weiterhin Investitionen in materielles Kapital notwendig. Nur finden diese eben nicht mehr in den alten Industrieländern statt, sondern in den Emerging Markets.
Und die Investitionen können gewaltig sein: Samsung baut derzeit in Korea eine neue Chip-Fabrik, die am Ende wohl 20 Milliarden Dollar verschlingen wird. Solche Investitionen tauchen nicht in den Bilanzen der amerikanischen IT-Firmen auf, die die Chips von Samsung verbauen.
Insgesamt aber ist es durchaus richtig, dass das immaterielle Kapital gegenüber den Sachanlagen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Entwicklung ist jedoch keineswegs auf die Digitalisierung beschränkt oder überhaupt erst durch den Vormarsch der Informationstechnologien ausgelöst worden.
In forschungsintensiven Industriebranchen wie Pharmazie, Telekommunikation und Aerospace sind die Forschungsausgaben seit jeher höher als die Investitionen in Sachanlagen. Boehringer Ingelheim, einer der größten deutschen Arzneimittelhersteller, gibt für Forschung + Entwicklung rund fünfmal so viel aus wie für Investitionen in neue Produktionsanlagen.
Auch bei Unternehmen aus ganz klassischen Industrien wie dem Automobilbau oder dem Maschinenbau sind die Ausgaben für F+E vielfach höher als die Investitionen in Maschinen und Fabriken. Der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf, der sich auf Lasertechnik spezialisiert hat, wendet mehr als doppelt so viel für F+E auf wie für neue Produktionsanlagen.
Firmen wie Trumpf können dank ihrer fortlaufend verbesserten Produkte offenbar höhere Preise verlangen als die weniger innovativen Konkurrenten. Aufgrund der größeren Gewinnmargen sind sie wiederum in der Lage, ihren hohen F+E-Aufwendungen aus dem Cash-Flow zu finanzieren, so dass sie für ihre Innovationen nur selten Bankkredite benötigen.
Wir befinden uns auf dem Weg in die Wissensgesellschaft. Hier werden nicht immer mehr physische Ressourcen (Fabriken, Maschinen, Infrastruktur) gebildet. Sondern es wird der vorhandene Kapitalstock immer intelligenter genutzt.
Das hat auch für das Finanzsystem einschneidende Folgen. Womöglich werden klassische Banken irgendwann nicht mehr benötigt (abgesehen von der Immobilienfinanzierung). Da haben die Autoren vollkommen recht.
Die SAP, Europas größtes Softwarehaus und Deutschlands wertvollste Börsengesellschaft, hat – wenn mir recht ist – in ihrer mehr als 40-jährigen Geschichte so gut wie nie Bankkredite aufgenommen. Apples und Googles gibt es also nicht nur in Amerika.
Immateriell vs. virtuell
In Ihrem Text wird nicht ganz klar, ob in Ihrem “immateriellen Kapital” das “virtuelle” enthalten ist, bzw. ob das gar für Sie das ein und dasselbe ist.
Keine Ahnung. Der Begriff “virtuelles Kapital” ist mir nach meiner dunklen Erinnerung bei marxistischen Autoren als eine Art Synonym für Finanzkapital begegnet. Falls das so ist, hat er mit dem “immateriellen Kapital” meines Artikels – das dort beschrieben ist – nichts zu tun. Aber vielleicht verstehe ich “virtuelles Kapital” auch falsch; ich habe den Begriff mit großer Wahrscheinlichkeit niemals benutzt.
Gruß
gb
„Science“ Fiction
Marx sprach vom fiktiven Kapital. Der Staatskredit ist fiktiver Natur, wenn er für konsumtive Zwecke eingesetzt wurde. Insofern spreche ich im Kontext von Banken und Versicherungen auch gelegentlich von den Verwaltern der Illusionen. Solche Illusionen/Fiktionen werden oftmals durch direkte und/oder indirekte Besteuerung bereinigt. Die eleganteste Form der indirekten Besteuerung ist wohl die Inflation. Manches Mal lösen sich solche Fiktionen aber auch einfach wieder in Luft auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Bubble_Economy#/media/File:Sum_japan.svg. Ohne fiktives Kapital in Form des Staatskredits ist wohl ein nachhaltiges Inflationsziel von 2 % nicht zu erreichen. Hier noch einmal der Link zu Anwar Shaikh, der keine Berührungsängste hat: https://www.youtube.com/watch?v=ZOa3EUKOFxw&index=28&list=PLB1uqxcCESK6B1juh_wnKoxftZCcqA1go.
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Marx 200 Jahre nach seiner Geburt wieder etwas mehr Aufmerksamkeit erfährt. Hans-Werner Sinn hat ja schon den Anfang gemacht: https://www.deutschlandfunk.de/re-das-kapital-7-9-was-uns-marx-heute-noch-zu-sagen-hat.1184.de.html?dram:article_id=381513
LG Michael Stöcker
Meine Vermutung ist eher, dass der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft und zum immateriellen Kapital vor allem jene Schulen in – noch größere – Schwierigkeiten bringt, die ihre Wurzeln in den Produktionsbedingungen des 19. Jahrhunderts haben und einem physischen Kapitalbegriff huldigen: die (Neo-)Marxisten, die Neoricardianer mit ihrer Warenproduktion mittels Waren und die Austrians mit Böhm-Bawerks Produktionsumwegen. Die sehen im eigentlichen und im übertragenen Sinne des Wortes alt aus – daher auch die Neigung zur Verklärung alter Helden (die bei den Neoricardianern kleiner ist als bei den beiden anderen Schulen).
Gruß
gb
Realität versus Virtualität
oder die Leute ,die sich ohne jeder Rechtsgrundlage für Erben halten einer
meistens vernachlässigte Tante oder Onkel,ja die hegen wirklich virtuelle
Hoffnungen Kapital erwerben dürfen können…
dass lässt sich nach Belieben vergrößern zur finanziellen” verborgen” Gier ,
Institutionen jeder Couleur…
Sehr guter Beitrag ...
… wie man ihn sonst eher bei der FT findet, und dort im Finanzblog Alphaville findet. Besten Dank!
Die Herausforderung für die deutsche Wirtschaft besteht nun in der Tat darin, dass wir mit Maschinenbau, Auto, chemie, Elektro cap-ex heavy / low margin-Industrien haben, während die neune Industrien aus dem Silicon Valley low cap-ex / high margin sind, und unendlich skalierbar.
Die Freuden der machtvollen Auserwählten der Menschheit//
Ihre unternehmerischer “Dosenöffner ” lässt im Freien duftende ,betäubende Versprechungen sanft despotischer Natur ,humanitäre Beiträge,ja zimperlich wie Export gedeutet.
Daher empfehlenswert:”Le Mythe de La Singularité “,Jean -Gabriel Ganascia,Le Canard Enchaîne 10 mai 2017-5.
Es handelt eindringlich wie sich das sogenannte “transhumanismus” ein
Umdenken fördert [Google,Apple,Amazon ,Facebook …].
Ein Zitat zur Geschmacksprobe:”Les empires industriels high-tech prétendent œuvrer pour le bien commun de manière à amadouer l’opinion ainsi que les pouvoirs publics.
Et ce afin de s’emparer peu à peu des attributions traditionelles de ces derniers:
on commence par la santé ,puis on se met à tenir des registres d’état civil,
battre monnaie,éduquer ,fliquer,etc.
Bref ,améliorer l’humanité…
Et vive les électrodes pour tous!”[Article de Jean -Luc Porquet: Vous
reprendez bien un peu d’électrodes?-ebenfalls Le Canard Enchaîné,10 Mei].
Da ändert sich seit langem etwas ,nichts außergewöhnliches wirtschaftsgeschichtlich betrachtet,und immer muß ja klar sein die Alternative :”Un éléphant se trompe énormément ” !
Ein wesentlicher Grund wurde vergessen
De fakto sind die Unternehmenssteuern für Großonzerne auf nahezu 0% gefallen. Da kann man leicht viel Geld sparen.
Das Argument funktioniert nicht. In der von mir verlinkten Literatur wird gezeigt, dass in dem betrachteten Zeitraum die Steueränderungen nicht so nachhaltig waren, dass sie die Ersparnisbildung wesentlich erklären könnten.
Gruß
gb
Lob
Für solche spannenden Analysen muss man die FAZ loben – das wiegt glatt 50 Volkspädagogik-Artikel zum Thema “Markt” und ähnliche Predigten wieder auf…
Ohne weitere Worte
„Sie leihen sich kurzfristig Geld von Kunden und an Kapitalmärkten und investieren es langfristig in den Immobilienmarkt.“ https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2017/05/von-nichts-kommt-nichts–auch-nicht-geld/
LG Michael Stöcker
OMG
Eine gute/unschöne Krisenanalyse, Herr Braunberger.
Diese drei von Ihnen angeführten Trends verschärfen die grundsätzliche monetäre Krise des Kapitalismus:
1. Apple & Co. sind Matthäus-Effekt in Potenz, der durch den internationalen Steuersenkungswettbewerb auch noch befeuert wird. Die Rechnungen für Google Adwords werden z. B. von Google Ireland Ltd. in Dublin erstellt: https://www.siliconrepublic.com/companies/google-ireland-earnings-2015. Aber das ist nicht alles: https://www.theguardian.com/business/ireland-business-blog-with-lisa-ocarroll/2011/mar/24/google-ireland-tax-reasons-bermuda.
2. Die digitale Revolution erfordert nicht nur weniger Kapital, sie wird zugleich viele Kapitalbestände entwerten. Wohl dem, der keine Schulden hat und/oder über genügend Eigenkapital verfügt.
3. Matthäus-Effekt und Steuersenkungswettbewerb befeuern wiederum den dritten Trend (Unternehmen als Nettosparer), auf den Heiner Flassbeck schon seit vielen Jahren hinweist. Wer jetzt weiterhin an ausgeglichenen Haushalten festhält und weitere Steuersenkungsrunden durchsetzt, der wird das System zielsicher gegen die Wand fahren. Warum? Geld hat keinen Rückzahlungstermin; Kredite sehr wohl.
Der Zins ist ein Gewinnbestandteil. Zu viele Banken für zu wenige Kreditnehmer drücken auf die Margen und somit auch auf den Zins. Wir sind einfach overbanked.
„Das Ergebnis ist ein latent fragiles, zu größeren Einheiten tendierendes Finanzsystem.“
Gegen größere Einheiten gibt es ein einfaches Rezept: https://www.minneapolisfed.org/publications/special-studies/endingtbtf
Und wenn die Überkapazitäten im Finanzsektor bereinigt sind, dann klappt es auch wieder mit dem Zins: https://www.youtube.com/watch?v=ZOa3EUKOFxw&index=28&list=PLB1uqxcCESK6B1juh_wnKoxftZCcqA1go und die Immobilienpreise können sich ebenfalls normalisieren: https://de.wikipedia.org/wiki/Bubble_Economy#/media/File:Sum_japan.svg
LG Michael Stöcker
PS: Der Link zu Jordá & Co. ist defekt.
Ich habe den Link zu Jorda & Co. repariert. Danke für den Hinweis!
Gruß
gb