Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Milton Friedmans unbequeme Wahrheiten

| 19 Lesermeinungen

Vor 50 Jahren hielt Milton Friedman eine Rede, die das Denken über die Geldpolitik bis heute prägt. Manche Erkenntnisse sind allerdings in Vergessenheit geraten.

Zu Beginn eines jeden Jahres treffen sich die wichtigsten Ökonomen der Welt auf der Tagung der Amerikanischen Ökonomenvereinigung, die dieses Mal in Philadelphia stattfindet. Ein fester Bestandteil des Programms bildet ein Vortrag des jeweiligen Präsidenten der Vereinigung. Vor genau einem halben Jahrhundert hielt der spätere Nobelpreisträger Milton Friedman eine außerordentlich einflussreiche Rede über die Rolle der Geldpolitik, die damals das Denken über die Zusammenhänge von Geldpolitik, Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit prägte und bis heute nachwirkt. James Tobin, damals der wohl bedeutendste Kritiker von Friedmans Geldlehre und später ebenfalls Nobelpreisträger, bezeichnete die in der Fachzeitschrift der Ökonomenvereinigung, der American Economic Review (AER) abgedruckte Rede als den “sehr wahrscheinlich einflussreichsten Artikel, der jemals in einer wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschrift erschienen ist”. Als vor einiger Zeit die 20 wichtigsten jemals in der Review gedruckten Artikel zusammengestellt wurden,  befand sich Friedmans Rede darunter. Gleich drei Arbeiten bekannter Ökonomen behandeln daher auf der diesjährigen Tagung die Rede Friedmans und ihre Folgen.

Das ökonomische Denken der sechziger Jahre war geprägt von der Annahme eines inversen Zusammenhangs zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit. Nach dieser Überzeugung konnte der Staat mit Geld- oder Finanzpolitik zwischen unterschiedlichen Kombinationen von Inflation und Arbeitslosigkeit wählen, wobei niedrige Arbeitslosigkeit mit hoher Inflation und hohe Arbeitslosigkeit mit niedriger Inflation einhergeht. Fachleute bezeichnen diesen Zusammenhang als „Phillips-Kurve“. (Wir haben uns in FAZIT zuletzt hier und hier mit der Phillips-Kurve befasst.) In dieser Denkweise wird die Lage am Arbeitsmarkt alleine von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bestimmt. Arbeitslosigkeit kann demnach erfolgreich bekämpft werden, solange die Öffentlichkeit bereit ist, dafür eine höhere Inflation zu akzeptieren. Nichts beschreibt diesen Zusammenhang besser als Helmut Schmidts berühmtes Zitat: „Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.“

Friedman hat in seiner Rede die Vorstellung einer simplen Austauschbeziehung von Inflation und Arbeitslosigkeit auf zweierlei Weise zerstört. Zum einen wandte er sich gegen die Vorstellung, jede Form von Arbeitslosigkeit lasse sich durch aktive Konjunkturpolitik bekämpfen. Stattdessen etablierte er die Idee einer sogenannten natürlichen Arbeitslosenquote. Damit ist jene Arbeitslosigkeit gemeint, die sich, modern gesprochen, aus strukturellen Gründen ergibt, darunter mangelnde Information über offene Stellen, fehlende Qualifikation oder zu geringe Mobilität der Arbeitnehmer. Friedman sagte nicht, gegen eine solche Arbeitslosigkeit lasse sich nichts tun. Er war aber der Meinung, mit einer aktiven Konjunkturpolitik lasse sich diese Arbeitslosigkeit nicht bekämpfen, wohl aber mit einer Politik, die für bessere Angebotsbedingungen sorgt.

Friedmans zweiter Punkt war die These, dass jeder Versuch, die natürliche Arbeitslosigkeit durch aktive Geld- oder Finanzpolitik zu bekämpfen, zu einer sich beschleunigenden Geldentwertung führt. Das heißt: Aktive Konjunkturpolitik kann, in der falschen Situation betrieben, schweren Schaden anrichten. Stattdessen plädierte Friedman dafür, durch eine Geldpolitik, die auf eine längerfristige Steuerung der Geldmenge zielt, die Konjunkturschwankungen zu reduzieren.

Auch wenn sich das Konzept der Geldmengensteuerung durch die Notenbank in der Praxis nicht bewährt hat und Notenbanken seit langem die von Friedman ungeliebte Zinspolitik in den Mittelpunkt gestellt haben, war Friedmans Rede ein beeindruckender Erfolg. Noch heute diskutieren Ökonomen über die sogenannte Phillips-Kurve, aber Friedman hat den naiven Glauben nachhaltig zerstört, die Geldpolitik könne nach ihrem Gusto zwischen Kombinationen von Inflation und Arbeitslosigkeit wählen. Ebenso ist heute weithin akzeptiert, dass Arbeitslosigkeit auch strukturelle Ursachen haben kann, die sich mit expansiver Geldpolitik nicht bekämpfen lassen  – auch wenn in der Praxis eine strikte und zuverlässige Trennung zwischen struktureller und konjunktureller Arbeitslosigkeit schwierig ist. Und drittens ist auch die Idee tot, mit hoher Inflation ließen sich andere wirtschaftliche Übel kurieren.

Ein wenig untergegangen ist gerade in Deutschland jedoch Friedmans Erkenntnis, dass Geldpolitik eine Rolle in der Konjunkturstabilisierung zu spielen hat – und zwar in beide Richtungen. In den sechziger bis neunziger Jahren wurde von Parteigängern vor allem über die Rolle der Geldpolitik als Kampfmittel gegen eine zu hohe Inflation gesprochen. Aber Friedman hat auch, unter anderem in einem früher sehr bekannten Buch über die Geldgeschichte der Vereinigten Staaten, auf die Verantwortung der Geldpolitik für die Bekämpfung einer schweren Krise hingewiesen. Nach seiner Ansicht hatte die Geldpolitik in den dreißiger Jahren durch zu große Passivität die Weltwirtschaftskrise mit verursacht.

Daher ist es bemerkenswert, wenn heute Ökonomen, die Friedman in ideologischer Hinsicht eigentlich nahe stehen, die Geldpolitik seit der 2007 ausgebrochenen Finanzkrise als eine einzige Verirrung betrachten, obgleich sie in Amerika ausdrücklich mit Bezug auf Friedmans Plädoyer für expansive Geldpolitik in Krisen begründet worden ist. Ebenso ist es bemerkenswert, wenn heute Friedman ideologisch nahe stehende Ökonomen Anleihekaufprogramme von Notenbanken als gefährliches Teufelszeug verdammen, obgleich Friedman in Zeiten sehr niedriger Zinsen Anleihekaufprogramme ausdrücklich gutgeheißen hatte. Es darf auch erwähnt werden, dass diese Ökonomen Zinsen von nahe Null als wirtschaftlich katastrophal betrachten, obgleich Friedman in einem diesen Ökonomen zweifellos bekannten Aufsatz einen Nominalzins von Null (in Kombination mit einem leicht fallenden Preisniveau) als gesamtwirtschaftlich optimal hergeleitet hatte.

Und es kann nur erstaunen, wenn noch heute sogar Professoren optisch niedrige Nominalzinsen grundsätzlich als Ausdruck einer (hyper-)expansiven Geldpolitik ansehen, wo Friedman doch gelehrt hatte, dass allenfalls Amateure auf eine solche Idee kommen. Damit zusammenhängend: Schon Ende der fünfziger Jahre hatte es Friedman als fundamentales Fehlverständnis bezeichnet, einen über längere Zeit konstanten Zins als Beleg für eine konstante Ausrichtung der Geldpolitik anzusehen. Das ist rund 60 Jahre her, aber dieses fundamentale Fehlverständnis lässt sich noch heute antreffen.

Wie andere große Ökonomen – Adam Smith, John Maynard Keynes und Friedrich von Hayek sind vergleichbare Fälle – war Milton Friedman intellektuell weitaus gelenkiger, facettenreicher und komplexer als manche Leute, die meinen, sie wären seine Schüler.

 


19 Lesermeinungen

  1. Gerald Braunberger sagt:

    Über Friedman und die Phillips-Kurve und Hayek und Inflationserwartungen....
    David Glasner mit einem interessanten Blogbeitrag über Milton Friedman un die Phillipskurve:
    https://uneasymoney.com/2018/01/12/milton-friedman-and-the-phillips-curve/

    Gruß
    gb

  2. germon sagt:

    Selbstdenken
    Statt Beistand bei den üblichen Autoritäten zu suchen:

    Mut zum selbstständigen Denken ohne fremde Anleitung (Kant).

    Wenn man schon Beistand braucht, dann wieder bei Adam Smith – selbstdenkend – anfangen.

    Keynes war ein wirtschaftspolitischer Eugeniker, technokratisch wie ungefähr der Rest seiner Zeit. Friedman mit seiner „natural rate of unemployment“ ist davon nicht weit entfernt. Beide haben sich wirtschaftstheoretisch gut gehalten. Was aber eher für die Vorliebe fremder Anleitung spricht.

    Gegenwärtig wird Geldpolitik immer exzessiver. Mit fremder Anleitung durch Keynes, auch Friedman usw. wird man das aber kaum erkennen können.

    • Gerald Braunberger sagt:

      Wissenschaftlicher Fortschritt bedarf des Hinausschreitens über Altmeister. Allerdings bedarf er auch der Begründung/Herleitung. Eine bloße These wie “Geldpolitik wird immer exzessiver” besagt in dieser Hinsicht noch nichts.

      Gruß
      gb

  3. MF87 sagt:

    Friedman und King :Das Prinzip Verantwortung -bequem /unbequem- im historischer
    Perspective:dazu ein Hinweis:
    The Harvard Gazette ,”Beyond ‘I have a Dream’”,von Liz Mineo[11.01.2018].

    Ein „interdisziplinäres“ Verfahren ,offenes Ende?

  4. Jue.So sagt:

    Titel eingeben
    Mag mein Kommentar beim 1ten Blick der Deutung anheimfallen “Thema verfehlt” – der 2te Blick dürfte die “Hoheit” in dieser möglichen Bewertung zögern lassen. |;-)

    Vorauszuschicken ist hier, was mit dem Begriff “Staat”, im 2ten Artikel-Absatz, zur verstehen ist.
    In unseren Landtagen und in unserem Bundestag versteht MANN und FRAU darunter _alleine_ den Personenkreis _ihrer_ Provenienz – wer nicht zu ihnen gehört, gehört nicht gehört!
    Tatsächlich ist die Definition zu verwenden, die keinerlei Deutung eröffnet:
    GG Art. 20 „(2) ¹ Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ ENDE Auszug

    Ebenfalls ist angeraten den Begriff “Wahrheiten” zu betrachten:
    Es gibt für uns, den Homo sapiens, keine Wahrheiten! Was es gibt, das ist die Annäherung an TATSACHEN – Wir, der Homo sapiens, besitzen lediglich eine eingeschränkte Wahrnehmung, die es uns ermöglicht “Ausschnitte” aus den realen Gegebenheiten zu erfassen – leider!
    Würden wir in den letzten Jahren nicht einen solchen Fortschritt, in der Erweiterung unserer technischen Möglichkeiten “errungen” haben, es bliebe so einiges im Verborgenen!

    Also zu Milton Friedman und seinen Feststellungen der (tatsächlichen) Gegebenheiten, die seine Grundlagen sind – nachzulesen.

    Ökonomie – Geldpolitik – Wirtschaftswachstum – Arbeitslosigkeit – Finanzpolitik – Konjunktur
    Dies alles Begriffe mit denen zu verschleiern versucht wird, dass sie, die Akteure, Wortschöpfer und Deuter mit Deutungshoheit in _einem_ sind.
    Schüler und Schülerinnen -noch wenige- der Hochschulen, an denen althergebrachtes fortgeführt wird. Das ganz im Sinne der Lehrenden, die entscheiden ob das von den Studenten vorgelegte auf _ihre_ Zustimmung trifft, und so zu einem erfolgreichen Abschluss führt.

    Im Jahr 1959 lernt eine Studentin in Freiburg im Brsg. für ihren Abschluss: “Wirtschaftsrecht der Bundesrepublik Deutschland und der angrenzenden Staaten Schweiz und Österreich”
    Der Inhalt ihrer Arbeit, den sie letztendlich vorgelegt hat, ist mit nicht bekannt, jedoch (1960) die erhaltene Abschlussbenotung mit 1,8.

    Hinzugenommen die Entscheidung Bundesverfassungsgericht vom 7. Nov. 2017 – 2 BvE 2/11 – Die Bundesregierung hat Auskünfte zur Deutschen Bahn AG und zur Finanzmarktaufsicht zu Unrecht verweigert – Darin vielzählig “Markt” genannt und der Begriff “Marktteilnehmer”!!

    Also ergänzt das Thema der Studentin: … Schweiz und Österreich – in vergleichender Betrachtung zur Angleichung der Rechtssysteme mit der Maßgabe der Vereinfachung und Optimierung zum Wohle der Wirtschaftenden Jue.So 1960

  5. HinrichM sagt:

    Milton Friedman hatte in den USA ...
    … nie das Problem einer strategischen Inflationspolitik wie wir es in Europa mit Frankreich und Italien hatten und haben. Die Ordnungspolitiker, die er kritisiert, waren alle einverstanden mit den staatlich finanzierten Konjunkturpaketen im Zuge der Finanzkrise 2009, um ein Abgleiten in eine Große Depression zu vermeiden. Diese Krisenintervention war gerechtfertigt, auch zum Preis einer vorläufig zu hohen Staatsverschuldung. Aber sie kritisieren zu Recht die Abkehr der EZB von der vertraglich festgelegten Stabilitätspolitik von Maastricht hin zu einer lateinischen Staatsfinanzierungs- und Inflationspolitik, die einen eklatanten Vertragsbruch und eine erhebliche Mandatsüberschreitung der EZB bedeuten. Die Situation in der Eurozone ist eine etwas andere als die in den USA (das sieht man schon auf den ersten Blick angesichts des Irrsinns der auflaufenden Targetsalden, in den USA undenkbar) und auch Friedman hat sie damals nicht vorwegnehmen und einbeziehen können. Ihm eine Sympathie für die klassische Notenbankpolitik einer Banca D’Italia oder Banque de France zu unterstellen, wie sie die EZB inzwischen ganz schamlos praktiziert, ist schon wirklich sehr abseitig.

    • Gerald Braunberger sagt:

      “… das Problem einer strategischen Inflationspolitik wie wir es in Europa mit Frankreich und Italien hatten und haben.”

      Mein Artikel sprach das Verhalten professioneller Ökonomen an, von denen man erwarten darf, dass sie Geldpolitik sachbezogen und nicht nach nationalen Kriterien analysieren. Bei einer sachbezogenen ökonomischen Analyse wird es nicht leicht sein, (in der Nachkriegszeit) historisch niedrige Inflationsraten, wie wir sie seit Jahren in der Eurozone mit zuletzt 1,4 Prozent haben, als “Problem einer strategischen Inflationspolitik wie wir es in Europa mit Frankreich und Italien hatten und haben”, zu deklarieren.

      “…hin zu einer lateinischen Staatsfinanzierungs- und Inflationspolitik, die einen eklatanten Vertragsbruch…”

      Nach meiner Kenntnis existiert kein höchstrichterliches Urteil – weder vom Europäischen Gerichtshof noch vom Bundesverfassungsgericht – , das Anleihekäufe der EZB im Grundsatz für rechtswidrig erklärt. Das Bundesverfassungsgericht hat zuletzt Vorbehalte wegen des Umfangs der Anleihekäufe geäußert und die Angelegenheit liegt jetzt in Luxemburg.

      Gruß
      gb

    • HinrichM sagt:

      @ gb
      Vielen Dank für Ihre Einlassung. Es gibt in der Tat und trotz aller Bemühungen bisher keine nennenswerte Inflation, aber die Potentiale sind inzwischen geschaffen und die ehemalige Obergrenze von 2% wurde über Nacht in ein sogenanntes Inflationsziel umdefiniert. Ebenso gibt es immer noch keine einschlägigen Urteile, das heißt aber nicht, daß es keine Rechtsbrüche gibt. Anleihekäufe sind natürlich nicht per se rechtswidrig, Staatsfinanzierung ist es allerdings, sie rüttelt an den Grundfesten von Maastricht. Friedman konnte die Bedingungen der Eurozone, die von national orientierter italienisch-französischer Fiskalpolitik via EZB inzwischen stark geprägt sind, noch nicht antizipieren. Eine aktualisierte Version seiner Analyse von damals mit besonderer Berücksichtigung der Eurozone werden wir leider nicht mehr bekommen können.- MfG, H. Mock

    • Gerald Braunberger sagt:

      Das Inflationsziel der EZB wurde nicht “über Nacht” eingeführt, sondern lange vor der Finanzkrise unter der Ägide des damaligen deutschen Chef-Volkswirts Otmar Issing.

      Dass es für ein solches Ziel gute Gründe gibt, hat unter anderem der aktuelle Bundesbankpräsident Jens Weidmann betont. Hier ist ein Link zu einem FAZIT-Beitrag, in dem dies behandelt wurde:

      https://blogs.faz.net/fazit/2015/09/25/die-optimale-inflationsrate-liegt-nahe-zwei-und-nicht-bei-null-prozent-6538/

      Gruß
      gb

    • HinrichM sagt:

      @ gb
      Vielen Dank für den sehr interessanten Link! Ich nehme das “über Nacht” hiermit natürlich sofort zurück, bleibe aber erstmal skeptisch, ob man Inflation wirklich derart zielgenau solide steuern kann und sollte. Wir werden es ja sehen. – MfG, H. Mock

  6. juhui sagt:

    Es ist schon abenteuerlich
    die heutige Situation mit der Weltwirtschaftskrise zu vergleichen und damit die expansivste Geldpolitik aller Zeiten zu rechtfertigen. Besser passen würde ein Vergleich mit dem was in den USA zur Weltwirtschaftskrise geführt hat: zu lockere Geldpolitik, exzessive Spekulation und extrem ungleiche Einkommensverteilung

    • Gerald Braunberger sagt:

      Der Blick auf die Inflationsrate in den zwanziger Jahren in den USA legt nicht den Eindruck nahe, die Geldpolitik wäre damals zu expansiv gewesen.

      Gruß
      gb

  7. g.mayer sagt:

    Früher war nicht alles besser,
    aber Wissenschaft war, meine ich, mehr der Aufklärung und Erkenntnis verpflichtet. Also hat man das Dunkel in alle Richtungen ausgeleuchtet und das Erkannte zunächst beschrieben und systematisiert. Ein Moraltheologe, der Adam Smith ja war, konnte so “by the way” zum Mitbegründer der modernen Ökonomie werden. Der Umgang mit ihm heute zeigt exemplarisch den Niedergang des Aufklärungsideals: interessengeleitet selektiert man, was irgendwie passt und schustert Rezepte und Rechtfertigungen daraus, gerne für den zahlenden Auftraggeber. Der Artikel zeigt nun klar, dass die Wahrnehmung von Friedman heute genau so verkürzt ist und für ideologische Scharmützel zugerichtet wird. Das ist der Kern dessen, was die Expertengläubigkeit gerade hierzulande so suspekt macht. Zünden Sie bitte mehr von diesen Erkenntnislichtern an; es ist gerade heute jeden Aufwand wert.

    • wokaef sagt:

      Sehr guter Kommentar
      Die aktuelle Situation gut auf den Punkt gebracht. Die interessensgeleitete abhängige Wissenschaft und die ideologische Ausschlachtung an Stelle der Suche nach Erkenntnis ist auch der Treiber f. die fake news Debatte, die zunehmende Orientierungslosigkeit, der zunehmende Irrsinn und das Unbehangen, was soll man denn wem überhaupt noch glauben. Das Einzige woran aktuell noch gelaubt wird, ist die gute Konjunktur, Wachstum und geringe Arbeitslosigkeit. Mehr Rezepte, tiefere Überzeugungen und tragfähige(re) Zukunftskonzepte sind nicht vorhanden. Außer dass man sein Heil in irgendeiner komischen digitalen 4.0 Zukunft vermutet.

  8. JochW sagt:

    Friedmann, der Länderruinierer
    Jedes Land, das sich von Friedman beraten liess, trieb in den folgenden Jahren in den Ruin. Auch in den USA hat er mit seinen asozialen Theorien viel Schaden angerichtet. Man nenne mir ein einziges Land, das mit seinen im sozialen Vacuum hirngesponnen Theorien auch nur einen Achtungserfolg erreichte. Wenn es je einen total überbewerteten Ökonom seit Keynes gab, war es Friedman. Im Vergleich zu Stiglitz ist Friedmann ein Gartenzwerg in Modelleisenbahngrösse. Ausser Sie würden ihn mit Trumps Friedman verwechseln, dem ultra-rechten Bankrott Experten, der mit Milton sehr vieles gemeinsam hat, von der unberechtigten Arroganz bis zur praktischen Ignoranz.

  9. ReneMacon sagt:

    Couragierte Anmerkungen zu einem ziemlich deutschen Problem!
    Es fällt schon auf, so wie deutsche “Monetaristen” die Friedman’schen Überlegungen gerne zu Abwehr von staatlichen Eingriffen verwenden, verwenden deutsche “Ordnungspolitiker” die ordnungspolitischen Konzepte ebenfalls gerne zur Abwehr des Staates etwa im Bereich der Industriepolitik. Das ist natürlich auch völlig in Ordnung und wohlbegründet. Nur muss man dann aber auch anerkennen, dass diese wirtschaftspolitischen Konzepte in bestimmten Fällen auch gute Gründe für staatliche Eingriffe kennen. Konkret: Warum fordert in Deutschland kein gestandener Ordo eine allgemeine CO2-Steuer? Angesichts der Disaster, die die Merkel’sche “Technologiepolitik” bisher produziert hat, wäre das jetzt doch aber wirklich mal ein wohlbegründbarer Vorschlag!

  10. BGrabe02 sagt:

    Interessenpolitik...
    über die gestiegene Bedeutung der Medien, ist es heute sehr viel mehr Akteuren möglich aktiv Meinungsmache zu betreiben für ihre Interessen.
    Die ökonomische Abhängigkeit der Medien ist dafür eine probates Einfallstor. deshalb wird nicht propagiert, was richtig wäre, sondern immer nur die Teilaspekte, die den Interessen entgegenkommen.
    Die Kompetenz der Journalisten reicht bei weitem nicht, um im gegebenen Kontext auch nur den Versuch zu starten außer in Einzelfällen objektiv zu berichten.
    Ganz zu schweigen von den Abhängigkeiten die sich aus den Eigentümerstrukturen ergeben.
    Mit dem Rückzug des Staates aus vielen neutralen Instituten hat er im Grunde die Deutungshoheit den Lobbys geopfert.

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