Die Konzentration hat in den vergangenen 20 Jahren in der amerikanischen Wirtschaft zugenommen. Über die Gründe streiten Ökonomen engagiert. Eine neue Arbeit sagt: Die Kosten des Markteintritts sind gestiegen.
Wir kehren zu einem Thema zurück, dass wir in der vergangenen Woche mit dem Beitrag “Superstars und Niedrigzins” bereits angesprochen hatten: die Zunahme der Konzentration in vielen Zweigen der amerikanischen Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten. Hierzu wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Arbeiten veröffentlicht.
Unbestritten sind folgende Befunde:
- Mit der Zunahme der Konzentration sind die Gewinnmargen der Unternehmen gestiegen.
- Die Investitionen der Unternehmen sind in Relation zur Rentabilität der Unternehmen, ihren Finanzierungskosten und ihrer Marktbewertung seit dem Jahre 2000 schwach gewesen.
- Die Investitionen sind vor allem in jenen Branchen schwach gewesen, in denen die Konzentration zugenommen hat.
Diesem Konsens steht aber eine große Uneinigkeit entgegen, was die Ursachen und die Konsequenzen dieser Entwicklung betrifft. Eine kleine Auswahl:
- Die Konzentration ist das Ergebnis von Wettbewerbshindernissen
- Die Konzentration ist im Gegenteil das Ergebnis eines sehr starken Wettbewerbs, in dem die Konsumenten die Produkte der besten Anbieter kaufen und so deren Marktstellung stärken.
- Die Konzentration wird durch den Niedrigzins begünstigt.
- Das niedrige Niveau der Sachinvestitionen der Unternehmen erklärt sich durch eine starke Zunahme der immateriellen Investitionen (Software, Patente, Markenrechte…)
Für jede dieser Thesen liegen empirische Arbeiten vor, deren Aussagekraft aber begrenzt ist. Die Ökonomen Germán Gutiérrez, Callum Jones und Thomas Phillipon haben nun mithilfe eines umfangreichen Modells und zahlreicher Daten einen neuen Versuch unternommen, zu Ergebnissen zu gelangen. Vor allem wollen sie auch wissen, was dieser Konzentrationsprozess für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten bedeutet.
Hier sind zwei Ergebnisse:
- Die Wettbewerbsverhältnisse haben einen starken Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. In ihren Berechnungen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der Konsum in den Vereinigten Staaten zwischen 2003 und 2015 um 5 bis 10 Prozent höher gewesen wäre, hätte die Konzentration nicht stattgefunden. Der Kapitalstock würde um 1 bis 3 Prozent höher liegen. Wie immer sind solche Berechnungen mit etwas Vorsicht zu genießen, aber zumindest der Effekt auf den Konsum ist doch beachtlich.
- Einen wesentlichen Grund für die Konzentration sehen die Autoren in gestiegenen Markteintrittsbarrieren – sprich, es fällt neuen Unternehmen schwerer, in etablierte Märkte einzudringen. Die höheren Eintrittsbarrieren sind zum einen auf Regulierungen zurückzuführen, aber auch auf Fusionen und Übernahmen. Als Beispiel nennen die Autoren die zivile Luftfahrt, wo es in den vergangenen zehn Jahren mehrere bedeutende Zusammenschlüsse gegeben hat.
Das Thema Fusionen und Übernahmen ist sehr interessant, da es einen Zusammenhang zwischen vielen Deals und dem Preisdruck in zahlreichen Wirtschaftszweigen gibt. In den vergangenen Jahren sindviele Fusionen sehr großer Unternehmen in erster Linie beschlossen wurden, um gewaltige Kostensynergien zu heben. Im Grunde sind dies in erster Linie defensive Fusionen. Vor vier Jahren übernahm der größte Bierkonzern der Welt, Anheuser-Busch Inbev, den zweitgrößten Konzern SAB Miller. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Aktuell versucht der weltgrößte Goldminenbetreiber Barrick Gold die Nummer zwei der Branche, Newmont Mining, zu übernehmen.